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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vorher ausgewählt hatte, auf den Bauch fallen.
    Hier konnte er am Rande des Abhanges liegen, in einer Spalte zwischen zwei Vorsprüngen, in einer langen Folge aus Granitformationen, und hatte klaren Ausblick auf den Hirschpfad, den er und Christine und Joey heraufgekommen waren und über den jetzt mit Sicherheit die Zwielichter kommen würden. Er schob sich vor, spähte zwischen den Bäumen hindurch und erkannte erschreckt, daß sich weniger als hundert Meter unter ihm etwas bewegte. Er riß den Karabiner hoch, sah durch das Zielfernrohr und entdeckte zwei Leute.
    Jesus.
    Sie waren bereits hier.
    Aber nur zwei? Wo waren die anderen?
    Er sah, daß diese beiden auf eine nicht einsehbare Stelle des Pfades zustrebten, und nahm an, daß sie die letzten in der Gruppe sein mußten. Die anderen, die vor diesen beiden gingen, hatten die Biegung bereits hinter sich gebracht und würden in Kürze weiter oben wieder auftauchen.
    Von den beiden, die er im Visier hatte, war der erste mittelgroß und trug dunkle Kleidung. Der zweite war ein auffällig großer Mann in einem blauen Skianzug, über dem er einen braunen Anorak mit Kapuze trug, deren Pelzfutter sein Gesicht einrahmte.
    Der Hüne im Anorak mußte der Mann sein, den Charlie in Spiveys Pfarrbüro gesehen hatte, das Monstrum Kyle. Charlie schauderte. Kyle war ihm ebenso unheimlich wie Mutter Grace selbst.
    Charlie hatte damit gerechnet, hier eine Weile warten zu müssen, zehn Minuten vielleicht oder länger, ehe sie auftauchten, aber jetzt waren sie beinahe da. Sie mußten ohne Pause geklettert sein, ohne den Weg vor sich auszukundschaften, ohne jede Vorsicht, ohne Angst vor einem Hinterhalt. Wenn er auch nur ein paar Minuten länger gebraucht hätte, würde er geradewegs in sie hinein gelaufen sein.
    Der Hirschpfad beschrieb wieder eine Kehre. Die beiden Zwielichter verschwanden hinter einem Felsen und einer Anzahl dicht ineinander verwachsenen Fichten und Kie fern.
    Sein Herz schlug wie wild, als er seine Waffe auf die Stelle richtete, wo der Weg wieder zwischen den Bäumen hervorkam. Er sah eine Strecke von etwa acht Metern Länge, die ihm ein freies Ziel bot. Die Entfernung zwischen ihm und ihnen würde nur etwa siebzig Meter betragen, und das bedeutete, daß jeder Schuß beim Aufprall etwa vier Zentimeter über dem Ziel treffen würde; er mußte also auf den unteren Teil der Brust zielen, um ihnen eine Kugel durch das Herz zu jagen. Je nachdem, wie dicht beieinander diese Schweinehunde gingen, konnte es sein, daß bis zu drei von ihnen sich auf jenem Wegstück befanden, ehe der erste wieder eine nicht einsehbare Stelle erreicht hatte. Aber er rechnete nicht damit, alle drei wegputzen zu können, weil jeder dem anderen im Wege sein würde; der erste würde erst umfallen müssen, damit er gut auf den nächsten zielen konnte. Außerdem würden sie ganz sicher Deckung suchen, sobald der erste Schuß peitschte. Den zweiten würde er vielleicht noch schaffen, während sie Schutz suchten, aber der dritte würde Deckung gefunden haben, ehe er neu zielen konnte.
    Er würde auf zwei hoffen.
    Der erste erschien, trat aus den Schatten in das graue Licht heraus, das zwischen den Bäumen herrschte. Er richtete sein Fadenkreuz auf das Ziel und sah, daß es eine Frau war. Eine ziemlich hübsche junge Frau. Er zögerte. Eine zweite Gestalt tauchte auf, und Charlie richtete sein Zielfernrohr auf sie. Wieder eine Frau, nicht ganz so hübsch und nicht so jung wie die erste.
    Sehr geschickt. Sie schickten die Frauen voraus, in der Hoffnung, er würde Skrupel haben, Frauen zu töten, Skru pel, die sie nicht hatten. Es war beinahe belustigend. Sie waren die Kirche, und sie glaubten, sie wären Abgesandte Gottes und er ein Ungläubiger, und doch stellte die Tatsache für sie keinen Widerspruch dar, daß sein Moralkodex vielleicht ein höherer als der ihre sein könnte.
    Ihr Plan hätte sogar gelingen können, wenn er kein ehemaliger Vietnamkämpfer gewesen wäre. Aber vor fünfzehn Jahren hatte er zwei gute Freunde verloren (und wäre selbst beinahe gestorben), als eine Dorfbewohnerin ihnen lä chelnd entgegengekommen war, um sie zu begrüßen, und sich dann selbst in die Luft gejagt hatte, als sie stehengeblie ben waren, um sie anzusprechen. Dies waren nicht die ersten Fanatiker, mit denen er zu tun hatte, obwohl die anderen durch eine politische und nicht durch eine religiöse Ideologie motiviert gewesen waren. Aber das machte eigentlich keinen Unterschied. Politik und Religion konnten

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