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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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stöhnte er.
    »Komm, lass uns lieber abhauen, Eddy«, bat Justin seinen Bruder und zog aufgeregt an dessen Hemd.
    Eddy schüttelte ihn ab, hob stattdessen die Faust und rief: »Rache! Rache!«
    »Genau«, sagte Thorsten. »Wir werden denen da drin jetzt zeigen, dass sie so was mit uns nicht machen können. Wir räuchern die Bande aus. Ich hab von der Mauer aus genau gesehen, wo die Strohballen liegen. Wir werfen eine Fackel da rein und das Feuer wird auf die anderen Gebäude übergreifen. Mit den Hühnern werden auch die Viren verbrennen und die ganze verdammte Teufelsbrut! Wir brauchen dann nur noch zu warten, bis Jansen und seine Leute rauskommen, und dann greifen wir sie uns.«
    Zwei unsichere Kandidaten vom Gymnasium verzogen sich. Ihnen wurde die Sache zu heiß. Thorsten rief ihnen hinterher: »Ja, haut doch ab! Zurück zu Mami aufs Sofa, ferngucken! Haut ab, ihr warmduschenden Weicheier! Wir brauchen euch nicht!«

 
    52 Ubbo Jansen hatte Mühe, mit seinem linken Arm den Lauf der Schrotflinte so fest hinunterzudrücken, dass er zwei neue Patronen laden konnte.
    »Hilf mir«, sagte er zu Josy.
    Sie war gleich bei ihm. Noch vor wenigen Minuten hätte ihr niemand glaubhaft machen können, dass sie jemals dabei behilflich sein würde, ein Jagdgewehr zu laden. Sie hasste Waffen, sie hasste die Jagd und alles, was damit zusammenhing, aber jetzt knickte sie wie selbstverständlich den Lauf, schob neue Munition ein und spannte die Flinte.
    Sie hatten sich wieder ins Haus zurückgezogen. Tim hatte das Gefühl, der Sitz seines Rollstuhls würde glühen. Er sah etwas im Gesicht seines Vaters, was überhaupt nicht zur Situation passte und das er an ihm gar nicht kannte. Da war ein Glanz in seinen Augen. Eine merkwürdige Leidenschaft. Eine wilde Entschlossenheit.
    Sein Gesicht war mächtig lädiert. Seine linke Hand konnte er kaum bewegen. Aber er wirkte wie ein glücklicher Mann. Jemand, in den das Leben zurückgekommen war.
    Tim fand es fast spannender, seinen Vater anzuschauen, als die Monitore zu betrachten. Er musste sich geradezu zwingen, die Gegend draußen aufmerksam zu beobachten, und da sah er sie auch schon wieder.
    »Ich hab ihn erwischt«, sagte Ubbo Jansen stolz. »Ich hab ihn erwischt. Aber wir müssen die Fackel vom Dach holen.«
    »Papa, die kommen wieder! Die haben Fackeln! Verdammt, die werfen die Fackeln über die Mauer! Wir müssen raus! Wir müssen löschen!«
    Josy und Ubbo Jansen blickten nur kurz auf den Bildschirm. Die Küstenseeschwalbe ließ ihr »Kiu!« ertönen wie einen Kampfruf. Dann rannten sie los.
    »Wir haben einen Gartenschlauch draußen an den Ställen! Stell das Wasser an!«, kreischte Ubbo Jansen.
    Tim holte den Feuerlöscher, legte ihn über seine Beine und sauste hinter den beiden her auf die Brandstelle zu. Dabei vergaß er nicht, seine Videokamera zu betätigen. Das hier sollte niemals vergessen werden. Geistig schnitt er bereits die Bilder der Überwachungskamera mit den Aufnahmen zusammen, die er jetzt mit seiner Digicam machte, und stellte alles ins Netz wie eine filmische Anklage.
    Er würde das Geschehen hier dokumentieren. Das war seine eigentliche Lebensaufgabe. Er war der große Filmchronist dieser Tage, sagte er sich selbst, und das machte ihn furchtlos, so als könne dem Berichterstatter nichts passieren.
    Er hatte noch nie einen Feuerlöscher benutzt und musste erst die Gebrauchsanleitung überfliegen. Der Knopf, den er oben hinunterdrücken sollte, rührte sich nicht. Er fühlte sich idiotisch dabei, Josy zu rufen, aber ihm blieb nichts anderes übrig: »Ich krieg das Ding nicht in Gang! Dieser Mist-Feuerlöscher klemmt!«
    Sein Vater stand inzwischen breitbeinig, das Schrotgewehr über der Schulter, mit dem Gartenschlauch da und spritzte Wasser auf die Flammen. Aber es war eine sehr warme Zeit, es hatte seit Tagen in Ostfriesland nicht geregnet. Die Urlauber hatten eine herrliche Zeit an der Küste, zumindest bis heute Morgen.
    Das Stroh war trocken und die Flammen griffen rasch um sich. Der Wind fachte sie noch mehr an und trieb sie wie eine gelbrote Reiterarmee in Richtung Legebatterie. Josy hob eine Fackel auf und warf sie über die Mauer auf die andere Seite, was ihr sofort leidtat, denn Sekunden später kam exakt diese Fackel wieder zurückgeflogen und landete auf dem Dach des Wohnhauses. Sie rollte von dort herunter auf die Terrasse, wo die Gartenmöbel standen. Ein Sessel mit blau-weiß gestreiftem Polster fing sofort Feuer.
    Josy rannte hin, um den Sessel

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