Todesfracht im Jaguar
ich
noch sagen, hat mich inzwischen eingeweiht — in eure Theorien und Recherchen.
Im Moment bin ich riesig dankbar dafür. Die Ohren reiße ich euch später ab. So,
und nun warte, bis wir kommen.“
Tim legte auf. Warten? dachte
er. Zumindest möchte ich zusehen, was die beiden mit dem Wagen machen.
Niemand kam ihm in die Quere,
als er auf das Gelände der Werkstatt schlich. Die Halle besaß ein Schiebe-Tor,
das auf Rollen lief. Daneben war eine Tür. Klemmte sie? Hatte Frese vergessen,
sie richtig zu schließen? Sie war jedenfalls nicht ins Schloß gerastet. Durch
den zwei-finger-breiten Spalt konnte Tim hineinspähen.
Leppich und Frese hatten
Arbeitskittel angelegt.
Der Jaguar befand sich auf
einer hydraulischen Hebebühne. Die hatte ihn bereits in die Höhe gewuchtet.
Jedenfalls schwebte er jetzt etwa mannshoch über dem Boden.
Die beiden Ganoven wandten der
Tür den Rücken zu. Sie standen unter dem Wagen. Mit schwerem Werkzeug begannen
sie, geräuschvoll an der Bodenwanne zu arbeiten.
„Schwittei“, sagte Frese, „hat
sich fast in die Hose gemacht. Trotzdem ist er raffiniert, der Bursche. Mit dem
Foto-Trick dieses Mädchens konnte er mich abwehren. Aber nur diesmal. Ein
zweites Mal entgeht der mir nicht! Den werfen wir Browski zum Fräße vor,
hahaha.“
„Ist ein Witz“, meinte Leppich
und griff nach einer eisenblech-knackenden Zange. „Wir schlagen Dieter Browski
den Schädel ein — fast jedenfalls — , rauben ihn aus, werden angeheuert vom
alten Browski und erhalten den Auftrag, Schwittei einzufangen. Weil der
logischerweise der Täter sein muß. Da kannst du mal sehen: Je größer der Boss,
um so kleiner sein Gehirn. Daß noch wer im Spiel ist, darauf kommt der doch gar
nicht.“
Ich schnall ab! dachte Tim. So
verhält sich das also.
In dieser Sekunde wurde das
hintere linke Seitenfenster des Jaguar aufgekurbelt. Von innen! Tim glaubte, er
sehe nicht richtig.
Klößchens dicker Kopf erschien
in der Fensteröffnung. Mit blankem Entsetzen auf dem Mondgesicht starrte er
hinaus und hinunter.
Nein! dachte Tim. Das gibt’s
nicht! Er ist drin. Wie und wo hat er sich versteckt? Oder war Leppich mit
Blindheit geschlagen?
In weiter Ferne ertönte
Sirenengeheul.
Sie kommen, dachte Tim. Aber
vorher rette ich meinen Freund. Das hätte auch gelingen müssen ohne Polizei.
Er öffnete die Tür. Klößchen sah
ihn, riß die Augen auf und winkte.
Leppich bemerkte das
einfallende Sonnenlicht und drehte sich um.
„Heh!“ brüllte er.
Mit zwei Sprüngen war Tim links
an der Wand, wo der Wasserschlauch hing. Schon hatte er ihn — und drehte den
Hahn auf. Voller Strahl! Wasser marsch!
„In die Ecke!“ brüllte Tim. Er
richtete die Flut auf die beiden. „Los, in die Ecke! Oder ich spüle euch in den
Gully.“
Frese wollte sich auf ihn
stürzen. Tim zielte mit dem Strahl. Er schoß zu auf das Boxergesicht, warf den
Ganoven zurück, nahm ihm Atem und Sicht.
Während Tim Leppich abwehrte,
öffnete Klößchen die hintere Tür und ließ sich herab. Er landete auf dem
Hintern und krabbelte zu Tim.
„Halt den Strahl nicht so
hoch“, kritisierte er Tims Aktion. „Das ganze Wasser kommt in den Wagen, und
meine Kuscheldecke wird naß.“
„Ich vermute, die ist längst
naß — von deinem Angstschweiß.“
An der gegenüberliegenden Wand,
wo sie der Wasserstrahl nicht mehr erreichte, formierten sich Leppich und
Frese. Sie waren tropfnaß, hatten aber den ersten Schreck überwunden. Frese
griff nach einem schweren Hammer, Leppich riß einen Schraubenschlüssel an sich.
Vielleicht, dachte Tim, sollten
wir jetzt lieber den Rückzug antreten.
Aber in diesem Moment war das Sirenengeheul
ganz nahe. Zwei Streifenwagen rollten auf den Hof. Kommissar Glockner mit
seinen Leuten war da.
*
Mit der Verhaftung von Leppich
und Frese kam eine Lawine ins Rollen. Denn die beiden handelten nach dem alten
Ganoven-Grundsatz: Wenn es uns erwischt, sollen die andern nicht ungeschoren
bleiben. Dann tunken wir sie alle kräftig mit ein!
Sie belasteten Oswald Browski,
dessen Sohn Dieter und verrieten auch sonst alles, was sie über die üblen
Rauschgiftgeschäfte wußten. Deshalb sah sich auch Caldo Forliamente, der
Tierpfleger vom Zirkus Belloni, plötzlich der Polizei gegenüber; und in Mailand
wurde ein gewisser Ricardo Scattamoni, genannt der Blinzler, noch am selben Tag
mit Handschellen geschmückt.
Auch Friedhelm Kuhn, der
Geklaut-Wagen-Händler, saß bereits hinter Gittern. Schwitteis Geständnis
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