Todeskind: Thriller (German Edition)
und möglicherweise um Entführung. Wir suchen Ford Elkhart, Sohn der Staatsanwältin, die den Millhouse-Fall vor Gericht gebracht hat, und Kimberly MacGregor, seine Freundin.« Joseph fürchtete sich vor der Angst in Daphnes Blick, wenn er es ihr sagen musste. »Der Tote ist ein Polizist aus Washington. Und nahezu kopflos.«
Bo stieß hörbar den Atem aus. »Schicken Sie mir sein Foto als MMS, und wir lassen ihn identifizieren. Ich stelle ein Team zusammen. In fünfzehn Minuten ist es da.«
Dienstag, 3. Dezember, 9.57 Uhr
Wunderbar. Mitch Roberts Kunde wartete genau da, wo er es sollte. Schön, wenn die Leute tun, was man sagt.
Sehr geduldig wartete George Millhouse allerdings nicht. Er marschierte auf und ab und sah alle fünf Sekunden auf die Uhr. Wären sie nicht an einem abgeschiedenen Ort gewesen, wäre das höchst verdächtig gewesen. Zum Glück hatte Mitch Vorsichtsmaßnahmen getroffen und den Treffpunkt entsprechend ausgesucht. Georges nervöse Wanderung würde niemand sehen.
Mitch schlich in die kleine Gasse, ganz wie er es gestern Abend in der Seitenstraße hinter dem Kino gemacht hatte. Auf eine Überraschung, wie ich sie gestern Abend erlebt habe, kann ich allerdings gut verzichten. Er mochte Überraschungen generell nicht, und der Cop gestern Abend war ein böser Schock gewesen.
Mitch musste grinsen. Dann hatte allerdings er dem Cop einen bösen Schock verpasst. Eigentlich war alles ziemlich gut gelaufen. Besser sogar, als ursprünglich geplant. »Hallo, George.«
George fuhr herum. Sein Blick verriet Erleichterung, doch er war auch wütend. » Doug. Wo bist du gewesen? Ich warte schon seit einer Stunde hier. Ich komme zu spät!«
Den eigenen Namen zu verwenden, wenn man jemandem illegale Waffen verkaufen wollte, wäre natürlich absolut bescheuert gewesen, daher hatte sich Mitch vor Monaten als »Doug« vorgestellt. In den Jahren, die er im Knast verbracht hatte, war er zu einer Art Spitzname geworden, so dass sein Zorn nun jedes Mal, wenn einer der Millhouses ihn anredete, neu entflammte und ihn daran erinnerte, dass es tatsächlich jemanden gab, den er noch mehr hasste als Daphne Montgomery.
Nicht dass Mitch daran erinnert werden musste. Der Zorn haftete an ihm wie eine zweite Haut, und sein Wunsch nach Rache war ein grässlicher Durst, der sich nicht löschen lassen wollte. Bisher zumindest nicht. Nun aber fügte sich alles zusammen, und der wütende George hier war ein wesentlicher Bestandteil seines Plans.
Mitch sprach so gelassen es ging. »Reg dich ab, George. Wenn du dich nicht beruhigst, wirst du noch geschnappt. Du siehst aus, als hättest du den Mord begangen.«
George verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Wenn du meine Ware nicht dabeihast, werde ich gleich tatsächlich zum Mörder.«
Wenn ich nicht bewaffnet wäre, würde ich jetzt nervös. George war ein verdammt großer Kerl, wenn auch immer noch kleiner als sein Bruder Reggie, der wie King Kong gebaut war. Als solchen würden die Geschworenen ihn vermutlich auch sehen, weswegen George nun so heiß darauf war, seine Ware zu bekommen.
»Ts, ts, ts. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du lernen musst, dich zu beherrschen?«
George presste die Zähne zusammen. »Hast du das Messer mitgebracht oder nicht?«
»Na sicher.« Das lag schließlich auch in seinem Interesse. »Hast du die Bandage dabei?«
George hielt ihm eine Einkaufstüte hin. »Klar.«
Mitch runzelte die Stirn. »Hast du sie auch getragen?«
»Ja, doch. Jeden einzelnen Tag, den dieser verdammte Prozess gedauert hat. Jetzt beeil dich. Ich will ins Gericht.«
Mitch nahm die Handgelenkbandage aus der Tüte und verzog das Gesicht. O ja, George hatte sie in der Tat getragen. Jeden Tag. Nur hatte er sich offensichtlich nie gewaschen. Das Ding starrte vor Schweiß und Schmutz.
»Tu mir einen Gefallen und hol die Plastikplatte raus. Das Ding, das das Gelenk stützen soll.« George tat es und hinterließ achtlos seine Fingerabdrücke auf dem Kunststoff. Als würde man einem Baby einen Beißring abnehmen, dachte Mitch, während er eine gleich aussehende Platte aus seiner Tasche holte. Anders als George trug er Handschuhe, so dass die Cops ausschließlich Georges Fingerabdrücke finden würden. »Hier ist dein Messer.«
Georges Miene verfinsterte sich. »Das? Dieser Plastikschrott? Das soll das sein, was du uns versprochen hast?«
»Schau her. Hier liegen zwei Schichten übereinander. Du kannst sie auseinanderschieben.« Er demonstrierte es George, aber der
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