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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Was würde er dann machen? Ein Partner konnte nicht mit einer Junganwältin zusammen sein, jedenfalls nicht öffentlich. Natürlich gab es bei Sullivan, Greenwald Affären, genug, um die Gerüchteküche am Brodeln zu halten. Aber diejenigen, die sich Affären leisteten, waren bereits Partner, sie konnten es sich erlauben, für lüsterne Arschlöcher gehalten zu werden. Wenn Alex es bis ganz nach oben geschafft hatte, würde er vielleicht auch mal eine attraktive Anwältin anmachen, vielleicht sogar mal eine Referendarin, aber nicht jetzt. Jetzt konnte er solche Komplikationen nicht gebrauchen. Er musste konzentriert bleiben.
    »Alex«, sagte sie mit einem überraschten Unterton. »Wo ist Hilzoy? Ich dachte, Sie wären –«
    »Er ist nicht da. Ich … ich glaube, er kommt nicht mehr.«
    »Was ist mit der Besprechung?«
    Sie wirkte ehrlich besorgt, überhaupt nicht verärgert, weil er sie ausgeschlossen hatte. Er spürte einen Anflug von Dankbarkeit und schlechtem Gewissen. Er wollte etwas sagen, etwas Ehrliches, aber …
    »Alex?«, sagte sie.
    Er sah sie an und fragte sich, ob er rot geworden war. Er wollte sich schon entschuldigen, fürchtete aber, dass das eigenartig wirken würde. Vielleicht sollte er ihr einfach das mit Hilzoy erzählen.
    »Können Sie mir helfen, zwölf Minuten totzuschlagen?«, sagte er.
    Sie gingen zurück in sein Büro, und er schloss die Tür. Er erzählte ihr, was passiert war, wieso Alisa zur Zeit bei Hilzoy vor der Wohnung war.
    »Großer Gott«, sagte sie. »Glauben Sie, er ist, glauben Sie …«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber ich hab ein ungutes Gefühl.«
    Seine Worte überraschten ihn. Er sprach nie über seine Gefühle oder überhaupt irgendwas, das auch nur ansatzweise privat war, mit niemandem im Büro, und schon gar nicht mit Sarah. Na ja, er stand im Augenblick unter Stress. Die Sache mit Hilzoy –
O nein, bitte, Gott, nein
–, sie weckte einfach ein paar schlechte Erinnerungen, das war alles.
    Sie redeten weiter. Sarah hatte etwas an sich, ein warmes Verständnis in ihren braunen Augen, wodurch er sich besser fühlte. Es war irgendwie unglaublich … tröstlich, wenn jemand dich so ansehen konnte, wenn jemand dir das Gefühl gab, dass er dich vollkommen verstand und bedingungslos auf deiner Seite war. Er spürte, dass sie sich vorstellen konnte, wie es war, stundenlang auf die schwingenden Wartezimmertüren zu starren, verzweifelt auf Neuigkeiten zu warten und sie zugleich zu fürchten.
    Er räusperte sich und sah auf die Uhr. Die Besprechung fing in fünf Minuten an. Selbst wenn Hilzoy jetzt noch käme, wäre es zu spät.
    Doch Hilzoy würde nicht kommen. Nicht heute, niemals. Alex konnte es spüren – ein trauriges, scheußliches Gewicht in der Magengrube. Er kannte das Gefühl. Er hasste es.
    »Ich sollte jetzt bei Kleiner Perkins anrufen«, sagte er.

5 Hoppla
    Ben stand vor dem Regen geschützt unter dem eleganten Säulengang der Blauen Moschee und war von Scharen plappernder Touristen umgeben, während er unauffällig den Ausgang der Moschee gut fünfzehn Meter entfernt im Auge behielt. Die Iraner waren zehn Minuten zuvor hineingegangen, nachdem sie zu Fuß vom Hotel losgezogen waren, genau wie Ben gehofft hatte. Er hatte die Umgebung schon Tage zuvor gründlich erkundet und wusste, dass es nur einen Ausgang gab, weshalb er ihnen nicht gefolgt war.
    Die Leute um ihn herum beratschlagten sich über ihren Reiseführern in einem Dutzend Sprachen und fotografierten unablässig die hoch aufragenden Minarette und gewaltigen Halbkuppeln und Reihen von Wasserhähnen für die Waschungen. Ben behielt die Mütze tief im Gesicht und hatte den Reißverschluss der Jacke hoch übers Kinn gezogen, Atemwolken vor dem Mund. Die Moschee war nicht ideal, um den Job zu erledigen – es war alles zu offen, es wimmelte nur so von potentiellen Zeugen, es war zu nah an dem Hotel, in dem er abgestiegen war –, doch falls sich eine Gelegenheit bot, würde er sie nutzen. Aber er wollte anschließend nicht auf irgendeinem blöden Touristenfoto zu erkennen sein.
    Auf dem kurzen Spaziergang vom Hotel zur Moschee hatten die Wissenschaftler keinerlei Gefahrenbewusstsein gezeigt. Die Sicherheitstypen dagegen waren halbwegs auf Zack. Einer von ihnen war die ganze Zeit vor den Wissenschaftlern hergegangen, der andere hinter ihnen, immer in einem Abstand von sieben bis acht Metern. Wenn er einen von ihnen aus kürzester Entfernung umlegte, müsste er den anderen von weitem ausschalten,

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