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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Samba los, ich hab vier Töchter zwischen zwölf und zwanzig, die alle da hinwollen, soll ich die jetzt vielleicht das ganze Wochenende in den Keller sperren?«
    Neugierig drehte ein Tankstellenkunde den Kopf, stellte den Playboy wieder ins Regal und kam erwartungsvoll näher. Geschickt nutzte er die kurze Atempause vor dem nächsten drohenden Wortschwall.
    »Gibt’s wohl was Neues von dem Mord in Erlangen?«
    »Was Neues?« Verblüfft wandte sich der Kassierer dem Neuankömmling zu. »Von wegen, des is es ja! Da läuft so ein Geisteskranker frei herum, und die haben immer noch keine Spur von ihm!«
    Zwei Schweißperlen rannen ihm über die puterrote Wange und den mächtigen Hals, versickerten in seinem schmuddelig-beigefarbenen Polokragen.
    Ein schlecht unterdrücktes Aufstoßen des Beck’s-Dosen-Halters. »Ist bestimmt wieder so ein Perverser, den sie vorzeitig entlassen haben.«
    Nachdenklich nickte der Playboy-Leser. »Schätze auch, dass da eine Zeitbombe tickt. Die meisten haben das noch gar nicht realisiert; der schlägt bestimmt wieder zu.«
    Geistesabwesend nestelte er in seiner Hosentasche herum.
    »I just wannafeeeeeeelreealloooove«, schmachtete Robbie Williams aus dem Deckenlautsprecher.
    Der Tankwart war in seinem Element. »So einer schlägt freilich wieder zu! Und wenn sie ihn endlich haben, dann findet er schon den richtigen Gutachter: Kriegt lebenslänglich und ist nach zwölf Jahren wieder draußen; hört mir doch auf!«
    Ärgerlich winkte er ab und walzte wieder hinter seine Kasse.
    »Also bitte, Chef!« Der Playboy-Leser, der offenbar einen sehr kleinen Gegenstand in seiner Hosentasche suchte, schien brennend interessiert. »Das kann sich doch heutzutage kein Gutachter mehr leisten! Der Typ hat die Bedienung bei der Berch-Kerwa richtig abgeschlachtet! Die BILD -Zeitung sagt, er hat ihr sogar noch einen Ohrring herausgeschlitzt und mitgenommen. So einer ist brutal, eiskalt, hochintelligent – so einen darfst du doch nie wieder rauslassen!«
    »Freilich, Meister! Genauso isses! Du warst an der Fünf? Vierundsiebzig einunddreißig … Geheimzahl und bestätigen … Den darfst du freilich nimmer rauslassen, der ist eine Gefahr für die Menschheit …«
    »Die Drecksau gehört gleich einen Kopf kürzer gemacht!« Beck’s – impulsiv, prägnant und schlicht.
    Der Playboy-Leser verstaute langsam und sorgfältig seine EC -Karte wieder. »Aber anscheinend ist er ja viel zu clever für unsere Polizei, oder? Na ja, vielleicht läuft er dafür mal einem von uns vor die Motorhaube, ich fahr jetzt auch nach Coburg hoch … also servus, schönen Abend noch!«
    Er grinste, als er sich in den Fahrersitz fallen ließ. Endlich schien er in seiner Hosentasche gefunden zu haben, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte. Verstohlen musterte er auf der Handfläche das Objekt seiner Begierde.
    Ein unscheinbares, kleines Schmuckstück.
    Ein silberner Frauenohrring, bräunlich verkrustet.

Samstag, 20:32 Uhr / Coburg
    Abendsonne tauchte die Türme und Giebel Coburgs in tiefes Orangerot. Erwartungsfroh schoben sich Menschenmassen über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, magisch angezogen vom dumpfen Hämmern der Samba-Trommeln auf dem Schlossplatz und dem Markt. In den Engstellen der Theatergasse, der Herrngasse und der Großen Johannisgasse kam es immer wieder zum Stillstand. Zentimeterweise drückte man sich aneinander vorbei.
    Was für ein Paradies für Frotteure und andere Kranke, dachte Charly. Direkt hinter dem Zeughaus wurde er heftig gegen den fülligen Po einer dauergewellten, blondierten Endvierzigerin, Typ Avon-Beraterin, gepresst. Als sie den Kopf drehte, hob er bedauernd die Brauen und mimte routiniert den leicht Verlegenen. Sie lachte aus einem unglaublich breiten, tiefrot angemalten Mund und setzte zu einer Erwiderung an, die sofort vom furiosen Intro der »Grupo Samba Total« verschluckt wurde, die wenige Schritte weiter eine spontane Session am Salzmarkt eröffnete.
    Mit einem schnellen Sidestep nutzte Charly eine winzige Lücke und huschte über die Schwelle der »KostBar«. Er atmete tief durch, als er in das spärlich besetzte Lokal trat. Statt lauter, harter Samba-Rhythmen plötzlich Weichspülersound von Santana:
    »Oye como va, mi vida, oye como va …«
    Drei gelangweilte Muttis rund um einen Stehtisch; brave C&A -Blusen, eng gewordene Jeanshosen. Betont achtlos blickten sie sofort wieder an ihm vorbei, bliesen hingebungsvoll ihren Zigarettenrauch Richtung Zimmerdecke.
    Am Tresen, direkt unter

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