Todesfracht im Jaguar
niemand. Und ich wußte ja nicht, wem er gehört. Außerdem habe
ich ihn zurückgebracht. O Gott, in was bin ich da reingeraten?“
„Mach ‘ne Fliege, Junge. Sonst
bist du geliefert.“
Kuhn legte auf.
Log Schwittei? Oder hatte wirklich
ein anderer den Überfall gemacht?
*
Seine Hände zitterten. Die Knie
wackelten. Er bebte am ganzen Körper.
Hans Schwittei erstickte unter
einer Woge der Angst.
Als er wieder atmen konnte,
schleppte er sich durch sein Fotoatelier zur Toilette.
Aus der Angst wurde Panik. Er
nahm sich nicht die Zeit, Koffer oder Tasche mit dem Nötigsten zu packen.
Lediglich seinen Sommermantel
riß er in der Diele vom Haken. Dann rannte er hinaus aus dem baufälligen
Eckhaus.
Es stand völlig allein, auf
einem verwilderten Klein-Grundstück, in einer Gegend, die nichts taugt.
Das Haus war als Reihenhaus
geplant gewesen, als Eckgebäude eines Dreispänners. Aber dem Bauherrn war im
Entstehungsjahr, nämlich 1952, das Geld ausgegangen. Das Eckhaus wurde gerade
noch fertig. Mit den beiden andern fing man gar nicht erst an. Kein Handwerker
hatte sich seitdem um das ,Eckhaus 1 gekümmert, weder innen noch
außen; und Schwittei schätzte es lediglich wegen der äußerst billigen Miete.
ATELIER SCHWITTEI — verkündete
neben dem Eingang ein Schild.
Er rannte daran vorbei. Er war
wie blind, wußte nicht, wohin.
Sollte er sich an die Polizei
wenden — er, der Autodieb?
Der Gedanke beschäftigte ihn,
als er bei Rot über die Kreuzung lief.
Ein Motorradfahrer konnte nicht
mehr rechtzeitig bremsen.
Schwittei wurde auf die Straße
geschleudert.
Der Zweirad-Pilot umarmte einen
Laternenpfahl und erlitt nur leichte Prellungen: an den kurzen Rippen und in
der linken Weiche.
Schwittei blieb bei Bewußtsein.
Aber er konnte nicht aufstehen. Ein Knöchel war verstaucht, ein Wadenbein
angebrochen. Blutergüsse übersäten ihn.
Die Ambulanz brachte ihn ins
St. Florian-Krankenhaus.
14. Peinliche Überraschung
O Mann! Ist das eine Bruchbude!
stellte Tim fest. So hausen ja nicht mal die Asylanten (politische
Flüchtlinge).
Zu fünft standen sie vor
Schwitteis Adresse. Oskar war noch im Wagen und drückte seine Schnüffelnase ans
Heckfenster.
„Auf der linken Seite dieser
Herrschaftsvilla“, meinte Karl, „ist null Fenster, null Tür. Nur graue Mauer,
unverputzt. Sieht aus, als hätte sich dort mal ein Nachbarhaus angelehnt. Aber
das ist ratzeputz verschwunden.“
„Es war niemals da“, sagte Gaby
— und erzählte die Geschichte vom unvollständigen Dreispänner.
„Woher weißt du das?“ fragte
Glockner.
„Das hat mir Schwittei erzählt,
als ich die Fotos abholte.“
Der Kommissar klingelte zum
fünften Mal. Nichts rührte sich. Sie umrundeten die Hütte und blickten in die
Fenster. Schwittei schien nicht zu Hause zu sein.
„Dann eben später“, meinte
Gabys Vater.
Er lud die TKKG-Bande wieder in
den Wagen, und sie fuhren zurück.
Unweit des Parkplatzes, wo sich
der Überfall auf Dieter Browski abgespielt hatte, stülpte sich ihnen eine
Einbahnstraße entgegen — aber mit dem falschen, nämlich dem
Verbot-der-Einfahrt-Ende.
Das zwang zu einem Schlenker.
Aus etwas veränderter Richtung näherten sie sich also dem Parkplatz. Tim, der
immer hellwach ist, nicht mal im Unterricht döst — Tim entdeckte den schwarzen
Porsche als erster.
Glockner hielt hinter dem
Sportwagen.
„Ist ja ‘ne irre Schau, die
hier läuft“, rief Klößchen. „Allmählich verdüstert sich mir der Durchblick.
Dieter Browski wird niedergeschlagen, sein Porsche geklaut. Schwittei könnte es
gewesen sein, ist aber nicht zu Hause. Und hier — in Spuckweite vom Tatort —
steht der Asphaltrenner. Kann mir jemand den Zusammenhang erklären?“
Niemand konnte. Kommissar
Glockner meinte, hinsichtlich der Auf- und Erklärung sei noch alles offen.
Sie stiegen aus und stellten
fest, daß die Fahrertür nicht verschlossen war. Unter dem Armaturenbrett hingen
Drähte. Der Dieb hatte den Wagen kurzgeschlossen.
„Bis hierher hätte er ihn auch
schieben können“, sagte Karl. „Er ist weiter gefahren — nicht nur das kurze
Stück“, stellte Tim fest. „Die Motorhaube weist in Richtung Parkplatz. Also
befand sich der Porsche auf dem Rückweg. Vielleicht sah der Dieb die
Polizeiwagen. Ihm sank das Herz in die Hose, und er machte den Abflug — aber
nicht auf geklauten Pirellis, sondern auf eigenen Sohlen.“
„Nur frage ich mich“, sagte
Glockner: „Weshalb kam er zurück? Wer einen so
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