Todesfracht im Jaguar
für einen Überfall.
Leppich schlenderte weiter.
Frese hielt Schritt. Einen Moment später zischte Leppich durch die Zähne.
Sie hatten ihr Opfer.
Der Typ war jung, trug einen
weißen Anzug und kam aus der Ladenpassage im Hintergrund. Er schleppte eine
große Sportutensilien-Tasche aus genarbtem Büffelleder, trat hart auf — mit
seinen senffarbenen Edelslippern — und roch förmlich nach Geld.
„Der hat 10 000 in der
Brieftasche“, sagte Leppich und duckte sich hinter eine Limousine. „Mindestens.
Dazu goldene Rollie-Uhr und Siegelring. Der ist es, den wir suchen.“
Quer durch mehrere Wagenfenster
beobachteten sie ihn.
Der Typ blieb vor einer leeren
Parklücke stehen. Verblüfft sah er sich um.
Das durfte nicht wahr sein!
Jede Wette wäre Dieter Browski
eingegangen, daß er hier — und nur hier! — seinen Wagen geparkt hatte, den
schwarzen Porsche.
Im Fitneß-Studio hatte er was
für seinen Body (Körper) getan. Mußte sein. Wer in der Unterwelt am Ball
bleiben will, darf nicht verweichlichen. Aber jetzt, meinte Dieter, lause ihn
der Affe.
Leppich zog sich die braune
Strumpfmaske über den Kopf, die er vorsorglich bei sich trug. Frese folgte dem
Beispiel, vertat sich aber, drehte die Sehschlitze nach hinten.
Der zweite Versuch gelang. Die Maske
saß richtig. Sie huschten näher.
Leppich griff Dieter Browski
von vorn an, quetschte sich nämlich zwischen zwei Wagen durch und zückte sein
Schnappmesser.
„Her mit der Brieftasche,
Seidenprinz! Und nimm auch die Uhr ab!“
Dem Junior-Ganoven verschlug es
den Atem. Sein Porsche war weg. Und jetzt das! Ein Wegelagerer, der ihn — den
künftigen Boss der Unterwelt — angriff. Sollte er ihm Bescheid stoßen, damit
der die Mücke machte, oder ihm lieber mit gezückter Pistole den größten aller
Schrecken einjagen?
Dieter entschied sich für die
Pistole.
Er besaß keinen Waffenschein.
Aber das war von untergeordneter Bedeutung.
Blitzschnell griff er in sein
Seidenjackett.
Er hatte die Pistole schon halb
draußen, als ihn Freses Totschläger traf. Von hinten natürlich. Frese schlug
immer von hinten zu. Nur als Berufsboxer, früher, hatte er Auge in Auge mit dem
Gegner gekämpft. Was, wie er dabei feststellte, wenig empfehlenswert war. Denn
er hatte meistens verloren.
Steif wie ein Pfahl kippte
Dieter Browski nach vorn. Um ihn war alles dunkel. Er stürzte in das finstere
Loch tiefer Bewußtlosigkeit.
„Gut gemacht!“ lobte Leppich.
Während er aufpaßte, raubte
Frese den Bewußtlosen aus. Er hatte ein dickes Bündel Hunderter in der
Brieftasche, eine kostbare Uhr sowie ein Goldkettchen am Handgelenk, ein
längeres Goldkettchen unter dem Hemd und einen schönen Ring am kleinen Finger.
„Hat sich gelohnt!“ grinste
Frese.
Sie steckten ihre Strumpfmasken
ein und türmten.
*
Kuhns Frettchengesicht schien
zu zerbröckeln. Der Geklaut-Wagen-Händler rang nach Luft.
Schwittei hatte den Porsche auf
den Innenhof gefahren, zu dem sonst niemand Zutritt hat.
„Ich kann’s noch“, meinte er
unsicher. „Toller Wagen, was? Der bringt ein schönes Sümmchen.“
„Du Idiot!“ Kuhn fand die
Sprache wieder. „Weißt du, wem der Schlitten gehört?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Der Wagen ist eine
Sonderanfertigung“, brachte Kuhn mühsam hervor. „Siehst du die Initialen an der
Tür? Hier in meiner Werkstatt wurden die drauf lackiert. Vorgestern. Du
bescheuerter Unglückswurm! Du Riesenroß! D. B. — das steht für Dieter Browski.
Ja, das ist der Sohn von Oswald Browski. Klar?“
Unter Schwittei schwankte der
Boden. Sein Herz stand still — obschon nur für Sekunden. Der Schreck fegte
seinen Kopf leer. Dort war nur noch Platz für einen einzigen Gedanken:
Katastrophe! Untergang! Der schwärzeste Tag meines Lebens! Was Schlimmeres
konnte ich mir nicht einbrocken.
„Davon... hatte... ich keine
Ahnung“, stotterte er.
„Was weißt du schon“, kläffte
Kuhn. „Bring den Wagen zurück, Mann! Bring ihn dorthin, wo er stand — bevor er
vermißt wird.“
Schwittei warf sich in den
Schalensitz. Mit zitternden Händen nestelte er die Drähte aneinander. Dann fuhr
er zurück.
Möglichst nahe beim Parkplatz
wollte er den Porsche abstellen. Aber als er sich näherte, sah er die
Polizei-Fahrzeuge.
Zwei Streifenwagen blockierten
Ein- und Ausfahrt des Parkplatzes. Im Hintergrund bewegten sich Uniformierte.
Unter der Linde — dort, wo er den Wagen geknackt hatte — tat sich was. Nicht zu
fassen! Ging’s um die Rennsemmel?
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