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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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operativen Fallanalyse ist eine Wiederholungstat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu befürchten.
    »Sie malen ja regelrecht den Teufel an die Wand!«, fauchte Dr. Stein ärgerlich.
    »Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter«, erwiderte Barbara kühl. »Die Frage ist nicht, ob er wieder zuschlägt, Herr Oberstaatsanwalt. Die Frage ist nur, wann er wieder zuschlägt.«
    Satisfaction. »Anruf Valerie.«
    Seine Tochter, die im letzten Semester Design an der FH Coburg studierte.
    »Jaa?«
    »Ich bin’s …« Ungewöhnlich zögerlich. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Was ist los, Kleine?«
    »Ach, nichts … ich wollte nur mal deine Stimme hören …« Leise begann sie zu schluchzen.
    Charlys Herz krampfte sich zusammen. Er stellte sich unwissend, hoffte verzweifelt auf irgendeinen banalen Grund: »Ey, Vale, was ist denn los?«
    »Nichts, gar nichts … ich hab nur grad die Zeitung gelesen … und da ist … da ist …«, ihr Schluchzen wurde heftiger, »da ist auch ein Bild von dem Messer drin … von damals … Papa!« Ein Weinkrampf schüttelte sie jetzt, sie heulte hemmungslos drauflos.
    Charly schluckte, schloss die Augen, sah Valerie plötzlich gefesselt vor sich, in der Gewalt des Psychopathen Nik the Ripper, damals im Bootshaus in Unterwallenstadt.
    Wann würde dieser gottverdammte Fluch aufhören, wie lange sollte sie noch darunter leiden müssen?
    »Was sagt denn dein Psychotherapeut, warst du diese Woche schon bei ihm?«
    »Nein, ich kann nicht … ich will nicht … nicht mehr dran denken, nicht mehr drüber reden …«, weinte sie. »Nie, nie mehr!«
    Hilflos fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Du musst nicht drüber reden, hör mir einfach nur zu, Valerie. Weißt du noch, wie ich damals meine Flashbacks hatte … immer wieder gesehen habe, wie Timmi damals vor den Laster rennt … weil ich der blonden Tussi grad den Weg zum Hirschgarten erkläre … grauenhaft!«, brach es aus ihm heraus.
    Aber kein Flashback, keine Hitze jetzt, ich hab’s im Griff; sie hat jetzt das Problem …
    »Und ich konnte diese verdammten Flashbacks nur mit deiner Hilfe besiegen!«
    Ihr Weinen wurde schwächer, hörte wieder auf.
    »Wieso?«, schniefte sie mit verquollener Stimme. »Wieso … mit meiner Hilfe?«
    »Weil du auch in Lebensgefahr warst. Aber dich konnte ich retten. Nur das hat mich aus diesen Flashbacks geholt, nur das hat mich aus den ständigen Rückfällen endgültig herausgerissen!«
    Und dich dafür hineingerissen, in diesen wahnsinnigen schwarzen Strudel posttraumatische Belastungsstörung …
    Charly presste die Kiefer zusammen, bis seine Backenzähne schmerzten. Mit pochendem Herzen lauschte er, wartete auf ihre Reaktion. Plötzlich ein Summton im Hintergrund.
    »Es klingelt. Vielleicht melde ich mich später noch mal«, sagte sie mit belegter Stimme. »Bis dann!«
    Charly ließ das Handy sinken, starrte hinaus in den wolkenverhangenen Himmel und dann zurück auf die Pinnwand mit den Hochglanzfotos der blutverschmierten, verschnürten ehemaligen Tänzerin Kim LaYoung.
    Langsam zog er die unterste Schreibtischschublade auf und begann, darin zu kramen. Unter dem Kicker-Sonderheft der letzten Bundesligasaison fand er endlich, wonach er gesucht hatte: ein ungeöffnetes 0,2er Cognacfläschchen.
    Ein letztes Gurgeln, gefolgt von herzhaftem Ausspucken. Charly wusch die Zahnbürste aus und wischte sich im Spiegel weiße Zahnpastaspuren von den Lippen.
    Die Tür wurde aufgerissen, im Sturmschritt enterte Löhlein den WC -Raum, die Hand schon am Reißverschluss. Beglücktes Aufstöhnen, als es Sekundenbruchteile später endlich ins Urinal plätscherte.
    »Zu viel Kaffee, Heinz-Uwe?«, fragte Charly spöttisch.
    »Nix Kaffee, ich bitte dich! Brigitte und ich entgiften doch seit letzter Woche! Brennnesseltee und Schafgarbe!«
    »Ach ja, ganz vergessen – du entschlackst ja mit Brigitte.« Löhleins neue Lebensgefährtin Brigitte war die Inhaberin des Reformhauses in der Judengasse. Ein breites Grinsen zog über Charlys stoppelbärtiges Gesicht im Spiegel. Brennnessel und Schafgarbe …
    »Solltest du dir auch mal gönnen, Charly!«, rief Löhlein ihm über die Schulter zu. »Siehst gar nicht gut aus in letzter Zeit! Was hast du heute früh schon getrunken?«
    »Cognac, Heinz-Uwe, Cognac. Was denn sonst.«
    »Ja, verflucht noch mal! Ich will Frau Henderson natürlich noch heute sprechen! … Ich weiß, dass sie die Ballettchoreografin des Hauses ist!«
    Charly war auf hundertachtzig. Den Hörer zwischen Ohr und

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