Todeskommando Solar
hängen; selbst in den graugrünen Rekrutenmonturen der Raumflotte sah man ihnen die Sträflinge an.
Die Frauen steckten in den gleichen Monturen. Keefauver schätzte, daß keine von ihnen älter als fünfunddreißig war. Irgendwo hatten sie Lippenstift, Wimperntusche und Augenbrauenschwärze aufgetrieben und kräftig davon Gebrauch gemacht.
Keine, die nicht wie ein Flittchen aussähe, dachte Keefauver.
Im nächsten Augenblick nahm er den Gedanken zurück. Im hintersten Glied stand eine hochgewachsene, rothaarige Frau von etwa dreißig Jahren. Selbst in der Montur machte sie den Eindruck, als gehöre sie nicht hierher.
„Haben Sie eine Ahnung, wer die Frau, im Hintergrund ist – die mit den roten Haaren?“ fragte Keefauver.
„Joyce M. Hubbard!“ antwortete der Beamte.
„Was hat sie auf dem Kerbholz?“
„Sie hat zwei ihrer Geliebten erschossen, als sie sich in ihrer Gegenwart um sie stritten. Aber sie bekam mildernde Umstände, weil sie rauschgiftsüchtig war!“
„Jetzt immer noch?“
„Nein. Sie machte eine Entwöhnungskur mit. Sie muß einen eisernen Willen haben!“
„So sieht sie auch aus!“
Keefauver trat einige Schritte näher an die Gruppe heran.
„Ihr sollt nicht glauben“, begann er mit harter Stimme, „daß ich etwas Besseres bin als ihr! Ich habe eine Uniform an, die etwas schöner aussieht, aber das ist alles.
Ich brauche niemand zu sagen, was das für ein Kommando ist, zu dem man uns geschickt hat. Seit fünfzig Jahren gibt es diese Art von Expeditionen, und keine ist bisher zurückgekommen. Auch wir sollten uns in dieser Hinsicht keine Hoffnungen machen! Wenn wir morgen starten, haben wir die Erde wahrscheinlich zum letztenmal gesehen.
Wir sollten versuchen, uns das letzte bißchen Leben nicht allzu schwer zu machen. Vielleicht verschafft uns das sogar eine kleine Chance.
Noch etwas: ihr alle habt wahrscheinlich keine Ahnung von der Raumfahrt. Wir starten automatisch, dazu brauche ich keine Hilfe. Aber im Laufe der Zeit werde ich mir ein paar von euch als Assistenten aussuchen. Auch denen geht es nicht besser als uns allen.
Ab morgen essen wir alle das gleiche Salzfleisch!“
Unter den Männern erhob sich Gemurmel. Ein paar Frauen klatschten begeistert. Keefauver wandte sich ab.
„Napoleons Zug durch Rußland war ein Picknick gegen das, was uns bevorsteht!“ murmelte er verbittert vor sich hin.
* *
*
„Was ist das?“ fragte Keefauver, als er von seinem Fenster aus sah, daß die Solar mit einer Unmenge Plastiktonnen beladen wurde.
„Salzfleisch“, erklärte der Kontrollbeamte.
„Kommen Sie mit! Ich möchte sehen, in welchem Zustand es ist!“
Sie fuhren zu dem Schiff hinüber. Vier schwere Lastwagen standen am Fuß der Fahrbühne und warteten darauf, entladen zu werden.
„Hallo, Leute!“ rief Keefauver zu den Männern hinauf, die die Fässer von den Pritschen der Wagen auf den Aufzug rollten. „Werft eine Tonne herunter! Ich möchte mir das Fleisch ansehen!“
Ohne weitere Umstände kippten sie das nächste Faß über die Kante der Wagenpritsche und rollten es Keefauver vor die Füße. Einer von ihnen stellte es auf, setzte ein zangenähnliches Gerät an, und zischend hob sich der Deckel des Fasses.
Eine Wolke stinkenden Dunstes stieg auf.
„Pfui Teufel!“ rief der Kontrollbeamte.
„Das ist noch nicht schlimm“, versicherte ihm Keefauver. „Salzfleisch stinkt immer, wenn es älter als zehn Tage ist. Ich möchte nur sehen, ob trotz des Salzes schon Würmer drin sind!“
Mit einem Taschenmesser fischte er eines der handgroßen Fleischstücke aus der schmutziggrauen Salzbrühe.
„Sehen Sie sich das an“, sagte er, indem er das Fleischstück hochhob. „Man sollte nicht glauben, daß das Zeug überhaupt hergestellt werden dürfte. Synthetisches Fleisch! Vor hundert Jahren hätte man es nicht einmal einem Hund zu fressen gegeben!“
Mit Widerwillen und Ekel betrachtete der Kontrollbeamte das grauweiße Stück synthetischer Masse, hergestellt aus Abfallprodukten und zur Konservierung durchsetzt mit billigstem Meersalz.
„Ich sehe so etwas zum erstenmal“, gab er schließlich leise zu. „Natürlich habe ich von den Salzfleischkommandos gehört und daß sie ziemlich aussichtslose Dinge seien. Aber ich dachte immer, man ließe dem Menschen wenigstens seine Würde!“
Keefauver lachte nur, während der Beamte sich schüttelte und sagte: „Ich werde mich bei der Zentralregierung
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