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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wäre es ganz natürlich gewesen, daß du den Betreffenden für die alte Frau hältst. Schließlich hat sie dir schon ein mal Angst eingejagt, also hast du an sie gedacht. Und als du dann das Licht angeschaltet und jemanden am Fenster gesehen hast, hattest du dir vielleicht das Gesicht der alten Frau so fest eingeprägt, daß du sie auf jeden Fall gesehen hättest, ganz gleich, wer es wirklich war.«
    Joey blinzelte; er konnte der Argumentation des Polizisten nicht ganz folgen, und so wiederholte er nur hartnäkkig: »Sie war es. Die Hexe.«
    Zu Christine gewandt, meinte Officer Wilford: »Ich neige auch zu der Annahme, daß der nächtliche Eindringling später den Hund getötet hat, aber nicht, daß die alte Frau der Eindringling war. Sehen Sie, normalerweise, wenn ein Hund vergiftet wird — und das passiert viel häufig er, als Sie vielleicht glauben —, dann ist das nicht das Werk irgendeines Fremden. Gewöhnlich ist das jemand, der höchstens eine Straße von dem Haus entfernt wohnt, wo der Hund gelebt hat. Ein Nachbar. Ich vermute, daß sich da irgendein Nachbar herumgetrieben hat, sich nach dem Hund umgesehen hat und überhaupt nicht nach Ihrem kleinen Jungen, als Joey ihn am Fenster sah. Später fanden sie den Hund und haben das getan, was sie schon ursprünglich vorhatten.«
    »Das ist doch lächerlich«, widersprach Christine. »Wir haben hier anständige Nachbarn. Keiner davon würde unseren Hund töten.«
    »Passiert aber immer wieder«, erklärte Wilford.
    »Aber nicht in dieser Nachbarschaft.«
    »In jeder«, beharrte Wilford. »Hunde, die Tag für Tag und Nacht für Nacht bellen... die machen manche Leute ganz verrückt.«
    »Brandy hat fast nie gebellt.«
    »Nun ja, >fast nie< für Sie — das könnte einem Ihrer Nachbarn ja wie >die ganze Zeit< vorkommen.«
    »Außerdem ist Brandy nicht vergiftet worden. Was da geschehen ist, war viel gewalttätiger. Sie haben es doch gesehen. Verrückt! Ein Nachbar würde so etwas niemals tun.«
    »Sie würden staunen, was Nachbarn manchmal tun«, sagte Wilford. »Manchmal bringen sie sich sogar gegenseitig um. Das ist ganz und gar nicht ungewöhnlich. Wir leben in einer seltsamen Welt.«
    »Sie täuschen sich«, sagte sie hitzig. »Es war die alte Frau. Der Hund und das Gesicht am Fenster — sie standen beide mit dieser alten Frau in Verbindung.«
    Er seufzte. »Sie mögen recht haben.«
    »Ich habe recht.«
    »Ich wollte ja nur vorschlagen, daß wir ohne Vorurteil an die Sache herangehen«, sagte er.
    »Das ist eine gute Idee«, meinte sie spitz.
    Er klappte seinen Blick zu. »Nun, ich denke, ich habe alles notiert, was ich brauche.«
    Christine stand auf, als sich der Beamte aus seinem Sessel erhob. »Was nun?« fragte sie.
    »Wir werden natürlich einen Bericht machen mit ihrer Aussage, und dann geben wir Ihnen eine Fall-Nummer.«
    »Was ist eine Fall-Nummer?«
    »Wenn wieder etwas passieren sollte, falls diese alte Frau noch einmal auftauchen sollte, dann nennen Sie, wenn Sie uns anrufen, die Fall-Nummer, und die Kollegen, die Ihren Anruf entgegennehmen, kennen den Vorgang dann schon, ehe sie hierherkommen; sie wissen dann unterwegs, wonach sie Ausschau halten müssen. Falls also vielleicht die Frau hier verschwindet, ehe sie ankommen, dann können sie sie im Vorbeifahren erkennen und sie aufhalten.«
    »Warum hat man uns diese Fall-Nummer nicht schon gestern abend gegeben?«
    »Oh, wenn nur ein nächtlicher Einringling gemeldet wird, eröffnen die noch keinen Fall«, erklärte Wilford. »Sehen Sie, gestern abend war noch kein Verbrechen verübt worden — wenigstens nicht, soweit wir das erkennen konnten. Keinerlei Hinweise auf irgendein Verbrechen. Aber das hier ist... etwas schwerwiegender.«
    »Etwas schwerwiegender?« sagte sie und erinnerte sich an Brandys abgeschnittenen Kopf und die toten glasigen Augen, die sie anstarrten.
    »Eine unglückliche Wortwahl«, sagte er. »Nur, verglichen mit vielen anderen Dingen, die wir in diesem Beruf zu Ge sicht bekommen, ist ein toter Hund nicht so —«
    »Okay, okay«, sagte Christine, der es immer schwerer fiel, ihren Zorn und ihre Ungeduld zu verbergen. »Sie werden uns also anrufen und uns eine Fall-Nummer geben. Aber was werden Sie sonst noch unternehmen?«
    Wilford war anzumerken, daß er sich unbehaglich fühlte. Er kratzte sich am Hals. »Die Beschreibung, die Sie uns gegeben haben, ist die einzige Handhabe, die wir besitzen, und das ist nicht viel. Wir werden sie durch den Computer jagen und versuchen, auf

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