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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Helga, sie hat nicht einmal die Bewerbungsformulare ausgefüllt - aber darum geht es Ihnen ja nicht, Sie wollen Schmutz. Des wollte, dass ich bei Helga ein gutes Wort für ihn einlege, und ich habe es versprochen. Wir waren beide hungrig, deshalb sind wir essen gegangen. Des sagte, er wollte mir eine Baustelle zeigen. Wegen der Architektur. Wenn das eine Parallele ist, meinetwegen.«
    »Wo war diese Baustelle?«, fragte Milo.
    »Ach Gott… in Santa Monica, in der Nähe der Water Gardens, an der Twentysixth Street, Ecke Colorado Avenue. Des sagte, ein Filmstudio wolle dort ein Projekt beginnen, das auf völlige Nachhaltigkeit abziele, bis hin zu Schwarzwasser- und Grauwasseraufbereitung. Es war bereits dunkel, wir sind in getrennten Autos hingefahren, und ich hatte keinen Grund zu der Annahme, dass es zu… Na ja, als ich hinkam, war ich verdutzt, weil es nur ein leerer Bauplatz war. Auf dem Gelände stand nur ein Wohnwagen, der als Büro diente; architektonisch gab es rein nichts zu sehen, und ich war sauer auf Des, weil er mich dort hingeschleppt hatte. Er sagte: »Moment, du musst dir etwas anschauen«, und führte mich hinter den Wohnwagen.«
    Ihre Haare hatten sich nicht bewegt, aber sie strich sie glatt. »Wahrscheinlich wollte ich mich an der Nase herumführen lassen. Des nahm mich an der Schulter und sagte: >Ich weiß, dass es nicht richtig ist und dass mich das den Job kosten kann, aber ich finde dich absolut hinreißend. Seit ich dich kennen gelernt habe, musste ich immer an dich denken, und so wahr mir Gott helfe - ich möchte unbedingt mit dir vögeln.<«
    Sie zupfte ihren Kragen gerade, zog an ihrer Kette, als wollte sie sich für ein Porträt zurechtmachen. »Das klingt vulgär, wenn man es erzählt, aber ihr hättet dabei sein müssen, Jungs. Glaubt mir, es war verführerisch.«
     
    Nachdem wir weitere fünfzehn Minuten spazieren gegangen waren, lieferte sie uns ein leicht überprüfbares Alibi für die vorige Nacht. Die Holmans hatten gemeinsam mit einem anderen Paar ein Konzert mit experimenteller Musik in der Disney Hall besucht und anschließend ein spätes Abendessen im Providence an der Melrose Avenue zu sich genommen.
    »Eine Meeresfrüchteorgie, Jungs. Nachdem wir uns dick und dumm gefuttert hatten, sind wir quer durch die Stadt zum Vibrato in Beverly Glen gefahren, weil wir noch ein bisschen Jazz mitnehmen wollten, aber die Show war schon vorbei, deshalb sind wir nach Hause. Ich ging zu Bett, und Ned ist aufgeblieben und hat noch gelesen, so wie er’s immer macht. Er lebt für Bücher und Sprache, er ist ein geachteter Linguist, war früher Dozent an der Universität. Hat alles Mögliche gemacht.« Sie runzelte die Stirn. »Das war mein klägliches Werben um Mitgefühl. Nicht dass ich welches brauchte, versteht sich. Der arme Des braucht es wesentlich dringender.«
    »Was können Sie uns über Des’ Vorleben erzählen?«, sagte Milo. »Persönlich, meine ich, nicht beruflich.«
    »Über so etwas haben wir nie geredet. Wir haben überhaupt nicht viel geredet. Er war ein bezaubernder Junge, liebenswürdig, rücksichtsvoll. Ich wüsste nicht, weshalb ihn jemand umbringen sollte.«
    Milo zeigte ihr das Bild von der toten Frau.
    »Wer - mein Gott, sie ist…«
    »Kennen Sie sie, Ms. Holman?«
    »Überhaupt nicht.« Sie stieß das Foto zurück.
    »Die anderen Frauen in der Firma - Sheryl und Bettina. Sind die alleinstehend oder verheiratet?«
    »Alleinstehend.«
    »Ich frage deshalb, Ma’am, weil wir nach wütenden Freunden und Ehemännern Ausschau halten müssen.«
    Sie starrte uns an. »Ned? Nie und nimmer. Damit ein Mann wütend werden kann, muss er erst Bescheid wissen, und Ned weiß nichts. Abgesehen davon - selbst wenn er’s herausfinden würde, wäre er nicht in der Lage, etwas zu unternehmen, nicht wahr?«
    Die flapsige Grausamkeit des letzten Satzes hing förmlich in der Luft.
    »Apropos, meine Herren, ich sollte jetzt lieber zurück. Ned muss vielleicht frisch gemacht werden.«
     
    6
     
    Marjorie Holman rannte über die Rampe zu ihrer Veranda hinauf.
    »Ihn frisch machen«, sagte Milo. »Der Gatte als Zimmerpflanze. Der olle Des ist da in ein schönes Vipernnest reingeraten.«
    Wir liefen zum Auto zurück, überquerten das stehende grüne Gewässer auf einer Fußgängerbrücke.
    »Für mich klingt das so, als ob sich der olle Des voller Begeisterung in das Nest gestürzt hat. Wenn er Passant und Sanfelice ebenfalls zu Baustellen mitgenommen hat, haben wir es mit einem

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