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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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stimmte Ubbo Jansen zu, »da draußen in der Freiheit werden sie elendig verrecken. Am besten, wir bringen sie in die verbliebenen Volieren.«
    Tim reckte sich und sah seine Mutter mit Niklas und Thorsten Gärtner in den Wagen steigen. Am liebsten hätte er hinter ihr hergeschrien: »Mama, bleib doch!«
    Schon zwei Straßen weiter wurden sie gestoppt, weil eine Menschenmenge die Fahrbahn blockierte. Angeblich war an der Autobahnauffahrt ein Durchbruch erfolgt. Die Nachricht wurde mit Jubel und Knallfröschen gefeiert. Die meisten wollten dorthin und ihr Glück versuchen. Andere hatten vor, beim Stürmen der Brücke zu helfen.
    »Wir müssen sie an vielen verschiedenen Punkten attackieren, damit sie ihre Kräfte nicht bündeln und zurückschlagen können!«, rief ein Theologiestudent.
    Kerstin Jansen stieg aus dem Wagen und mischte sich ein: »Bitte beruhigen Sie sich! Ich bin die Bürgermeisterin! Ich versichere Ihnen …«
    »Die Jansen!«, rief der Elektriker Paul Polte. Kerstin erinnerte sich an das Gesicht. Seine Geschichte war erst kürzlich durch die lokalen Medien gegangen, als ein typisches Beispiel für eine verfehlte Politik. Polte erhielt seit drei Jahren Hartz IV, lebte von Schwarzarbeit und hatte Angst, nie wieder in den normalen Arbeitsmarkt zu kommen.
    »Was verschafft uns denn die Ehre? Wir dachten, Sie und Ihre Mischpoke hätten längst die Stadt verlassen!«
    Sie reagierte nicht darauf und hob die Hände, um zu den Leuten zu sprechen, doch man wollte ihr nicht zuhören. Der Elektriker richtete seine Pistole auf sie und sagte mit zynischem Unterton: »Gratuliere. Sie haben gerade Karriere gemacht. Von der Bürgermeisterin aller Bürger zur Geisel aller Bürger.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte sie, hob aber die Hände höher, um sich zu ergeben. Die Waffe sah echt aus, war es aber nicht.
    »Eine Landtags- oder Bundestagsabgeordnete wäre mir lieber, aber eine Bürgermeisterin tut es zur Not auch«, stellte Paul Polte fest. Seine abstehenden Ohren glühten.
    »Und was haben Sie jetzt vor?«, fragte Kerstin Jansen, um Sachlichkeit bemüht.
    »Blöde Frage. Wir bringen dich nach Uphusen zur Brücke und pressen mit dir den Weg frei, ohne Blutvergießen. Wetten, sie lassen uns durch, wenn wir dir die Waffe an den Kopf halten?«
    Kerstin Jansen fror innerlich. Sie war im Grunde schon froh, nicht sofort erschossen zu werden. Jetzt kam es darauf an, Zeit zu gewinnen, bis die staatliche Ordnung wiederhergestellt war.
    Paul Polte zeigte auf Niklas Gärtner. »Ist das dein Mann? Und der da dein Sohn?«
    Niklas Gärtner schüttelte heftig den Kopf.
    Kerstin Jansen erhob die Stimme: »Ich kann mich nicht daran erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben.«
    Während Niklas Gärtner ausstieg und sich neben die Bürgermeisterin stellte, rutschte Thorsten Gärtner auf den Fahrersitz.
    Bürgermeisterin Jansen zog alle Aufmerksamkeit auf sich. »Das ist nicht mein Mann. Es ist bekannt, dass ich geschieden bin.«
    »Der sieht aus wie der … Dings, der … na, wie heißt der noch, der aus dem Fernsehen?«, rief eine Dame mit schlecht sitzendem Gebiss.
    Paul Polte richtete seine Pistole jetzt auf Niklas Gärtner. »Ein politischer Freund? Haben wir doch einen Bundestagsfuzzi aufgegriffen?«
    Ein Hobbyjazzer fotografierte Niklas Gärtner mit seinem Handy und schickte das Bild als MMS mit der Frage »Kennst du den?« an seine Freundin.
    »Ich heiße Niklas Gärtner, ich bin Diplom-Betriebswirt Gesundheitsmanagement …« Er wusste nicht mehr weiter.
    Irgendjemand fand das witzig und lachte laut.
    Thorsten Gärtner legte kurz entschlossen den Rückwärtsgang ein und fuhr mit heulendem Motor bis zur nächsten Ecke. Am Kiosk würgte er den Motor ab.
    Drei junge Männer rannten auf den Wagen zu. Der erste rüttelte schon an der Tür, da startete Thorsten den Wagen erneut und bewegte sich zunächst mit drei känguruartigen Sprüngen vorwärts, dann brauste er in Richtung Hühnerfarm davon.
    Es war für ihn, als ob sein Herz aus der Brust springen würde, so sehr raste es.

 
    122 Charlie stand im Flur der Station zwei wie eine vergessene Schaufensterpuppe. Um ihn herum bewegten sich hektische Menschen. In der allgemeinen Betriebsamkeit ging er unter, er wurde angerempelt, beiseitegedrängt und das grelle Licht der Neonröhren machte ihn zusätzlich fertig. Er hatte das Gefühl, es würde seine Haut verbrennen.
    Ein Gedanke von merkwürdiger Klarheit breitete sich in ihm aus. Es war wie eine Erleuchtung. Dieses Neonlicht

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