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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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so etwas läuft! Sie muss einen zwingenden Grund haben, warum sie sich nicht besser wehrt. Als sie mich loswerden wollte, sagte sie fast wörtlich, sie wolle mich nicht in Gefahr bringen, sie sagte Gefahr. Sie könnte es doch sein, die in Gefahr ist. Natürlich stimmt, dass sie uns nicht sagt, was sie weiß. Nach meiner Meinung schützt sie jemanden, sie hat das Wort ›schützen‹ gebraucht. Ich halte sie für integer. Von psychiatrischen Untersuchungen hältst auch du nicht sehr viel. Da kommt doch zu oft heraus, was du mit den Fragen schon anpeilst. Genau so zieht man eine Zeugin aus dem Verkehr. In diesem Punkt kannst du mit meinem härtesten Widerstand rechnen.«
    Sven muss zu einer Einvernahme, ich habe in einer Viertelstunde meinen nächsten Termin. Konnte ich seine Meinung erschüttern oder nicht? Frauen wie diese Chantal Platen-Alt können so suggestiv sein. Da ist nicht nur die hinterhältige Weibchentour. Ich spüre einfach absolute Gefahr. Sven muss sich um alles in der Welt überlegen, was ich gesagt habe.
    Ich kann mich schlecht konzentrieren, denke an die Bleischale mit dem blauen Stein, vielleicht eine Antiquität, vielleicht auch nicht, etwas sehr Besonderes. Natürlich frisst Fritzi jetzt daraus. Sie könnte ein Andenken sein, als rechnete Meret Platen mit ihrem baldigen Tod.
    * * *
    Rhythmen pendeln sich ein. Knut kommt nach Dienstschluss, macht mit Noël ein Spielchen, wir reden. Er verabschiedet sich pünktlich gegen halb acht Uhr, denn es ist möglich, dass Sven noch zu ihm hinauskommt. Knut dient gewissermaßen als Relaisstation zwischen Sven und mir.
    Sven liebe es, an Knuts Computer zu recherchieren, da höre er eine CD, leise, klassische Musik. Hier könne er alles in Ruhe überlegen und müsse nicht daran denken, seine Computerbewegungen würden jetzt oder eines Tages kontrolliert. Sven habe Knut gegenüber den Ausdruck ›eigenartig überrissene Frauen‹ gebraucht und dabei alle gemeint, nicht nur die beiden Platen-Frauen. Er rede oft von mir, er halte viel von mir. Er mache sich Sorgen um mich, da ich mich zur ehrenwerten Ritterin in einer gefährlichen Sache aufschwinge. Knut seinerseits mache sich eben deswegen auch seine Gedanken.
    Ich spotte, beide sind sich sehr ähnlich, hilflose Frauchen wären bei ihnen gut aufgehoben. Scharfes weibliches Denken irritiert leider alle. Ich kann doch nur Anwältin sein, wenn ich an die Grundlagen des Rechtssystems glaube. In einem Rechtsstaat kann es für einen freien Anwalt keine Situation geben, die für ihn gefährlich werden könnte, körperlich oder existenziell. Wir schauen einander an. Knut räuspert sich. Er weiß, wie sehr ich ihn liebe.
    Sven habe viel von seiner Lockerheit verloren, arbeite verbissen an diesem Fall. Knut habe sich schon gefragt, ob er es teilweise mir zuliebe tue.
    Auf Yorge Droz’ Computer in der Forschungsabteilung konnte auch der Spezialdienst nichts Richtiges finden. Yorge Droz sei ein ›Super-Spezialist‹ gewesen, habe eine Woche vor seinem Verschwinden sehr vieles unwiederbringlich gelöscht, wissentlich und willentlich. Man könne nur Spuren feststellen und Lücken. Vieles wurde innerhalb von vier Stunden transferiert.
    Sven habe Yorge Droz’ Laptop ruckartig geschüttelt, als hoffe er, da rassele noch etwas herunter wie bei einem Spielautomaten.
     
    Knuts Kollege bei der Bundespolizei hat Knut eine vertrauliche Information gesteckt: Zwei Wochen vor Ostern hat Mattis Platen-Alt Versicherungsaktien im Wert von zwanzigtausend Euro verkauft und den Erlös auf sein Privatkonto verschoben. Dabei handelte es sich um sichere Werte, nicht um Spekulationsaktien. Der Erlös wurde ausgerechnet am Dienstag nach Ostern reinvestiert, dieselben Papiere wurden zum annähernd gleichen Preis wieder erworben.
    Knut und Sven haben dies versuchsweise auf unsere Ereigniskette bezogen. Es ergaben sich verschiedene Möglichkeiten. Sven scheine sich in Mattis Platen-Alt zu verbeißen.
    Ich frage nach dem Link zu Meret Platen.
    * * *
    Ich gehe mit Sven auf dem Feldweg, der von Kirschbäumen gesäumt ist, oberhalb des Bienenhauses, wie in einem Traum in hellem Frühlingsgrün, weiches Licht in den Ästen. Felix ist noch gar nicht lange tot.
    Sven redet Nähe. Er redet von sich, von seinen Träumen, als wir jung waren. Ganz jung, ich versuche zu lachen. Sven ist es nicht zum Lachen. Er redet davon, dass er daran ist, an den Menschen zu verzweifeln. Sie lügen und finden nichts dabei. Beamte biegen und brechen die Vorschriften und tun,

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