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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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nichts.
    »Oder was meinst du? Zur Vertreibung der Ungewissheit? Unter deiner starken, mutigen Führung?«
    Er sagt immer noch nichts. Er hat die Verbindung unterbrochen. Oder aus Versehen auf irgendeine Taste gedrückt.
     
    »Heim von Hólar reiten wir«, summe ich gedankenverloren vor mich hin, als ich an einem Schild mit dem alten Pilgerspruch
Heim nach Hólar
vorbeifahre. Es klart auf. Unter dem grauen Himmel erstrecken sich gelbe, matschige Wiesen. Im freien Gelände ragt ein einsames, verlassenes Kreuz auf. Die Pferde haben sich zusammengeschart und stehen reglos, gelassen und unerschrocken da. Im Rückspiegel sehe ich den Turm der Hólarkirche, der wie ein gespitzter Bleistift etwas abseits vom alten Kirchenschiff steht, das an einen Radiergummi erinnert. Dort wollten die Gymnasiasten aus Akureyri die Premiere von
Loftur, der Magier
aufführen. Aber die Jugendlichen erzählten mir, ihr Vorhaben sei nicht genehmigt worden. Es war eigentlich eine gute Idee, finde ich, denn dieses alte isländische Theaterstück spielt in Hólar und der Hólarkirche. Aber was weiß ich schon davon; ich habe das Stück weder gelesen noch jemals eine Inszenierung von ihm gesehen. Außerdem bin ich kein Kirchenoberhaupt und kann nicht beurteilen, wie heikel es ist, ein Drama, in dem ein Mann einen Bund mit dem Teufel eingeht, in einem Gotteshaus aufzuführen. Als Ersatz dürfen die Schüler die Sporthalle der Hólarschule benutzen. Sie kauert in dem schmucken Örtchen, wo ein stattliches Schulgebäude mit rotem Dach in gewagter Kombination neben allen möglichen Neubauten und einem schwarzgestrichenen Torfhof steht. Isländische Architekturgeschichte in der Nussschale. Nicht zu vergessen, ein ausgeprägtes isländisches Stilempfinden.
    Ob ich wohl zufriedener wäre, wenn ich in der Hólarschule Pferdezucht studiert hätte? Wäre ich dann genauso ausgeglichen, unerschrocken und gelassen wie die Pferde, die auf unserer Fahrt in den Skagafjord wie fellüberzogene Statuen am Wegesrand vorbeisausen?
    »Warum versuchst du es nicht einfach mal?«, sagt Jóa unvermittelt.
    Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. »Pferdezucht zu studieren?«
    »Nein, du Esel. Dich mit dem armen Ásbjörn zu vertragen. Ich meine, ihr müsst hier im Norden doch eng zusammenarbeiten. Wäre es nicht wenigstens einen Versuch wert?«
    »Ich glaube, ich hab einfach keine Lust dazu. Wenn ich mich mit Ásbjörn vertragen würde, müsste ich meinen Charakter ändern. Er ist, wie er ist. Und ich bin, wie ich bin.«
    Ich spüre, dass sie mich verwundert, wenn nicht gar vorwurfsvoll anschaut. »Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn du deinen Charakter ändern würdest«, murmelt sie.
    »Das Arschloch ist einfach so verdammt nervig«, füge ich mit Nachdruck hinzu. »Oder findest du ihn etwa sympathisch?«
    Sie schweigt einen Moment. »Er ist, wie er ist.«
    »Genau. Dann sind wir uns ja einig.«
    »Nein, wir sind uns nicht einig. Du bist selbst ein Nervtöter. Und Ásbjörn ist natürlich ziemlich deprimiert, nachdem sie ihn von seiner Position als Ressortleiter degradiert …«
    »Ja, zum Glück geschieht manchmal das, was geschehen muss«, falle ich ihr ins Wort.
    »… und ins Nordland an den Arsch der Welt geschickt haben, ausgerechnet mit dir.«
    »Das ist unbestreitbar eine harte Strafe. Für uns beide.« Ich muss an die Pferde denken. »Wenn das Pferd zu alt ist, spannt man’s vor den Karren.«
    Jóa schüttelt den Kopf. »Wie zwei kleine Jungs. Ihr seid wie zwei kleine Jungs, die man wegen einer Prügelei zur Strafe in die Ecke geschickt hat. Und die sich immer weiterprügeln, obwohl sie längst vergessen haben, warum.«
    Sie hat wie immer recht. Wie zum Teufel soll ich es schaffen, meine Strafe abzusitzen, wenn Jóa wieder zurück nach Reykjavík gefahren ist?
     
    Als wir die Héraðsvötn-Brücke passieren, erblicken wir jenseits des Flusses vor der Raststätte in Varmahlíð eine Ansammlung von Menschen. Vier große Jeeps und jede Menge Pkws stehen auf dem Parkplatz; ein Polizeiauto und ein Krankenwagen sind vorgefahren.
    »Wahnsinn! So viele Leute können doch gar nicht hier wohnen«, sage ich.
    »Das sind wohl eher Touristen auf dem Weg ins Osterglück auf dem Lande«, entgegnet Jóa. »Und wahrscheinlich die Leute von dem Adventuretrip.«
    »Die in den wasserdichten Overalls.«
    Viele Anwesende sehen in ihren blauen Regenklamotten aus wie Ballons, zwei oder drei tragen zusätzlich rote Rettungswesten und ein paar haben rote Sicherheitshelme

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