Todesfracht im Jaguar
die Hände zu Fäusten.
„Sie werden noch von mir hören,
Bulle!“ zischte er. Dann stampfte er hinaus. Krachend fiel die Tür ins Schloß.
Kommissar Glockner schüttelte
den Kopf. „Für einen maßgeblichen Ganoven hat er ein recht hitziges
Temperament. Eines Tages wird ihm das einen Streich spielen. Eine unüberlegte
Handlung — und wir erwischen ihn.“
„War der nur hier um sich zu beschweren?“
fragte Tim. „Beschimpft hat er uns. Endlich ist er mal in der Vorhand, wie er
glaubt. Als wären wir schuld daran, daß sein Ableger Pech hatte.“
„Ist der schwerverletzt?“
fragte Gaby.
„Ein Schädelbruch“, nickte
Glockner, „wie sich jetzt herausgestellt hat. Mit seinem Sohn kann der Alte
vorläufig nicht rechnen. Und was ist mit euch? Ihr wolltet Browski in
Augenschein nehmen, nicht wahr?“
„Das fiel nur zufällig ab“,
lächelte Gaby. „Ich suche meinen City-Bag. Den roten Rucksack. Der muß irgendwo
zwischen deinen Akten liegen.“
„Den habe ich längst mit nach
Hause gebracht.“
„Wirklich? Dann sind wir ja
umsonst hergekommen.“ Glockner beugte sich vor. „Jetzt habt ihr ihn also
gesehen. Er ist der Boss. Aber er tritt nicht in Erscheinung. Er importiert (einführen) das Rauschgift — irgendwie. Und verteilt es an die Dealer. Von denen erwischen
wir ab und zu einen. Aber keiner ist bereit, Browski zu belasten. Sie kennen
ihn nicht, haben den Namen nie gehört, wissen von nichts. Das ist das Problem.
Ein äußerst schwieriger Fall. Und ganz und gar kein Fall für TKKG! Ist das
klar?“
Die vier nickten. Die Bewegung
war ungefähr so heftig wie die eines Kirchturms, der von einem Lufthauch
berührt wird.
„Vermutlich müßte ich euch
einsperren“, meinte Glockner seufzend, „um euch aus der Sache rauszuhalten.“
„Das würde nicht genügen“,
lächelte Gaby. „Wir sind doch bekannt dafür, daß wir jedes Fenstergitter
durchbeißen.“
Wird Zeit, daß wir uns
empfehlen, dachte Tim. Dieses Thema liebe ich gar nicht. Offene Rebellion kommt
nicht in Frage. Schließlich ist Gabys Vater unser väterlicher Freund. Aber
weggucken, wenn die Dealer zuschlagen — das ist noch weniger drin.
Er stand auf. „Jetzt haben wir
Sie lange genug aufgehalten. Außerdem müssen wir den ersten Ferien-Halbtag
ausnützen.“
Glockner äußerte sich nicht.
Gaby fragte dann noch, ob er
Neues wisse über Christine Zögl, die tragischerweise letzte Nacht versucht
hatte, ihr Leben mit einer Heroin-Überdosis zu beenden.
„Sie scheint über den Berg zu
sein“, antwortete der Kommissar. „Aber das betrifft nur ihren gesundheitlichen
Zustand. Den körperlichen, meine ich. Psychisch (seelisch) fangen die
Schwierigkeiten für sie jetzt erst an.“
Oskar war heute schon viel
gelaufen. Zwar vertragen seine Pfoten Langstrecken. Aber die TKKG-Bande hielt
es doch für besser, ihn zu Hause — also bei Glockners — abzuliefern. Bei der
Gelegenheit begrüßten sie Gabys Mutter, die in ihrem kleinen
Lebensmittelgeschäft wie immer allein arbeitete — und alle Hände voll zu tun
hatte.
Gaby staubte ein paar Tüten und
Päckchen ab. Den Inhalt benötigte sie, um aus ihrer Rohbau-Torte — zum Empfang
der Sauerlichs — das geplante Endprodukt zu fertigen: eine Schokoladentorte.
„Wenn du den Überzug fertig
hast, darf ich die Schüssel auslecken“, erbot sich Klößchen.
„Das hängt davon ab, wie ich
gelaunt bin“, meinte Gaby hoheitsvoll.
Unter der großen Kastanie, an
der Ecke der Altstadt-Straße, versammelte Tim seine Freunde um sich.
„Damit wir geistig voll
checken“, meinte er, „wohin der Hase jetzt läuft, laßt uns mal die Tatsachen
aufreihen! Es geht darum: Die Rauschgiftszene in unserer schönen Stadt ufert
aus nach allen Seiten. Die Polizei ist zwar nicht machtlos, aber nicht so
mächtig, wie sie gern wäre. Kleinformat-Dealer, die man hin und wieder
erwischt, verlauten nichts über den oder die Bosse. Weil sie Schiß vor denen
haben. Aller Verdacht richtet sich auf den alten Browski. Sohn Dieter können
wir vorläufig vernachlässigen. Der hat einen Riß im Gehirnkasten und ist bis
auf weiteres weg vom Fenster. Die Heroin-Sendung aus Suleikas Wohnmobil war
sicherlich für Browski bestimmt. Weshalb ja Dieter dort rumhing. Folglich ist
auch der Tierpfleger Caldo höchst verdächtig, denn der hat mit ihm geredet. Als
Kriminelle bekannt sind uns außerdem Leppich und Frese. Sind das Dealer? Flaben
sie tatsächlich Heroin versteckt in der Villa Isolde? Gibt es vielleicht
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