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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Frage zwischen ihnen, ob Mama besser war als Papa. Jeder versuchte, den anderen möglichst schlecht dastehen zu lassen.
    »Wir haben keine Hilfe zu erwarten. Es wird kein Hubschrauber kommen. Das Schiff dümpelt irgendwo in der Nordsee herum. Die Kinder werden sterben, wenn wir nichts unternehmen.«
    »Was sollen wir denn unternehmen? Was?«, keifte Kai Rose.
    »Wir müssen an Land. Und es läuft auf Borkum oder Emden hinaus, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Hauptsache, wir können die Kinder zu einem Arzt bringen.«
    Kai Rose hob die Arme in die Höhe und rief: »O Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Welch toller Vorschlag! Danke, Gott, dass du uns diesen wunderbaren Mann geschickt hast, der solch kluge Gedanken hat!«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Kai Rose auf der Stelle umgefallen, mit solch mörderischer Wut funkelte seine Frau ihn an.
    »Hast du denn eine bessere Idee? Du bist der Vater! Unternimm du doch was!«
    »Nein! So gut wie dein Held bin ich natürlich nicht!«
    »Hört endlich auf!«, schrie Benjamin. »Hoffentlich lasst ihr euch bald scheiden, das ist ja unerträglich!«
    »Kannst es wohl gar nicht mehr abwarten, bis sie dir ganz allein gehört, was?«, mutmaßte Kai Rose feindselig.
    »Mit mir hat das alles gar nichts zu tun. Es geht um Ihre Kinder.«
    »Habt ihr euch hier zufällig getroffen oder verabredet? Denkt ihr, ich bin blöd und merke das nicht?« Er zeigte auf Benjo. »Gib’s doch zu! Du hast sie auch gehabt! Glaub mir, es gehört nicht viel dazu, Junge. Bilde dir da bloß nichts drauf ein. Die springt mit jedem in die Kiste.«
    Margit Rose stieß nach ihrem Mann und traf ihn hart an der Schulter.
    »Nun hör ihm doch mal zu! Er hat einen Plan!«
    Kai Rose lachte demonstrativ laut: »Ja, Superplan! Wir schmeißen alle Passagiere über Bord, die Mannschaft hinterher und dann steuern wir das Schiff ganz in Ruhe in den Hafen und bringen die Kinder in eine Privatklinik.«
    Benjo atmete tief aus, legte seine linke Hand um das Gelenk der rechten und drückte fest zu. Es war, als müsse er sich an sich selbst festhalten.
    »Es gibt Rettungsboote an Bord«, flüsterte er.
    »Häh? Was? Rettungsboote?«
    »Nicht so laut, Herr Rose. Bitte nicht so laut. Die anderen dürfen das nicht hören, sonst können wir es gleich vergessen. Wenn wir aus der Toilette rauskommen, muss alles ganz schnell gehen. Wir können uns nicht an die üblichen Regeln halten und solch ein Boot langsam zu Wasser lassen. Aber wir könnten die Taue einfach kappen und dann hinterherspringen.«
    »Die Taue einfach kappen, na klasse. Nächstes Problem. Wie soll das gehen?«
    »Oder wir werfen eine dieser Rettungskapseln ins Wasser. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind darin aufblasbare Rettungsboote, sogar mit Zeltdach. Ich meine, ich habe so eine Aufschrift gesehen. Das kann ja nicht unheimlich schwer sein. Schiffbrüchige können ja schlecht vorher zwei Semester studieren, um dann so etwas hinzukriegen. Die Nordsee ist nicht besonders kalt. Wir haben schöne, warme Tage. Es müsste zu schaffen sein.«
    »Er hat recht«, sagte Margit Rose nervös und schaukelte den Kopf ihrer Tochter, die auf ihrem Oberschenkel lag, ein bisschen zu heftig hin und her, fand Benjamin, aber er sagte nichts.
    Kai Rose schlug sich gegen die Stirn. »Er hat recht, er hat recht! Wenn du klar bei Verstand wärst, wüsstest du, wie dumm das ist, was er uns hier präsentiert. Es wird bald dunkel werden. Dann treiben wir in einem Gummiboot auf der offenen See und wissen nicht mal, in welche Richtung wir rudern müssen.«
    »Irrtum«, sagte Benjamin Koch. »Es ist ganz klares Wetter. Die Lichter von Borkum werden uns den Weg weisen oder die von Emden. Vielleicht sind sogar Leuchtpatronen im Rettungsboot, sodass wir auf uns aufmerksam machen können.«
    »Ha«, lachte Kai Rose, »auf uns aufmerksam machen! Das ist gut! Glaubt ihr vielleicht, bis jetzt hat keiner gemerkt, was los ist? Wenn diesem großen Passagierschiff keiner hilft, bei dem es um viele, viele Menschen geht, dann wird sich um so ein kleines Schlauchboot erst recht niemand kümmern!«
    Benjo hob die Hände wie jemand, der sich ergibt. »Okay«, sagte er, »okay«, und ließ sich mit dem Rücken gegen eine der Toilettentüren sinken. »Wir geben einfach auf. Das scheint doch das Beste zu sein. Wir warten hier, bis die Kinder gestorben sind und uns irgendjemand ein Tässchen Tee bringt.«
    »Reden Sie nicht so! Sie machen den Kindern Angst!«, brüllte Kai Rose und ging auf

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