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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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den Kopf seiner Mutter gehalten hatte.
    In Fords Telefon war keine neue SMS von seiner Mutter zu finden. In älteren fragte sie, wie es ihm ging oder wie es in der Schule lief. Ford antwortete immer recht kurz, so dass der Text, den Mitch sich ausgedacht hatte, keinen Verdacht erregen würde.
    Viel Gück, Mom!, gab er ein, dann zog er die SIM-Karte wieder heraus und schaltete das Handy aus. Bald schon würden die Cops nach Ford suchen. Wenn sie seine Anruflisten überprüften, würden sie davon ausgehen, dass er die SMS von hier geschickt hatte. Finden würden sie natürlich nur George Millhouse’ Rucksack … und eine Plastikplatte aus einer Unterarmbandage, die mit Georges Fingerabdrücken übersät war. Und die dieselbe Form hat wie das Messer, das George gerade ins Gericht schmuggelt.
    Ist das nicht herrlich, wenn sich alles nahtlos ineinanderfügt? Nun konnte er wirklich nach Hause gehen. Dort würde er zuerst nach den Mädchen sehen und sich vergewissern, dass sie nicht erfroren oder verblutet waren.
    Aber dann muss ich schlafen. Eigentlich hätte er müde sein sollen, nachdem er so viele Stunden gefahren war, aber dem war nicht so. Tatsächlich fühlte er sich berauscht. An einem Scheidepunkt. Die Pläne, die er viele Monate bis ins kleinste Detail ausgearbeitet hatte, würden nun Früchte tragen. Es war, als hätte er viele, viele Stunden lang Dominosteine in kniffligen Mustern und kunstvollen Schleifen aufgestellt und stünde nun kurz davor, den ersten anzustupsen. Es würde eine tolle Show werden, so viel konnte er versprechen.
    Obwohl er eigentlich nicht müde war, würde er sich schlafen legen, um ausgeruht zu sein und keinen einzigen Moment zu verpassen.
    Dienstag, 3. Dezember, 10.10 Uhr
    Assistant State’s Attorney Daphne Montgomery blickte zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten auf die Uhr an der Wand. Die Tür zum Beratungssaal der Geschworenen blieb fest verschlossen, und die Spannung im Gericht schien sich mit jedem Vorwärtsruck des elend langsamen Minutenzeigers zu verdoppeln. Warum zum Geier brauchen die bloß so ewig?
    »Warum zum Geier brauchen die bloß so ewig?«, murmelte eine männliche Stimme hinter ihr. Daphne sah auf und entdeckte ihren Chef, der sich neben ihr einen Stuhl unter dem Tisch hervorzog. »Ich dachte, ich spende dir ein wenig moralischen Beistand, bevor die Party losgeht«, fügte Grayson leise hinzu. »Das finde ich immer am schlimmsten. Die letzten Minuten zu überstehen, bevor die Geschworenen endlich zurückkommen.«
    »Immer vorausgesetzt, dass sie alle da drin und noch nicht nach Tahiti geflohen sind«, murmelte Daphne. Was sehr passend wäre für diesen Fall, der schon ein einziger Affenzirkus gewesen war, noch bevor man vor dreißig sehr langen Tagen damit angefangen hatte, die Geschworenen auszuwählen.
    Grayson runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Na ja, die Geschworenen haben heute Morgen genau wie wir die Demonstranten draußen gesehen.« Die Menschenmenge vor dem Gericht war heute doppelt so groß wie üblich, die kollektive Energie um ein Vielfaches angewachsen. »Und sieh dir mal die Millhouse-Fraktion an. Die grinsen wie Katzen vor dem Kanarienvogelkäfig.«
    Die Millhouse-Fraktion bestand aus Bill und Cindy – die Eltern des Angeklagten – und einem halben Dutzend Familienmitgliedern, die so zurechnungsfähig waren, dass man sie ins Gebäude gelassen hatte. Wobei zurechnungsfähig relativ war.
    »Die kommen mir eher wie Geier vor«, sagte Grayson angewidert. »Kreisende Geier.«
    Reggie saß am Tisch der Verteidigung und trug ein arrogantes Lächeln zur Schau. Er erwartet, freigesprochen zu werden. Der Achtzehnjährige hatte ein afroamerikanisches Paar, das mit seinem Wagen am Straßenrand liegengeblieben war, zu Tode geprügelt. Sein Anwalt hatte die Unverfrorenheit besessen, Selbstschutz anzuführen, indem er behauptete, die Eheleute hätten den nichts Böses im Schilde führenden Reggie durch ihre vermeintliche Hilflosigkeit angelockt und ihn dann zuerst attackiert.
    Die Medien hatten das unterschwellige Grollen in der Stadt zu einem Spektakel aufgebauscht. Reggies Vater hatte die Talkshow-Runde gemacht und sich und seine Familie überall als ganz normale Mittelklassebürger dargestellt, die ordentlich schufteten, um halbwegs über die Runden zu kommen – Menschen wie du und ich eben. Außerdem hatte Bill Millhouse keine Gelegenheit ausgelassen, an die Öffentlichkeit zu appellieren, ihm Unterstützung – auch finanzieller

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