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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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frisch aufgeworfenen Erdreich wieder aufzufüllen. Es verschaffte ihr eine merkwürdige Art von Genugtuung, den Mann, den sie umgebracht hatte, unter der Erde verschwinden zu sehen. Sie starrte auf den Toten und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, ihn mit dem Korkenzieher zu erstechen. Sie wollte dieses Gefühl wenigstens noch einmal durchleben. Sie stellte sich den anderen Kerl vor, den, der noch am Leben war. Stellte sich vor, er sei ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ein Messer in ihrer Hand. Wie die Klinge in sein Fleisch drang. Es zerstörte. Durch Muskeln und Sehnen schnitt. Oh, wie sie es lieben würde, ihn zu schneiden. Wieder und wieder. Und verdammt noch mal wieder. Bis er sich nicht mehr rührte und der Atem seinen Körper verlassen hatte.
    Wenig später war sie fertig. Das Loch war in einem Bruchteil der Zeit aufgefüllt, die sie zum Ausheben gebraucht hatte. Julie legte die Schaufel weg und tat wankend einen Schritt auf den Kerl zu. »Wasser ...«
    Er schraubte den Verschluss von einem Flachmann ab und reichte ihn ihr. Sie setzte die Flasche an die Lippen und schmeckte billigen Whiskey. Sie musste würgen und spuckte den ersten Schluck wieder aus. Dann nahm sie wimmernd noch einen Schluck. Es war besser als nichts. Wenigstens fühlte ihr Mund sich nicht mehr so trocken an.
    Der Mann nahm ihr den Flachmann ab, schraubte den Verschluss wieder auf und schob das Metallfläschchen in die Gesäßtasche seiner Jeans. Anschließend packte er sie am Arm und machte Anstalten, sie in den Wald zu zerren.
    Julies Augen weiteten sich. »Hör’ auf! Stopp! Was hast du vor?«
    »Ich habe noch einen Job für dich.«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein.«
    »Gott«, wimmerte sie. »Ich kann nicht. Ehrlich. Ich falle gleich um.«
    Er lachte. »Das hier wird leicht. Es ist schon alles für dich vorbereitet. Du musst nur noch eine Kleinigkeit erledigen.«
    Julie hatte keine Ahnung, wovon er sprach, und nahm an, dass es sinnlos sein würde, ihn noch einmal zu fragen. Was auch immer er mit ihr vorhatte, es musste etwas Grässliches sein. Und zu wissen, was vor ihr lag, würde ihr auch nicht helfen. Der Mann schleifte sie grob zwischen den Bäumen hindurch. Dabei hielt er sie die ganze Zeit über am Arm fest und zerrte sie jedes Mal, wenn sie stolperte – was ziemlich oft geschah –, wieder hoch. Sie stieß sich an tief hängenden Ästen und Brombeergestrüpp zerkratzte ihre bloße Haut. Der erzwungene Marsch durch die Wildnis dauerte gut und gern zehn Minuten, vielleicht auch länger. So langsam fing sie an zu glauben, dass es sich bei dem erwähnten »Job« lediglich um eine List gehandelt hatte, um sie tiefer in den Wald zu locken, weit genug, um sie umzubringen und ihre Leiche liegen zu lassen, ohne sich Sorgen darum machen zu müssen, ein weiteres Loch zu schaufeln. Womöglich war der Lulu-Wahn diesen niederen Instinkten bereits gewichen.
    Oh Gott, gleich werde ich sterben.
    Sie begann wieder zu weinen.
    Nein ... Moment mal.
    Das kam nicht von ihr.
    Das Geräusch kam von irgendwo direkt vor ihr. Hier draußen war noch jemand. Sie sah ein paar Sträucher und einige dicht belaubte Bäume. Der Kerl zerrte sie durchs Gebüsch, sodass sie zahllose neue Kratzer davontrug. Sie kamen auf eine kleine Lichtung. Sie sah – an den kräftigen Stamm eines ziemlich hohen Baumes gelehnt – eine nackte Frau. Ihre Hände waren hoch über den Kopf gezogen, die Gelenke mit einem Seil gefesselt und an einen tief hängenden Ast gebunden. Ihre Fußgelenke waren ebenfalls mit einem Stück Seil gefesselt. Mehrere Schichten Klebeband waren um Mund und Hinterkopf gewickelt. Die Frau sah die beiden kommen und fing an zu wimmern.
    Der Mann legte Julie die Hand ins Kreuz und schubste sie vorwärts. Sie stolperte weiter auf die Lichtung hinaus und fiel vor der gefesselten Frau auf Hände und Knie. Als sie aufblickte, sah sie das verzweifelte Entsetzen in ihren glänzenden Augen. Sie waren weit aufgerissen, ein lautloser Hilferuf. Der Kerl ging an Julie vorbei und zog ein riesiges Jagdmesser, das er vorhin selbst dort hineingesteckt hatte, aus dem Stamm.
    Anschließend zerrte er Julie erneut auf die Füße und entlockte ihr einen überraschten Aufschrei, als er ihr das Messer in die zitternden Hände drückte.
    »Mach’ sie tot!«
    Julie starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie bitte?«
    »Du hast es gehört!«
    »Nein. Das kann ich nicht. Das werde ich nicht tun.«
    Das Gesicht des Mannes verhärtete sich. »Du musst sie umbringen.

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