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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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gestanden hat.«
    Fidelmas Mundwinkel zogen sich einen Moment lang nach unten. Sie atmete langsam aus.
    »Dann lass uns also sehen, wohin uns der Verfasser des Pergaments noch führen wird.«
    Diakon Lepidus stand mit einem Lächeln auf, das beinahe einem triumphierenden Grinsen glich, und klatschte in die Hände.
    »Genau! Sehr gut! Wohin sollen wir gehen?«
    Fidelma tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte.
    »Lass uns zunächst schauen, was diese Karten uns verraten. Im Osten der Stadt liegt der Fluss Stur. Da du dich so für alte Namen interessierst, Diakon Lepidus, möchtest du vielleicht wissen, dass sein Name von den Britanniern stammt und großer oder mächtiger Fluss bedeutet. Und diese Gebäude hier machen den Hauptteil der Altstadt aus. Wie du siehst, stehen sie am westlichen Flussufer neben dem Erlensumpf. Die Stadtmauern wurden von den Römern errichtet und später, nach dem Abzug der Römer, von den Britanniern verstärkt, zur Verteidigung gegen Angeln, Sachsen und jütische Angreifer.«
    Diakon Lepidus blickte auf die Karte; wieder wurde er ganz aufgeregt.
    »Ich verstehe. Rund um die Mauer gibt es zehn Türme. Auf der Karte sind sie nummeriert.«
    Tatsächlich war jeder der Türme mit einer römischen Ziffer |434| versehen, unter ihnen auch die VIII, auf die Fidelma mit dem Zeigefinger tippte.
    »Und westlich davon steht die Kapelle des Martin von Tours mit einigen Gebäuden drum herum. Welche Gebäude sind wohl an der nordwestlichen Ecke?«
    »Nordöstlich«, korrigierte der Diakon sie eilig.
    »Richtig«, stimmte Fidelma unbeirrt zu. »Das meinte ich natürlich.«
    »Schau!«, rief der Diakon und stieß mit dem Finger auf die Karte. »Dieses Gebäude hier steht an der nordöstlichen Ecke der Kirche. Es ist als eine Art Wohnhaus bezeichnet.«
    »Das stimmt. Aber existiert es nach so vielen Jahrhunderten noch?«
    »Vielleicht steht dort jetzt ein anderes Gebäude«, gab Diakon Lepidus eifrig zurück. »Aber der Keller und das ursprüngliche Fundament des alten könnten ja noch erhalten sein?«
    »Würde uns das helfen?«, fragte Fidelma wie ein Lehrer, der versucht, einem Schüler bei der Lösung einer Aufgabe zu helfen.
    »Natürlich«, sagte der Diakon überzeugt. »Cingetorix hat geschrieben, er habe den Adler im Hypokaustum versteckt. Wenn das wahr ist, so könnte das Versteck das Haus überlebt haben. Das Hypokaustum befindet sich im Keller eines Hauses. Weißt du, ein Hypokaustum ist …«
    »Es ist eine Einrichtung, um Räume mit warmer Luft zu beheizen«, unterbrach ihn Fidelma. »Ich fürchte, ihr Römer seid nicht als Erste auf diese Idee gekommen, auch wenn ihr das gern behauptet. Ich habe schon ähnliche Anlagen gesehen, die nach demselben Prinzip funktionierten. Der Fußboden eines Raumes wird erhöht auf Pfeiler gebaut und die Luft darunter mit einem Ofen erhitzt und durch Schächte nach oben geleitet.«
    Diakon Lepidus’ Gesicht spiegelte die Anstrengung wieder, |435| die es ihn kostete, seinen patriotischen Zorn über Fidelmas Worte zu zügeln. Schließlich brachte er ein erzwungenes Lächeln zustande.
    »Ich will nicht mir dir darüber streiten, wer das Hypokaustum erfunden hat. Es ist übrigens ein lateinisches Wort.«
    »
Hypokauston
kommt aus dem Griechischen«, berichtigte ihn Fidelma nachsichtig. »Wir alle übernehmen Ideen voneinander, vielleicht sollte das auch so sein. Lass uns wieder auf das eigentliche Problem zurückkommen. Wir werden also dorthin gehen, wo Cingetorix’ Haus gestanden haben soll, und nachschauen, ob noch Reste davon vorhanden sind. Erst danach können wir entscheiden, wie unser nächster Schritt aussehen soll.«
    Fidelma war erst seit einer Woche in der Stadt, aber die war so klein, dass sie sie um die Abtei herum bereits erkundet hatte. Während der zwei Jahrhunderte, seit die Britannier von Hengist und seinem Sohn Aesc vertrieben worden waren, hatten die Jüten und ihre angelsächsischen Verbündeten hier leider viele Gebäude ungenutzt gelassen und dem Verfall anheimgegeben, da sie lieber ihre eigenen primitiven Holzbauten außerhalb der Stadtmauern errichteten. Einige davon hatte man dort gebaut, wo ältere Häuser zerfallen waren. Erst nachdem Augustinus aus Rom gekommen war und dann unter seinen Nachfolgern hatte man hier und da einige ältere Gebäude wieder hergerichtet.
    Fidelma ging mit festem Schritt zu einem der Türme, von denen man einst die Umgebung bewacht hatte.
    »Das ist Turm acht«, sagte sie und zeigte auf einen quadratischen Turm,

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