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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ton, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas Hirnrissigeres gehört.
    Josy hielt ihm demonstrativ das Handy hin und schimpfte aufgebracht: »Okay, Sie haben recht. Rufen Sie doch lieber ein paar Ihrer Freunde an. Die kommen bestimmt sofort und helfen uns.«
    Er nahm das Handy nicht, sondern löschte weiter.
    »Ach, lassen Sie mich raten – so viele Freunde haben Sie im Moment nicht, oder können Sie sich nur nicht an die Telefonnummern erinnern?«
    »Dieser Akki und seine Bande sind meine schlimmsten Feinde!«, brüllte Ubbo Jansen die junge Frau an, die er für seine zukünftige Schwiegertochter hielt.
    Die schüttelte ihre wilden Haare. »Ja, stimmt. Die sind nicht gerade Fans von Ihnen. Aber sie werden kommen, um das Leben der Tiere zu schützen. Und genau das tun Sie übrigens gerade selbst.«
    »Sie könnten auch meine Angestellten anrufen«, schlug er vor. Aber es klang wie ein Rückzugsgefecht. Noch immer hielt Josy ihm mit ausgestreckter Hand das Handy hin. Er nahm es nicht.

 
    53 Henning Schumann sprach ins Mikrofon: »Wir brauchen einen Arzt. Bitte kommen Sie zu uns. Wir sind hier oben auf dem Fahrstand.«
    »Mensch, wenn hier ein Arzt wäre, hätte er sich längst bei uns gemeldet«, warf Helmut Schwann ein. Dann erst verstand er den eigentlichen Grund der Durchsage.
    »Wir haben einen Schwerverletzten an Bord. Herr Kirsch hat ihn angeschossen.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« Rainer Kirsch trat Henning Schumann in den Hintern. »Bist du bescheuert?«
    »Na, du hast es doch getan!«
    »Was sollen die Leute denn jetzt denken? Die glauben doch alle, ich sei …«
    Rainer Kirsch kapierte plötzlich, was Henning Schumann hier mit ihm abzog. Das Ganze war nichts weiter als eine klare Schuldzuweisung. Der wollte überhaupt keinen Arzt holen. Es ging um seine, Kirschs, Pistole. Es waren seine Fingerabdrücke dran. Und alle würden sich daran erinnern, wie rührend Henning Schumann sich bemüht hatte, einen Arzt zu besorgen. Henning Schumann kämpfte hier demonstrativ für das Überleben von Fokko Poppinga – das diente nur seinem eigenen Ruhm und seiner Entlastung.
    »Wenn du mich nicht geschubst hättest, würde er noch leben.«
    »Er lebt noch, du Idiot, deshalb versuche ich ja, einen Arzt zu organisieren.«
    »Nein, das versuchst du nicht. Du willst dich reinwaschen und mir alles in die Schuhe schieben!«
    Rainer Kirsch hob die Waffe und richtete sie auf Henning Schumanns Kopf.
    »Bin ich denn nur von Schwachsinnigen umgeben?«, stöhnte Schwann und wollte eingreifen, aber er wich erschrocken zurück, als Rainer Kirsch begann, mit der Pistole herumzufuchteln, und sie dabei auch auf ihn richtete.
    Die Durchsage führte an Bord zu Tumulten. Einige Menschen wurden wie aufgeweckt und fragten sich, ob das hier alles noch richtig war. Aber die meisten wurden nur noch mehr verunsichert.
    Ein Kölner Kegelverein, in dem drei ehemalige Funkenmariechen den Ton angaben und dessen Mitglieder nach dem Motto lebten: »Et kütt, wie et kütt, un et is noch immer joot jegangen«, stimmte zunächst das Lied von der sinkenden Titanic an, »My heart will go on«, und dann »So ein Tag, so wunderschön wie heute«. Man musste wohl schon Rheinländer sein, um diese Art von Humor zu verstehen.

 
    54 Noch Immer war Benjo eingeschlossen mit dem Ehepaar und dessen Kindern im Toilettenraum und es wurde ihm klar: Jetzt oder nie! Ganz eindeutig hatte Kai Rose die Nerven verloren und seine Frau war zwar auch kurz davor, abzudrehen, doch Benjo spürte, dass sie seinen Argumenten noch zugänglich war.
    Er wog ab, was dafür sprach, Kai Rose einfach hierzulassen und mit der Frau und den Kindern allein die Flucht anzutreten. Aber er verwarf den Gedanken wieder. Dieser Typ würde ihm an den Hacken kleben, solange die Frau und die Kinder bei ihm waren. Vermutlich liebt er seine Frau immer noch, dachte Benjo, sonst würde er sich nicht so an ihr abarbeiten und sonst wäre er auch nicht so sauer auf mich.
    Sie mussten sich einig werden, wer welches der Kinder tragen sollte, und nichts war im Moment schwieriger für die beiden, als sich über irgendetwas zu einigen.
    »Wir werden jetzt rausrennen und es versuchen. Wollen Sie Dennis nehmen?«, fragte Benjo Kai Rose. Der sah ihn an, als hätte er nicht verstanden.
    Dafür antwortete Margit: »Ich nehme Viola. Beeilen wir uns. – Ja, was ist?«, schrie sie dann ihren Mann an. »Wartest du auf den Bus?«
    Kai Rose stand immer noch unentschlossen mit hängenden Schultern da.
    »Einer

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