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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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sich eine Mappe mit den Unterlagen für die Besprechung unter den Arm und ging ungelenken Schrittes zum Konferenzraum. Solche Besprechungen konnten durchaus den ganzen Vormittag andauern, und sie fragte sich, ob sie noch mehr Kaffee hätte aufsetzen sollen. Doch angesichts ihrer Verspätung hielt sie dieses Versäumnis für verzeihlich. Vor der Tür zum Konferenzraum blieb sie stehen und lauschte. Merkwürdigerweise war es vollkommen still. Keine Stimmen, die wild durcheinanderredeten, keine endlosen Monologe, nichts drang an ihr Ohr. Vermutlich brüteten die da drinnen gerade über einem Bilanzbericht oder dergleichen, von dem zumindest ihre männlichen Kollegen ihre Augen nur abwenden würden, um ihr in den Ausschnitt zu starren, während sie das Tablett abstellte.
    Sie atmete tief durch, um nicht zu gehetzt zu wirken, und klopfte kurz an, bevor sie die Tür öffnete.
    Als Erstes fiel ihr der verbrannte Geruch auf, der schwer in der Luft hing. Als hätte jemand Silvesterböller in dem Raum gezündet. Dann bemerkte sie das Blut an den Wänden. Die Muskeln ihrer Arme erschlafften, und ein hohles Scheppern erklang, als die Warmhaltekannen auf dem Boden aufschlugen. Das Tablett und der Teller mit dem Gebäck fielen zusammen mit den Unterlagen neben den blutüberströmten Körper zu ihren Füßen. Schlagartig wurde ihr klar, weshalb der Empfang in der Halle nicht besetzt gewesen war.
    Bettina Gerk hielt ihre Hände fest vor den Mund gepresst, um den Aufschrei zu ersticken, der ihrer Kehle entfahren wollte, und starrte wie paralysiert auf die Leiche, über die sie beinahe gestolpert wäre. Dass es sich um ihre Kollegin Sabine Henning handelte, erkannte sie lediglich an den brünetten Haaren und der weinroten Bluse, die Sabine öfter trug. Und an dem blauen Saphirring an der linken Hand, den sie von ihrem Freund zu ihrem ersten Jahrestag bekommen hatte. Von dem hübschen Gesicht hingegen war nicht viel übrig geblieben. Da war nur noch ein blutiger Stumpf, der aus ihrem Hals ragte, eine breiige Masse aus Fleisch und Knochen.
    Bettina Gerk schrie. Und ihr Schreien schien nicht enden zu wollen, als ihr Blick durch den Raum glitt. Mindestens zehn weitere Körper lagen leblos über den Boden verteilt. Die in der Nähe der Tür wiesen tellergroße Wunden am Rücken auf. Programmierer und Layouter, aber auch Leute aus der Buchhaltung und dem Vertrieb. Bettina erkannte Klaus Hartmann unter den Opfern, einen der Programmdesigner, der schlaff auf einem der Stühle an dem großen Konferenztisch saß. Sein Gesicht war in dem Moment, als seine Brust explodiert war, in einem Ausdruck ewigen Entsetzens erstarrt. Überall war Blut. Es sickerte großflächig in den grauen Teppichboden, während die Wände mit fleischigen Fetzen und Blutspritzern übersät waren.
    Und dann sah sie ihn. Wie ein bedrohlicher Schatten erhob sich am oberen Ende des Tisches vor der breiten Fensterfront die Gestalt ihres Chefs. Doch er war nicht mehr der Mann, der diese Firma in den vergangenen Jahren mit eiserner Hand nach oben gebracht hatte. Er hatte auch keine Ähnlichkeit mehr mit jenem Mann, der Maßanzüge trug und peinlich genau auf sein Äußeres bedacht war. Dieses Wesen , das dort stand, starrte sie mit wutverzerrter Fratze an. Ihr Schrei verstummte, als sie in Matthias Hartwicks verwirrt dreinblickende Augen sah, die Mühe hatten, sich auf einen bestimmten Punkt zu fixieren. Sie sah seine Haare, die fettig glänzten und ihm wirr in die Stirn hingen. Sie sah das nervöse Zucken an Hals und Wangen, als habe er sein Gesicht nicht mehr unter Kontrolle. Und dann sah sie den finsteren Schatten, der sich um seine Augen legte, als er sie abschätzig musterte wie ein lästiges Insekt.
    »Du bist spät dran, Miststück«, flüsterte er grinsend. Dann hob er in einer schnellen Bewegung seine Arme.
    In diesem Moment wurde Bettina Gerk bewusst, dass sie sich den ganzen Morgen über nur abgehetzt hatte, um zu ihrer eigenen Hinrichtung zu erscheinen. Das Letzte, was sie in ihrem Leben sah, war der Lauf einer Schrotflinte, der auf ihren Kopf gerichtet war.
    Das Donnern des Schusses hinterließ eine intensive Stille in seinen Ohren. Er spürte den Rückstoß noch immer in seinen Armen, als er die Waffe senkte. Zufrieden sah er, wie der sterbende Körper seiner Sekretärin zu den anderen auf den Boden fiel. Er lachte laut auf und vollführte eine Art Freudentanz, wie ein Kind, das eine Schneeballschlacht gewonnen hat.
    Zufrieden betrachtete er die Leichen am Boden,

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