Todesfracht im Jaguar
und unauffällig.
Endlich mal wieder ein Erfolg!
dachte Leppich. Ist aber auch nötig — nach der Pleite von gestern.
Mit Schaudern dachte er an die
Auseinandersetzung mit Kuhn — wegen der spurlos verschwundenen Gemälde.
Der hatte getobt wie
Dornröschens Stiefmutter, dann aber — nach einem Machtwort von Browski —
gekuscht.
Ohne den Alten, dachte Leppich,
säßen wir jetzt bis zum Hals im Dung. Aber sein Wort gilt.
Mit Kuhn waren Leppich und
Frese übereingekommen, nach dem rätselhaften Verbleib der Bilder zu forschen,
sie wiederzubeschaffen. An Ersatz in irgendeiner Form war natürlich nicht zu
denken. Zum einen gibt es für Kunstschätze dieser Art nichts Gleichwertiges.
Zum andern: Wie sollten kriminelle Tagelöhner wie Leppich und Frese das enorme
Geld dafür aufbringen?
Er sah in den Rückspiegel,
streckte den Arm ins Freie und winkte seinem nachfolgenden Kumpel.
Frese nickte.
Dann ruckte Leppichs Kopf vor.
Verstört starrte er durch die Windschutzscheibe.
Was, zum Teufel, war dort vorn
los?
*
Polizeimeister Kempf blinzelte
in der Sonne. Sein Kollege Bürgl hatte eine MP (Maschinenpistole) umgehängt.
Man mußte mit allem rechnen.
Noch ein dritter Kollege war bei der Straßensperre, ebenfalls bewaffnet.
Die beiden Streifenwagen
bildeten ein gestaffeltes Hindernis. Passierende Wagen mußten eine S-Kurve
fahren.
Eben rollte ein Rolls Royce
heran. Der Fahrer, ein junger Typ, sah aus, als sei er nicht in der Lage, fünf
Mark zu wechseln: verschwitztes Hemd mit durchgescheuertem Kragen,
Schmuddel-Jeans, dazu einen Fünf-Tage-Bart im Spaßvogel-Gesicht.
Der Wagen hielt. Kempf grüßte.
„Guten Tag! Die Papiere,
bitte.“
„Haben Sie mich endlich
erwischt?“ grinste der Rolls-Fahrer — und reichte ihm den Führerschein.
„Uns entgeht keiner. Bitte,
auch den Kfz-Schein.“
Kempf erhielt auch den. Und
stellte fest: Alles war in Ordnung. Dem Typ gehörte der Wagen. Die 150 000 DM dafür
hatte er offenbar lockergemacht. Zu einem neuen Hemd reichte es nun nicht mehr.
„Ist das eine Trockenübung für
Schleppnetzfahndung?“ fragte er keß. „Oder wird jemand gesucht?“
„Am Rathausplatz haben
Terroristen eine Bombe gezündet“, erwiderte Kempf. „Das Wiener Café steht in
Flammen. Alle stadtauswärts führenden Straßen sind abgeriegelt.“
„Das Wiener Café?“ rief der Typ
erschrocken. „Um Himmels willen! Dort bin ich doch Stammgast.“
Gewesen! dachte Kempf und gab
ihm die Papiere zurück.
„Danke! Sie können
weiterfahren.“
*
Straßensperre!
Leppich biß sich vor Wut auf
die Zunge. Eine Fahrzeugschlange hatte sich vor den Streifenwagen gebildet.
Einer nach dem andern wurde kontrolliert. Was er natürlich nicht riskieren
konnte.
Verdammte Kiste!
Wenden? Und zurückfahren? schoß
es ihm durch den Kopf.
Im selben Moment sah er, daß
der Punkt verpaßt war. Zu nahe schon befand er sich an der Straßensperre.
Außerdem rollte ihm auf der Gegenfahrbahn ein nicht abreißender Fahrzeugstrom
entgegen. Es war unmöglich, sich einzufädeln. Die Bullen dort vorn — drei an
der Zahl — hätten das Manöver bemerkt. Und dann? Nicht auszudenken, was
passiert wäre.
Also blieb ihm nur, nach rechts
auszuscheren, was er zähneknirschend tat. Eine Tankstelle war seine Rettung.
Etwas entfernt von Zapfsäulen und neugierigen Blicken hielt er an. Niemand
beobachtete ihn.
Frese hatte Gott-sei-Dank!
geschaltet, war ebenfalls in die Einfahrt gerollt und parkte jetzt hinter dem
Jaguar.
In fliegender Hast stieg
Leppich zu ihm ein.
„Mann! War das knapp! Mir blieb
keine andere Möglichkeit.“
„Warum hast du nicht auf der
Straße gewendet?“ fragte Frese, der Langsam-Denker.
„Damit die Bullen auf mich
feuern? Glaubst du, die sind blöd?“
„Ich begreife nicht, daß die
diesmal so schnell sind. Und so ein Aufwand!“
„Das gilt doch nicht uns!
Vielleicht hat einer ‘ne Bank ausgeraubt. Oder beim Ministerpräsidenten Blumen
geklaut. Den Typ erwischen sie natürlich nicht. Aber mich hätten sie gehabt.“
„Und der Jaguar?“
„Den holen wir uns später.“
„Fahren wir durch die
Straßensperre?“
„Wohin sonst? Unsere Papiere
sind doch in Ordnung. Und der Alfa gehört mir. Also los.“
*
Die TKKG-Freunde standen am
Ende des roten Teppichs, also fast auf der Straße. Flüsternd steckten sie die
Köpfe zusammen. Niemand konnte mithören, was die vier besprachen.
Gestört wurde diese
Lagebesprechung durch Erna, die soeben die Haustür
Weitere Kostenlose Bücher