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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Teller. Hermann betupfte sich die Lippen. Er hatte
Schokoladenkrümel im Mundwinkel.
    „Daß luxuriöse Wagen auf die
Schnelligkeit geklaut werden“, sagte er, „kommt in Italien häufig vor. Das
erzählte man uns. Oft steckt kein großes Verbrechen dahinter — wie in unserem
Fall. Es sind lediglich Jugendliche, die mit dem geklauten Schlitten ein
bißchen angeben wollen. Sie fahren, bis der Tank leer ist. Dann lassen sie den
Wagen irgendwo stehen.“
    „Wie ist es denn euch hier
ergangen?“ erkundigte sich Erna. Die TKKG-Bande versicherte, alles sei in
Butter, zumal seit gestern die große Freiheit begonnen habe.
    Als sich Klößchen dann das
vierte Tortenstück grapschen wollte, hielt ihn seine Mutter zurück.
    „Nicht so gierig, Willi. Wir
sind auch noch da.“
    „Aber ihr seid schwache Esser“,
grinste er. „Ich bin ein starker. Da fällt mir ein: Ihr wolltet mir doch eine
umfassende Auswahl italienischer Süßigkeiten mitbringen. So etwa zehn, 15 Kilo.
Hm?“
    Erwartungsvoll sah er seine
Eltern an.
    Hermann griff sich an die
Stirn.
    „Verdammt! Das haben wir in der
Hektik total vergessen.“ Klößchen konnte seine Enttäuschung nicht verbergen und
ließ ein gedehntes „Ooooooooch!“ hören.
    Erna lächelte. Hermann knipste
ein zufriedenes Grinsen an. Klößchen begriff.
    „Mutti, sag schon! Ihr habt
daran gedacht! Nicht wahr?“
    „Aber iß nicht alles auf
einmal“, warnte sie — und wandte sich dann an die andern. „Wir haben auch für
euch Geschenke. Hoffentlich gefallen sie.“
    „Bestimmt!“ rief Gaby. „Ist ja
riesig nett.“
    Energisch schob Hermann den
Tortenteller von sich. Beide Hände legte er auf die kurzen Rippen — jedenfalls
dorthin, wo man sie unter dem ansehnlichen Bauch vermuten konnte.
    „Mehr darf ich nicht. Sonst muß
ich noch mehr abbüßen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, ab sofort bis auf
weiteres nicht mit dem Jaguar in den Betrieb zu fahren, sondern per Rad. Das
macht fit und schlank. Und unser Auto kann sich in der Garage ausruhen. So, und
jetzt holen wir die Geschenke. Dabei können wir auch gleich das Gepäck
ausladen.“
    Alle standen auf.
    Die TKKG-Bande stürmte zur Tür,
Tim voran.
    Kaum war er im Freien und auf
der obersten Treppenstufe, blieb er stehen wie angewurzelt.
    Mich laust der Affe! dachte er.
Der Jaguar ist weg.
    Er rannte die Treppe hinunter,
auf die Straße und sah nach allen Seiten.
    Nichts! Auch der rote Alfa samt
Leppich und Frese war verschwunden.
    Tim drehte sich um. Die andern
standen oben auf der Treppe.
    „Der Wagen ist weg“, rief er.
„Weit und breit nicht mal ein Abdruck der Reifen.“
    Hermann hob die Hände an die
Schläfen. „Nein!“ stöhnte er. „Nicht schon wieder.“
    Trotz beachtlicher
Tortenfüllung im Magen kochte in Klößchen die Wut über. Zweimal stampfte er auf
mit dem linken Fuß.
    „Ich sag’s ja!“ schrie er.
„Alles Mafia! Unten in Italien — und jetzt auch hier.“

    Aber die hiesige Mafia, dachte
Tim, hat Namen. Zum Beispiel Leppich und Frese!

20. Straßensperre
     
    Geglückt!
    Leppich fühlte sich wie ein Weltmeister.
Lässig lehnte er im Fahrersitz aus hochfeinem Leder. Mit einer Hand hielt er
das Lenkrad des Jaguar. Den linken Ellbogen hatte er im geöffneten Fenster
abgelegt.
    Es war das erste Mal, daß er in
einem Jaguar saß. In gestohlenen Fahrzeugen hatte er sich schon oft den Hintern
gewärmt. Aber das waren keine Zwölfzylinder gewesen — zu diesem
Anschaffungswert und ausgestattet mit diesem Luxus.
    Wenn man dazu noch das Heroin
rechnete, das in der Bodenwanne eingeschweißt war — unfaßlich, wie das die Gesamtsumme
steigert.
    Leppich fuhr flott, aber nicht
auffällig schnell. Im Rückspiegel sah er seinen Komplicen. Frese folgte ihm mit
dem roten Alfa.
    Jetzt hieß es, so rasch wie
möglich zur Werkstatt in der Fersengelder Landstraße! Das Heroin bergen! Und
dann den Jaguar irgendwo abstellen. Sollten die Bullen denken, was sie wollten.
    Leppich grinste. Er hatte den
Jaguar weder aufgebrochen noch kurzgeschlossen. Nein! In Browskis Heroin-AG
waren so simple Gewaltakte nicht nötig.
    Im Zündschloß steckte ein
Originalschlüssel. Fast ein Originalschlüssel. Den hatte letzte Nacht ein
Kurier aus Mailand gebracht, ein schneller Bote von Ricardo Scattamoni, dem
Blinzler. Denn natürlich hatten die ausgebufften Kameraden dort unten von den —
kurzzeitig entwendeten — Sauerlichschen Autoschlüsseln Duplikate (Zweitausgaben) angefertigt.
    Mit denen ließ sich’s gut
klauen: schnell

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