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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Flüchtlingslager. In weniger als einer Meile kommen wir zu einer Schnellstraße. Ich werde abgelenkt, als der Wagen vor mir einen Flüchtling rammt, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen kann, und über die Leitplanke der Überführung wirbelt, wo er zwanzig Meter in die Tiefe stürzt. Wir rasen in einem solchen Tempo dahin, dass ich nur einen Sekundenbruchteil über die Schulter zu blicken wage, erkenne dabei aber, dass das gesamte Stadtgebiet unter uns jetzt einem riesigen Schlachtfeld gleicht. Flüchtlinge sind frontal auf eine Armee unserer Kämpfer getroffen, die Richtung Stadt marschieren. Sie sind unseren Leuten nicht gewachsen. Ich blicke hinab auf ein Blutbad von unvorstellbaren Ausmaßen.

    Das Vorderrad des Landrovers holpert über ein Stück Beton, und ich verliere fast die Kontrolle. Ich versuche, mich wieder zu konzentrieren, als wir uns, zwischen Militärfahrzeugen der Unveränderten eingekeilt, der Schnellstraße nähern. Ellis wirft sich gegen die Tür, will unbedingt hinaus und scheint sich der Gefahr gar nicht bewusst zu sein.
    »Setz dich hin«, brülle ich sie an, greife nach hinten und versuche, sie am Arm zu packen. Ich bekomme sie am Handgelenk zu fassen, aber sie weicht keinen Millimeter. Mein Gott, sie ist so stark. Sie stemmt die Beine gegen die Lehne des Vordersitzes. Je mehr ich versuche, sie nach vorn zu ziehen, desto erbitterteren Widerstand leistet sie.
    Als die Straße breiter wird und in die Schnellstraße einmündet, versuchen augenblicklich zwei Fahrzeuge, mich zu überholen, ein Lastwagen auf einer, ein Jeep auf der anderen Seite. Da ich immer noch mit Ellis ringe, ramme ich den schwerfälligeren Lastwagen versehentlich. Der schmiert nach rechts ab, prallt gegen die Mittelleitplanke und gerät ins Schlittern. Der Lastwagen kippt um und versperrt zwei der drei Fahrspuren hinter uns. Ich sehe im Rückspiegel, wie weitere Fahrzeuge mit dem Lastwagen zusammenstoßen, sodass die Masse der verkeilten Fahrzeuge fast die gesamte Straße blockiert. Anderen Lastwagen und Transportern gelingt es, den Wracks auszuweichen und weiterzufahren.
    Ellis springt mich von hinten an. Ich hebe die Hand, um mich zu schützen, und bekomme einen Arm unter ihre Achsel. Ich ziehe sie nach vorn und wirble sie dabei einmal herum; sie landet hart auf dem Beifahrersitz auf dem Rücken.
    »Setz dich hin!«, brülle ich sie an, und offenbar zeigt
meine verzweifelte Stimme allein durch die Lautstärke etwas Wirkung. Sie weicht vor mir zurück Richtung Tür, zieht die Knie an, rollt sich zusammen und macht sich so klein wie möglich. »Schnall dich an, Ellis«, befehle ich ihr. »Na los!«
    Da sie nicht reagiert, ignoriere ich sie und konzentriere mich darauf, so weit wie möglich von der Stadt wegzukommen, indem ich einen gepanzerten Transporter auf der Innenseite überhole. Über mir leuchtet ein Lichtblitz auf, gefolgt von einem donnernden Lärm, und ich wappne mich schon für eine neuerliche Raketenexplosion, aber es sind nur weitere Hubschrauber, deren Piloten und Passagiere wie alle anderen aus der dem Untergang geweihten Stadt fliehen. Ich werfe einen kurzen Blick auf das Armaturenbrett – länger als einen Sekundenbruchteil wage ich es nicht – und stelle fest, dass wir mit hundertvierzig Stundenkilometern dahinrasen. Mehr als zwei Kilometer pro Minute. Inzwischen dürften wir acht bis zehn Kilometer entfernt sein. Ist das weit genug?
    »Wir müssen weg von hier, verstehst du das?«, brülle ich über den Motorenlärm hinweg und sehe zu Ellis. Sie liegt halbnackt, blutverschmiert und schmutzig auf dem Sitz neben mir. Mit ihren großen braunen Augen sieht sie mich ohne zu blinzeln an. Das arme Kind hat einen Schock und ist traumatisiert von allem, was sie seit unserem letzten Beisammensein gesehen und erlebt hat. Es wäre besser gewesen, wenn sie bei mir geblieben wäre, ich hätte ihr alles erklären können. »Hör mir zu, wir suchen uns ein sicheres Versteck, und dann können wir …«
    Sie wendet den Blick von meinem Gesicht ab zur Windschutzscheibe. Sie schaut hoch und betrachtet die weißen Wolken über uns. Ich folge ihrem Blick, sehe aber
hastig wieder nach unten und weiche blitzschnell aus, als wir beinahe das Heck eines langsameren, dunkelgrünen Fahrzeugs rammen. Wir holpern über den asphaltierten Seitenstreifen, die Reifen berühren den Rand der Grasfläche und wirbeln Wolken von Staub und Erde auf. Ich bringe den Landrover wieder auf Kurs, aber durch die plötzliche Bewegung rutschen wir

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