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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ist der Hund tot, der arme Brandy. Ich hab' ihn wirklich gern gehabt. Er ist tot, und Joey hat mitten in der Nacht ein Gesicht am Fenster gesehen, und plötzlich ist die Welt völlig durcheinander, und ich habe Angst, wirklich Angst, weil ich denke, daß diese verrückte Frau uns irgendwie gefolgt ist, und ich denke, daß sie es tun wird, oder zumindest es versuchen wird, daß sie versuchen wird, meinen kleinen Jungen umzubringen. Ich weiß nicht, warum. Es kann einfach keinen Grund dafür geben. Keinen vernünftigen jedenfalls. Aber das macht keinen Unterschied, nicht wahr? Nicht in einer Zeit wie der unseren. Heutzutage wimmeln die Zeitungen von Berichten über Punks und Menschen, die Kinder belästigen, und Verrückte aller Art, die keinen Grund für das brauchen, was sie tun.«
    Wilfords Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. »Mrs. Scavello, bitte, Sie müssen sich zusammenreißen«, sagte er. »Sie dramatisieren die Dinge. Ich will nicht sagen, daß Sie sich hysterisch verhalten, aber Sie dramatisieren je denfalls. Es ist nicht so schlimm, wie Sie das hinstellen. Wir werden den Fall bearbeiten, wie ich Ihnen gesagt habe. Und unterdessen setzen Sie Ihr Vertrauen auf Gott, und alles wird gut sein, und Ihnen und Ihrem kleinen Jungen wird nichts passieren.«
    Sie kam einfach nicht an diesen Mann heran. Er schien Lichtjahre entfernt. Sie konnte ihn nicht dazu bringen, den Schrecken mitzuempfinden, konnte ihm nicht klarmachen, was es für sie bedeuten würde, Joey zu verlieren. Es war also doch hoffnungslos.
    Sie schaffte es kaum, auf den Beinen zu bleiben. Alle Kraft verließ sie.
    Und er meinte: »Aber es freut mich wirklich, daß Sie künftig besser auf Ihre Sprache achten wollen, wenn der Junge in der Nähe ist. Die letzten zwei Generationen haben wir in diesem Land asoziale Schlaumeier herangezogen, die vor nichts Respekt haben. Wenn wir je wieder eine gute, friedliche, gottesfürchtige Gesellschaft haben wollen, müssen wir unsere Kinder mit gutem Beispiel erziehen.«
    Sie sagte nichts. Sie hatte das Gefühl, hier mit jemandem aus einem anderen Land — vielleicht sogar von einem anderen Planeten — dazustehen, der nicht nur ihre Sprache nicht sprach, sondern auch nicht die Fähigkeit besaß, sie zu lernen. Er würde ihre Probleme nie begreifen oder ihre Sorge nachempfinden können. Es war, als lägen Tausende von Meilen zwischen ihnen.
    Wilfords Augen leuchteten mit der Leidenschaft des wahren Gläubigen, als sie sagte: »Und dann würde ich Ihnen noch empfehlen, daß Sie vor dem Jungen nicht ohne Bü stenhalter herumlaufen, so wie jetzt. Eine Frau, die wie Sie gebaut ist, selbst mit einer solchen Bluse... Wenn Sie sich bewegen, dann muß das... unerlaubte Gefühle hervorru fen.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. Ein paar schlagfertige Antworten kamen ihr in den Sinn, von denen ihn jede einzelne erschreckt hätte. Aber aus irgendeinem Grund schien es ihr unmöglich, sie über die Lippen zu bringen. Natürlich rührte es zum Teil daher, daß sie eine Mutter gehabt hatte, im Vergleich zu der ein General George Patton weich und locker gewirkt hätte, eine Mutter, die auf gute Manieren und Höflichkeit bestanden hatte. Und dann waren da auch die Ge bote der Kirche tief in sie eingegraben, jene Gebote, die von einem verlangten, die andere Backe hinzuhalten. Sie sagte sich, daß sie sich von alledem gelöst und es weit hinter sich gelassen hatte. Aber jetzt war ihre Unfähigkeit, Wilford zurechtzuweisen, ein unwiderlegbarer Beweis dafür, daß sie zu ihrem Leidwesen immer noch eine Gefangene ihrer Vergangenheit war.
    Wilford hatte unterdessen, ohne ihre Wut zu bemerken, weitergeplappert und sagte jetzt gerade: »Nun, dann ist ja alles in Ordnung. Wir sprechen uns dann wieder. Vertrauen Sie auf Gott, Mrs. Scavello. Vertrauen Sie auf Gott.«
    Sie fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn sie ihm erklärte, daß sie gar nicht Mrs. Scavello war. Was würde er tun, wenn sie ihm sagte, daß Joey unehelich zur Welt gekommen war? Würde er dann etwas weniger eifrig an dem Fall arbeiten? Würde er sich überhaupt bemühen, das Leben eines illegitimen kleinen Jungen zu schützen?
    Mochte Gott alle Heuchler verdammen.
    Sie hatte gute Lust, Wilford einen Tritt zu versetzen, ihn zu schlagen, ihre Enttäuschung und ihre Wut an ihm auszu lassen, aber sie sah ihm nur nach, wie er in den Streifenwagen stieg, wo sein Partner auf ihn wartete. Er sah sich zu ihr um, hob eine Hand, winkte ihr durch das offene Fenster zu. Sie

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