Todesflut: Thriller
von den Wolken gedämpft, dann leuchtete es jäh auf und schoss, einen Moment lang heller als die Sonne, auf die Stratosphäre zu.
»Was zum Teufel …?«, fragte Jacobs.
Ein Feuerball rollte nach oben. Er hatte die Pilzform, die Robb auf unzähligen Fotos gesehen hatte. Er riss Augen und Mund auf, wie hypnotisiert von dem Anblick. Atombombentests waren im Pazifik seit vielen Jahren verboten. Vulkane gab es in diesen Breiten nicht. Was konnte diese gigantische Explosion verursacht haben?
Was es auch gewesen sein mochte, Erklärungen waren jetzt nebensächlich.
»Nach links!«, schrie er. Eigentlich hätten sie zuerst das Flugzeug stabilisieren sollen, aber sie mussten der Reichweite der Explosion entkommen.
»Linkskurve«, sagte Jacobs nach nur einer Sekunde des Zögerns.
Es blieb Robb nichts außer der Hoffnung, dass die Maschine nicht von der Druckwelle getroffen wurde und sie anschließend irgendwo landen konnten. Sie waren erst vor zehn Minuten über das Palmyra-Atoll geflogen, aber die Start- und Landebahn, die man dort während des Zweiten Weltkriegs gebaut hatte, war schon vor Jahrzehnten aufgegeben worden. Die Weihnachtsinsel des Inselstaats Kiribati lag nur acht Kilometer entfernt und hatte eine funktionsfähige Landebahn. Trotz aller Beschädigungen, die das Flugzeug erlitten hatte, flog es noch. Vielleicht schafften sie es wider Erwarten doch.
»Komm schon, du Miststück!«, fluchte Robb bei dem Versuch, die Steuerung zu bedienen.
Langsam schwenkte die Nase des Flugzeugs herum. Zu langsam.
Die Druckwelle holte den schwerfälligen Riesen ein, versetzte ihm von hinten einen Stoß und hob dabei das Heck an. Ein kolossaler Donnerschlag traf die Maschine und zerschmetterte die Fenster. Der Wind peitschte heulend durch das Cockpit. Das erste Triebwerk wurde aus den Halterungen gerissen, wobei es den halben Backbordflügel mitriss und die Treibstofftanks in Brand setzte. Das Flugzeug stürzte ab wie ein Fahrstuhl, dessen Seil man gekappt hatte.
Mit nur mehr einem einzigen Triebwerk waren sie dem Tod geweiht. Robb gab dennoch nicht auf. Er dachte an die dreihundertdreiundsiebzig Menschen, Männer, Frauen und Kinder, für die er verantwortlich war, aber er konnte nicht hoffen, die Maschine in diesem Zustand besser zu fliegen als irgendein Passagier. Er rang mit der Steuerung, um den Jet in die Horizontale zu bringen, aber der Flieger verhielt sich wie ein Stück Holz. Robb konnte sich noch so sehr bemühen, sein Jet flog in einer tödlichen Spirale nach unten. Der Höhenmesser zeigte dreihundert Meter, als sie durch die unterste Wolkenschicht stürzten. Zum ersten Mal seit einer Stunde sah Flugkapitän Robb den blauen Pazifik.
Als er erkannte, dass ihr Schicksal unausweichlich war, ließ er den Knüppel los und lehnte sich zurück. Er hielt Jacobs die Hand hin. Sie umklammerte sie fest. Robb hatte nie viel mit Religion am Hut gehabt, aber nun schloss er die Augen und betete das Vaterunser. Er hatte gerade die Worte »Dein Reich komme« ausgesprochen, als das Flugzeug mit über achthundert Stundenkilometern auf dem Pazifik aufprallte.
2. Kapitel
8:51
Die Broschüre war professionell gemacht, aber trotzdem konnte sich Kai Tanaka nicht mit dem Gedanken anfreunden, seine dreizehnjährige Tochter zu einem Sporttauchercamp zu schicken. Er schlürfte langsam seinen Kaffee an der Küchentheke und überlegte bei der Durchsicht des Prospekts, wie sich Lanis Pläne sabotieren ließen, ohne dass sie sich allzu sehr ärgerte.
Sie und ihre beste Freundin Mia saßen über eine Zeitschrift gebeugt am Tisch und unterhielten sich halblaut. Beim Anblick eines der Fotos stießen sie spitze Schreie aus, die irgendwann in ein Kichern übergingen.
Kai trat an den Tisch und tat so, als interessierte ihn, was sie derart belustigte. »Und was lest ihr heute Morgen? Newsweek oder Car and Driver ?«
Lani schlug die Zeitschrift zu. Es war Seventeen . Mia musste sie mitgebracht haben. Wie viele Väter wunderte sich Kai über das Tempo, mit dem seine Tochter groß wurde. Sie war vor Kurzem erst ein Teenager geworden. Für ihn lag siebzehn noch weit in der Zukunft.
Lani sah Mia kichernd an und erklärte scheinbar ernsthaft: »Wir bereiten unseren Ausflug vor.« Mia nickte zustimmend.
»Mm?«, kam es ungläubig von Kai. »In Seventeen gibt es einen Artikel über Bodyboarding?«
»Das nicht«, entgegnete Mia. »Aber die haben da ein paar gute Tipps, wie man Strandgut findet.« Ein weiterer Lachanfall folgte. Kai nahm an, dass es
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