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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und er war nicht damit beschäftigt, das Magazin auszuwechseln, sondern spähte zu dem Plateau hinter Charlie — bis Charlie in die Höhe schoß und seine Aufmerksamkeit erweckte. Er schrie auf und richtete den Lauf seiner Maschinenpistole auf Charlie.
    Aber Charlie hatte den Vorteil der Überraschung auf seiner Seite und schoß zuerst. Die Kugel traf den Zwielichter in die Kehle.
    Der Mann schien einen mächtigen Satz nach hinten zu machen, riß dabei seine Maschinenpistole in die Höhe und gab einen sinnlosen Feuerstoß in den schneerfüllten Himmel ab, während er zusammenbrach. Sein Hals war zerris sen, seine Wirbelsäule zerschmettert. Der Tod war sofort eingetreten.
    In dem Augenblick, in dem der Tod den Mann umarmte und der Knall von Charlies Schuß die kalte Bergluft zerfetzte, sah er, daß da noch ein zweiter Mann auf dem Bergkamm war, zehn Meter hinter dem ersten und ein Stück rechts von ihm. Der Mann hatte einen Karabiner und feuerte in dem Augenblick, in dem Charlie die Gefahr wahrnahm.
    Wie von einem Vorschlaghammer getroffen, wurde Charlie herumgewirbelt und zu Boden geschleudert. Er schlug hart auf und blieb hinter den Felsbrocken liegen, außer Schußweite des Mannes, sicher, aber nicht auf lange Zeit. Sein linker Arm, die linke Schulter und seine linke Brust fühlten sich plötzlich kalt an, sehr kalt und taub. Obwohl da noch kein Schmerz war, wußte er, daß er getroffen worden war. Ein gefährlicher Treffer. Es sah schlecht aus.

61
    Die Schreie trieben Christine aus der Höhle heraus, vorbei an dem ersterbenden Feuer, auf den Pfad.
    Sie blickte zu dem Kamm hinauf. Sie konnte natürlich nicht ganz nach oben sehen; dazu war es zu weit, und der Schnee und die Bäume versperrten ihr die Sicht.
    Die Schreie hörten nicht auf. Herrgott, das war schrecklich. Trotz der Ferne und der dämpfenden Wirkung des Waldes war es ein schrecklicher Schrei voll Angst und Pein. Sie fröstelte, und zwar nicht wegen der Kälte.
    Es klang wie Charlie.
    Nein. Jetzt ging die Fantasie mit ihr durch. Das konnte irgend jemand sein. Es war zu weit entfernt und von den Bäumen zu verzerrt, als daß sie sagen könnte, es sei Charlie.
    Die Schreie hielten eine halbe Minute an, vielleicht sogar länger. Ihr kam es wie eine Stunde vor. Wer immer es war, er schrie sich die Kehle heraus, ein Schrei nach dem anderen, bis Christine am liebsten auch geschrien hätte. Dann hörte es auf, verhallte, als reiche dem Schreienden plötzlich die Energie nicht mehr aus, um seine Qual hinauszubrüllen.
    Chewbacca trat neben sie und blickte nach oben. Schweigen folgte.
    Christine wartete.
    Nichts.
    Sie kehrte in den Unterstand zurück, wo Joey benommen und wie erstarrt dasaß, und griff nach der Schrotflinte.
    Es war eine Schulterwunde. Gefährlich. Sein ganzer Arm war taub, und er konnte die Hand nicht bewegen. Verdammt gefährlich. Vielleicht tödlich. Er würde es erst wissen, wenn er aus seiner Jacke und der Thermowäsche schlüpfen und sich die Wunde näher ansehen konnte — oder wenn er anfing, die Besinnung zu verlieren. Wenn er in dieser bitteren Kälte bewußtlos wurde, würde er sterben, ob die Zwielichter nun kamen, um ihn zu erledigen, oder nicht.
    Sobald ihm klargeworden war, daß er getroffen war, schrie Charlie, nicht weil es so wehtat, denn es tat noch gar nicht weh, und nicht weil er Angst hatte, obwohl er verdammte Angst hatte, sondern weil er den Mann, der auf ihn geschossen hatte, wissen lassen wollte, daß er getroffen war. Er schrie, wie jemand schreien würde, der vielleicht mitansehen mußte, wie ihm die Eingeweide aus einer Bauchwunde quollen, schrie, als wüßte er, daß er sterben müsse, und während er schrie, wälzte er sich auf den Rükken, streckte sich flach im Schnee aus, schob den Karabiner weg, weil er ihm jetzt, wo er keine zwei brauchbaren Hände mehr hatte, nur noch wenig nutzte. Er zog den Reißverschluß seiner Jacke auf und holte den Revolver aus dem Schulterhalfter. Die Waffe in der unverletzten rechten Hand haltend, zog er den Arm unter sich, so daß sein Körper die Waffe verdeckte. Den nutzlosen linken Arm hatte er zu seiner Linken ausgestreckt, die Handfläche nach oben, schlaff. Jetzt fing er an, zwischen seinen Schreien verzweifelt keuchende Laute von sich zu geben; dann ließ er die Schreie verhallen, stöhnte aber noch schrecklicher. Schließlich verstummte er.
    Der Wind legte sich einen Augenblick, als wollte er Charlie unterstützen. Die Berge waren stumm.
    Er hörte eine Bewegung hinter dem

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