Todesflut: Thriller
niemanden aus! Wenn sie eine faire Runde spielen wollen … aber halt! Was rede ich denn da? Ich komme ja gar nicht mit.«
»Wenn du den ganzen Tag im Haus verbringen willst, dann hast du eben Pech gehabt.« Brad wandte sich Teresa zu: »Ich lade Sie heute Abend zum Mai Tai ein und werde mit den ganzen Lügengeschichten aufräumen, die Kai über mich verbreitet hat.« Er senkte die Stimme und flüsterte seinem Bruder ins Ohr: »Sorg dafür, dass ich neben Teresa sitze.« Dann verbeugte er sich vor den Mädchen: »Ciao, meine Damen!«
Gekonnt setzte er seinen Helm auf, warf seine Harley an und fegte davon, sehr zum Entzücken von Lani und Mia.
»Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, kann aber anstrengend sein.«
»Lass ja nicht zu, dass Rachel sich als Kupplerin versucht. Ich bin glücklich, dass ich allein bin.«
»Das fiele mir nie im Himmel ein«, protestierte Kai. »Ich werde aufpassen, dass du nicht den ganzen Abend mit ihm verbringen musst.«
»Ich werde dich daran erinnern«, sagte Teresa und stieg in den Jeep. Sie ließ die Scheibe herunter und nickte in Richtung des Hauptgebäudes auf dem Gelände. Es war ein Flachbau aus Gasbetonsteinen im typischen Behördenstil der vierziger Jahre: schmucklos, gepflegt, frisch geweißelt und von sauber geschnittenen Hecken umgeben. Auf der Fassade stand »Richard H. Hagemeyer Pacific Tsunami Warning Center«, zu Ehren des langjährigen Leiters des Nationalen Wetterdienstes. Es lag nur knapp hundert Meter von Kais Haus entfernt.
»Muss schön sein, in dreißig Sekunden im Büro zu sein«, sagte Teresa.
»Nicht immer.«
»Kapiere. Gut, dass es nicht weit zur Arbeit ist. Schlecht, dass es nicht weit zur Arbeit ist.«
»Genau!«
Teresa lachte. »Okay, ihr beiden«, wandte sie sich an die Mädchen. »Gurt anlegen.«
»Ach, beinahe hätte ich es vergessen, du sollst Rachel von unterwegs anrufen.«
»Okay. Und kannst du mir auch deine Nummer geben, für den Fall, dass ich sie brauche?« Teresa holte ihr Handy aus der Handtasche und öffnete es. »Mist!«
»Was ist?«
»Nicht aufgeladen. Ich habe fast keinen Saft mehr.«
»Wäre es jetzt nicht gut, wenn wir mein Handy hätten?«, meldete sich Mia.
Teresa drehte sich blitzschnell zu ihrer Tochter um. »Gut wäre, wenn ich es dir weggenommen hätte, bevor ich die Rechnung über dreihundert Dollar für deine SMS bekam.« Sie wandte sich wieder an Kai. »Wie lautet deine Nummer?« Sie tauschten Nummern aus.
»Ich rufe noch Rachel an«, sagte Teresa. »Wenn ich mich nicht melde, weißt du warum.«
»Kein Problem«, erwiderte Kai.
Mit einem Winken fuhren sie ab. Kai streichelte Bilbos Kopf.
»Nun sind nur noch die Jungs übrig«, sagte er, aber der Hund beschnüffelte schon die Hibiskussträucher und hinterließ seine Duftspur an ihnen.
Kais Handy läutete. Er öffnete es in der Erwartung, seine Frau würde ihn anrufen. Aber es war jemand vom Center. Er drückte auf die grüne Taste und hörte Reggie Pona, den Geophysiker, der mit ihm an diesem Morgen Dienst hatte.
»Hallo, Kai. Ich habe es bei dir zu Hause versucht, aber niemanden erreicht. Bist du in der Nähe?«
»Ich stehe vor dem Haus, habe gerade die Familie verabschiedet.«
»Die Besucher sind noch nicht da, wie du sehen kannst. Aber ich dachte, dass du dir vielleicht vorher noch etwas ansehen möchtest.«
»Warum? Was ist los?«
»Ich habe gerade eine Tsunami-Meldung abgesetzt.«
5. Kapitel
9:03
Das Grand Hawaiian am Strand von Waikiki war die neueste und protzigste Luxusherberge auf der Insel, entstanden aus der Idee eines millionenschweren Hoteliers, der sein Reich über Las Vegas hinaus ausdehnen wollte. Man hatte einen Appartementblock aus den vierziger Jahren abgerissen und dafür zwei Türme mit jeweils achtundzwanzig Stockwerken errichtet, die auf der sechsten Ebene durch eine Fußgängerbrücke miteinander verbunden waren.
Rachel war auf dem Weg von ihrem Büro im Akamai Tower zum größten Ballsaal des Hotels, der im Moana Tower untergebracht war, und ging in Gedanken die Liste für das Mittagessen der Kriegsveteranen durch. Die Gouverneurin von Hawaii sollte eine Rede halten und sie anschließend zum Soldatenfriedhof des Staates Hawaii begleiten. Die Zusammenkunft der Veteranen war das bisher größte Ereignis in der Geschichte des jungen Hotels, und Rachel riss sich ein Bein aus, damit alles wie am Schnürchen klappte.
Trotzdem schweiften ihre Gedanken zu Teresa ab und dem, was sie ihr in der Nacht erzählt hatte. Teresa musste Tag
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