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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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kommst du klar, wenn ich eine kurze Verschnaufpause mache, Ned?«
    »Natürlich.«
    Sie winkte uns hinaus, eilte die Rampe hinab und wandte sich auf dem Fußweg nach rechts. Weitere Möwen hatten sich auf dem Wasser versammelt, eine mürrische Runde.
    Marjorie Holman wurde langsamer, lief dicht an der Hecke vorbei und strich mit der Hand darüber. »Ich bin immer noch schockiert. Mein Gott, wann ist das passiert?«
    »Letzte Nacht, Ma’am. Er hatte Visitenkarten bei sich. Wir haben gerade mit Ms. Gemein gesprochen.«
    »Helga«, sagte sie. «Das muss interessant gewesen sein.«
    »Inwiefern, Ms. Holman?«
    »Ach, kommen Sie«, sagte sie. »Die Frage meinen Sie doch nicht ernst, wenn Sie mit ihr geredet haben.«
    »Sie ist eine interessante Frau.«
    »Verdächtigen Sie sie?«
    »Sollten wir das denn, Ms. Holman?«
    »Na ja«, sagte sie. »Helga ist bar jeder menschlichen Regung, aber ich kann nicht sagen, dass sie gegenüber Des besonders feindselig gewesen wäre.«
    »Neigt sie denn grundsätzlich zur Feindseligkeit?«
    »Sie ist absolut asozial. Das ist einer der Gründe, weshalb wir keine Partner mehr sind. Was genau ist mit Des geschehen?«
    »Er wurde von einem Unbekannten erschossen.«
    »Guter Gott.«
    »Ma’am, wenn wir irgendetwas über Helga Gemein - oder jemand anderen - wissen sollten, dann müssen Sie uns das jetzt mitteilen.«
    »Helga ist, um es einfach auszudrücken, eine seltsame Person, aber habe ich Grund zu der Annahme, dass sie eine Mörderin ist? Nein, habe ich nicht. Aber ich kann Ihnen versichern, dass sie eine Betrügerin ist, und deshalb ist mir alles, was sie sagt, suspekt. Die Firma ist nie richtig auf die Beine gekommen, weil sie mich und Judah Cohen - den dritten Partner - angeschwindelt hat.«
    »Inwiefern angeschwindelt?«
    »Sie stand nicht dahinter.«
    »Kein echtes Interesse an grüner Architektur?«
    »Angeblich bestand durchaus Interesse, um Ihre Formulierung zu gebrauchen«, sagte Marjorie Holman. »In Deutschland ist die Architektur ein Zweig des Ingenieurwesens, und genau das ist Helga auch - eine Bauingenieurin. Mit herzlich wenig Fähigkeiten. Sie muss eigentlich gar nicht arbeiten, weil ihr Vater Reedereien besitzt. Am liebsten gibt sie die Intellektuelle und die globale Denkerin. Judah und ich haben sie bei einer Konferenz in Prag kennen gelernt, wo sie behauptete, diverse Fördermittel für ihren neuen architektonischen Ansatz, nämlich eine ganzheitliche Vorgehensweise, bekommen zu haben. Judah und ich sind alte Hasen in der Branche. Wir waren damals beide Partner in einigermaßen großen Firmen, hatten aber das Gefühl, dass es Zeit für eine Veränderung wäre. Helga behauptete, bereits Büroräume gekauft zu haben, hier in Venice, so dass wir lediglich hinkommen und gleich loslegen könnten. Später fanden wir heraus, dass sie nur als Untermieterin in dem Gebäude saß und ständig mit der Miete in Verzug war. Alles andere, was sie uns erzählte, war ebenfalls Blödsinn. Wir merkten erst, als es bereits zu spät war, dass sie lediglich über Ideen reden wollte, statt Geld zu verdienen. Sowohl Judah als auch ich hatten zu diesem Zeitpunkt aber bereits sämtliche Brücken hinter uns abgerissen, wir steckten richtig in der Klemme, es war eine Katastrophe. In der Architektur ist man entweder ein Gehry oder Meier, oder man zeichnet Pläne für Anbauten in San Bernadino.«
    Ihre Nasenflügel blähten sich. »Helga hatte irgendwann keine Lust mehr auf Architekt-Spielen, kam eines Tages herein und erklärte, wir wären kaputt. Zitat Ende.«
    »Theatralisch«, sagte Milo.
    »Sie sollten es besser glauben.«
    »Erklärt das den rasierten Kopf?«
    »Vermutlich«, sagte Marjorie Holman. »Als wir sie in Prag kennen lernten, hatte sie lange blonde Haare, sah aus wie Elke Sommer. Dann kommt sie hierher und ist auf einmal Yul Brynner.« Kopfschütteln. »Sie ist eine einzige große Performance. Ich kann sie nicht ausstehen und wünschte, ich könnte bestätigen, dass sie eine Mörderin ist, aber das kann ich nicht, wenn ich ehrlich bin.«
    »Erzählen Sie uns etwas über Des.«
    »Netter Junge. Er kam frisch von der Universität, als wir ihn eingestellt haben.«
    »Er hat mit dreißig seinen Abschluss gemacht«, sagte ich. »Ein Spätzünder?«
    »Das ist bei dieser Generation so, die Pubertät dauert ewig. Ich habe zwei Söhne in Des’ Alter, und beide sind immer noch am Überlegen, was sie beruflich machen sollen.«
    »Der Mord fand auf einem Bauplatz an der Borodi Lane in Holmby

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