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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nasale politische Schmähung. Vielleicht hatte sie zu Menschen die gleiche Einstellung wie Helga Gemein.
    »Hier hat’s mir schon immer gefallen«, sagte Milo. »Als Besucher, meine ich, nicht um hier zu wohnen.«
    »Was hast du dagegen, hier zu wohnen?«
    »Man kommt zu schwer weg.«
     
    Marjorie Holmans Wohnhaus war ein einstöckiges Chalet aus weißen Schindeln, mit spitzem Giebel, blauen Fensterläden, ausgesägten Zacken am Dachvorsprung und einem bullaugenartigen Fenster über der Tür, so ähnlich wie die Restaurants, in denen man an der Theke frittierte Meeresfrüchte bestellt.
    »Nicht gerade postmodern«, murmelte Milo. »Was zum Teufel das auch heißen mag.«
    Eine breite Betonrampe führte auf eine hölzerne Veranda. Rattanmöbel waren aufs Geratewohl verteilt. Auf dem Geländer standen Geranientöpfe. Die eine Ecke wurde von einem riesigen, mit Gas betriebenen Barbecue-Grill in Beschlag genommen, an dem mehr Instrumente waren als am Armaturenbrett meines Seville. Der dämlich aussehende Delphin an der Wand über dem Grill war leider nicht in Schönheit gealtert: er sah aus wie ein alternder Flipper auf Valium.
    In der Wand zum Kanal hin befand sich eine doppelte Verandatür. Das viele Glas war nicht gerade energiesparend; nirgendwo Sonnenkollektoren. Eine an einer Lederkordel hängende Glocke anstelle einer elektrischen Klingel war das einzige Zugeständnis an den Umweltschutz.
    Milo zog an der Schnur. Eine tiefe Männerstimme rief: »Moment.«
    Kurz darauf fuhr ein Mann auf einem motorisierten Rollstuhl heraus. Ein marineblaues T-Shirt spannte sich um die mächtigen Schultern und den breiten Oberkörper. Die dünnen Beine zeichneten sich unter der Khakihose kaum ab. Er sah aus wie um die sechzig, hatte volle, drahtige graue Haare und einen dazu passenden buschigen Hart.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Polizei, Sir. Ist Marjorie Holman da?«
    »Polizei? Was gibt’s?«
    »Jemand, der in Ms. Holmans Firma gearbeitet hat, wurde ermordet.«
    »Wollen Sie mich veräppeln?« Rasches Blinzeln. »Wer?«
    »Desmond Backer.«
    »Des?«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Er kam ein paarmal vorbei, um Marjie Zeichnungen zu zeigen. Ermordet? Das ist doch absurd. Wie ist das passiert?«
    »Er wurde erschossen, Mr. Holman.«
    »Ned.« Er streckte eine fleischige Hand aus. Die Mundwinkel zogen sich nach unten. »Marjie wird sich fürchterlich aufregen. Ich sollte es ihr selbst beibringen - warum kommen Sie nicht rein?«
    Er fuhr mit dem Rollstuhl rückwärts ins Haus und durch ein großes, helles Zimmer bis zum Fuß einer prachtvollen Eichentreppe. Das ganze Erdgeschoss war ein einziger offener, lichtdurchfluteter Raum. Durch die spartanische Möblierung ließ sich der Rollstuhl mühelos wenden.
    Ned Holman legte die Hände an den Mund. »Schatz? Könntest du bitte runterkommen?«, rief er.
    »Was ist?«
    »Komm bitte runter, Marjie.«
    »Ist alles in Ordnung, Ned?« Laute Schritte.
    »Mir geht’s gut, komm einfach runter, Schatz.«
    Marjorie Holman war auf halber Höhe der Treppe, als sie uns sah und stehen blieb. Sie war groß und knochig, hatte einen blau-grauen Pagenkopf, lange Gliedmaßen und ein kleines Gesicht, das von einer eulenhaft wirkenden Brille mit schwarzem Gestell beherrscht wurde. Eine weite orange Bluse und eine gerade geschnittene Jeans verrieten nur wenig über ihren Körperbau. Barfuß. Rosa Nägel.
    »Was ist los?«
    »Sie sind von der Polizei. Es geht um Des Backer. Er wurde ermordet.«
    Sie schlug die Hand vor den Mund. »O mein Gott.«
    »Tut mit leid, Schatz«, sagte Ned Holman. »Der Tag hat so schön angefangen.«
     
    Marjorie Holman begrüßte uns mit einem schlaffen Händedruck, ging in die Küche und stärkte sich mit einem kräftigen Schuss Sapphire-Gin aus einer mattblauen Hasche. Der kräftige Schluck brachte etwas Farbe auf ihre Wangen. Sie starrte auf den flammendrot blühenden Korallenbaum vor dem Fenster.
    Ihr Ehemann rollte neben sie und rieb ihr das Kreuz.
    »Ist schon okay, Ned.« Sie drehte sich zu uns um. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    Ned Holman fuhr zum Kühlschrank, fasste an den tief angebrachten Griff, zog die Tür auf und holte eine Rasche Budweiser heraus. Mit einem kurzen Fingerschnipsen öffnete er sie. Er fing den Kronkorken mit einer Hand auf und drehte ihn zwischen seinen Wurstfingern.
    »Nein danke«, sagte Milo.
    Beide Holmans tranken. Er leerte sein Bier zuerst. Sie schaffte das halbe Ginglas, bevor sie es abstellte. »Ich brauche ein bisschen frische Luft -

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