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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Dachte, das macht mich zu etwas Besonderem. Es war die beste verdammte Tarnung, die man sich vorstellen kann. Niemand würde je die Wahrheit über mich erahnen oder mein finsteres Inneres sehen.
    FALSCH.
    Ich war mir sicher, dass ich meine Eltern von vorne bis hinten verarsche. Ganz besonders meine Mutter. Ich habe sie schon immer für scheiß blöd gehalten, von nichts einen Schimmer. Mit ihrer nichtssagenden Art zu reden klingt sie wie eine Hausfrau aus den Fünfzigerjahren. Nur gähnende Leere in ihrem Schädel, habe ich gedacht. Bis heute. Denn wenn hier einer verarscht wurde, dann ich.
    Mann, rede ich um den heißen Brei herum. Bei dem Gedanken daran, es auch noch aufzuschreiben, fange ich schon wieder an zu zittern. Aber scheiß drauf, einfach raus damit. Ich kam von der Schule nach Hause und mir war sofort klar, dass hier irgendein verkackter Scheiß läuft. Der erste Hinweis waren die vielen Autos, die draußen standen. Als ich reinkam, sah ich die ganzen alten Kerle, die alle ein ernstes Gesicht machten. Zuerst dachte ich, es wäre jemand gestorben. Jemand von den Großeltern vielleicht. Ich wurde ein bisschen nervös und fing an, mich so weit aufzubauen, dass ich ein paar Tränen vortäuschen konnte. Doch dann steht Dad auf und sagt so einen Scheiß wie: »He, Schätzchen, keiner von uns möchte dich wütend machen, weil wir dich nämlich alle lieben, und das hier tun wir auch nur, weil wir dich so verfickt lieb haben, Schätzchen, aber heilige Scheiße, wir machen uns so verdammte Sorgen und möchten dir doch bloß helfen, okay?« und Mum fängt an zu heulen.
    Und auf einmal kapiere ich, was los ist. Es ist eine von diesen Betreuungsgeschichten. Also fange ich an sie anzubrüllen, fluche in einer Tour wie ein Müllkutscher. Aber die Scheiße geht einfach weiter. Niemand ist hier, um über dich zu urteilen, Schätzchen, erklären sie mir. Beruhige dich doch bitte, könntest du dich verdammt noch mal endlich beruhigen? Aber ich höre nicht auf zu schreien, ich schreie wie am Spieß. Sie sind nicht hier, um über mich zu URTEILEN? Wen wollen die hier verarschen!!!?
    Nach einer Weile geht es einigen von ihnen ganz schön auf die Nerven und wenig später ist jeder am Schreien. Meine Familie. Ein paar Nachbarn. Sogar unser verdammter Hausarzt. Ich wundere mich, dass sie keinen Priester dabei hatten, um einen Exorzismus zu veranstalten. Im Ernst. So verrückt ist die ganze aufgeblasene Sache mittlerweile geworden. Wir steigerten uns immer weiter hinein, bis Dad mir schließlich die Scheiße aus dem Leib prügelte.
    Ohne Scheiß, ich mache hier keine Witze. Der Dreckskerl hat mir den Hintern versohlt und mich dann auf mein Zimmer geschickt, so als wäre ich ein kleines Kind. Und da sitze ich jetzt und warte. Und habe eine Scheißangst davor, wie die Sache ausgehen wird. Ich kann sie unten hören, wie sie über mich reden. Alle. Keiner ist gegangen. Irgendjemand weint. Weshalb das Ganze, werdet ihr euch wohl fragen. Es fing alles mit diesem Video an, das ich hochgeladen habe. Ja, genau, das mit dem Hasen. Irgendwelche Eltern haben Wind davon bekommen und Dad einen Link geschickt. Darauf wandte er sich, kaum hatte er das Video gesehen, ans Jugendamt. Er fing an, Fragen wegen mir zu stellen, redete mit meinen Freunden. Und irgendjemand verriet ihm noch ein bisschen mehr von meinen Geheimnissen.
    Ich habe immer geglaubt, ich könnte euch vertrauen. Dachte, so eine Scheiße würde nicht passieren, wenn ich dieses Tagebuch hier privat halte. Aber jetzt habe ich kapiert, he? Jemand, der das hier gelesen hat, hat einen verdammt großen Mund. Ich wünschte, ich wüsste, wer. Wirklich. Dann würde ich dich nämlich verdammt noch mal umbringen. Im Ernst. Poste einen Kommentar mit deinem Geständnis und ich werde schneller, als du sagen kannst »Ich bin eine elende, wertlose, verfickte Petze, die man aufschlitzen sollte wie ein Schwein« aus dem Fenster klettern und unterwegs zu dir sein, um dir die Kehle durchzuschneiden.
    Das ist mein letzter Eintrag. Mehr bekommen die meisten von euch nicht mehr zu sehen. Ich lösche nämlich verdammt noch mal jeden, dem ich nicht völlig vertraue, aus der Liste. FUCK YOU. KREPIERT DOCH!
    Anmerkung: Der oben stehende Eintrag erhielt 73 Rückmeldungen, bevor der Tagebuchinhaber weitere Antworten blockiert hat. Eine Auswahl folgt nachstehend.
    lord_ruthven: Du brauchst Hilfe und das weißt du auch. Es musste ja so kommen.
    Durchgeknalltesgirl: Fuck. Ich wusste, dass du es warst. DU BIST

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