Todeskommando Solar
beschweren!“
„Das“, meinte der Captain bitter, „ist ein löblicher Vorsatz. Ich bedaure nur, daß er der Solar und ihrer Besatzung nichts mehr helfen wird!“
* *
*
„Schiff klar zum Start!“ meldete Keefauver mit trockener Stimme.
Über Lautsprecher kam die Antwort: „X minus sechzig Sekunden!“
Keefauver hatte sich in seinem Sessel festgeschnallt. Die Solar besaß atomaren Heißluftantrieb, und der Captain wußte, daß bei dieser Art der Fortbewegung hohe Beschleunigungen nicht zu vermeiden waren.
„Vierzig!“
Die Mannschaft hatte er mit aller Vorsicht in den Räumen des Schiffes verstaut. Er war auf den ersten Widerstand gestoßen, als er es rigoros ablehnte, Männer und Frauen im gleichen Raum unterzubringen; aber er hatte die Leute bändigen können.
„Zwanzig!“
Ich werde eine Menge Sorgen mit ihnen haben, dachte Keefauver. Wenn ich wenigstens ein paar Leute bei mir hätte, auf die ich mich verlassen kann.
„… fünf, vier, drei, zwo, eins … ab!“
Ein Ruck fuhr durch das Schiff. Keefauver sank der Magen zwischen die Knie. Stöhnend legte er sich nach hinten, brachte den Sessel zum Schwenken und nahm den Andruck liegend auf.
Die Anzeige des Beschleunigungsmeßgerätes stand bei fünf g.
„Unten werden sie alle bewußtlos sein“, murmelte er.
Staub wallte über die Bildschirme.
„Der Teufel soll’s holen!“ fügte Keefauver wütend hinzu.
* *
*
„Raumschiff Solar , Kommandant Keefauver“, sprach der Captain in das Mikrophon des Aufnahmegerätes.
„Geschwindigkeit bei 400 km/sec. Erdabstand etwa 60 Millionen km. Wir haben soeben die Marsbahn überschritten. An Bord alles wohlauf. Ende.“
Müde legte er das Mikrophon wieder an seinen Platz und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
Gelangweilt zog sein Blick über die Bildschirme, die die Wände des Kommandostandes in kurzen Abständen durchbrachen. Sie zeigten das gewohnte Bild, das Keefauver auf seinen bisherigen Flügen mit immer neuer Andacht in sich aufgenommen hatte, das ihm aber jetzt nicht mehr besagte, als daß er bis zum Ende seines Lebens nichts anderes mehr zu sehen bekommen werde.
Im Fadenkreuz der Zieloptik stand der weiße Punkt des Neptun. Ein Siebzigstel der gesamten Entfernung hatte die Solar bisher zurückgelegt.
Keefauver bedachte ihn mit einem häßlichen Grinsen. Er dachte an die Männer, die vor ihm schon über den Planetoidenring hinaus vorgestoßen und nie mehr zurückgekehrt waren.
Selbstverständlich hatte man auf der Erde das Verschwinden der Expeditionen nicht hingenommen, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Aber die Gedanken waren sehr konfuser Art gewesen. Man hatte, zunächst heimlich, später dann offen und ungeniert, von geheimnisvollen Dingen gesprochen, denen die Schiffe zum Opfer gefallen seien. Ab und zu war auch die Meinung aufgetaucht, die äußeren Planeten seien von Intelligenzen unvorstellbarer Formen bewohnt.
Sie haben nie daran geglaubt, dachte Keefauver bitter, daß es ganz einfach an unseren Schiffen liegt. An ihrem grünen Tisch haben sie sich ausgerechnet, daß ein Schiff, das bis Ceres fliegen kann, auch den Neptun erreichen müßte; aber sie haben nicht bedacht, daß die Entfernung beinahe zwanzigmal größer ist. Unsere Triebwerke halten ohne Überholung eine begrenzte Anzahl von Beschleunigungsstößen aus, und was dann kommt, ist reines Risiko!
Mit Mühe fand er sich aus seinen Gedankengängen und der Verbitterung, die ihn befallen hatte, zurück. Sein Blick wanderte über die Fahrtinstrumente. Es war alles in Ordnung. In zehn Stunden war der nächste Beschleunigungsstoß fällig.
Fast zärtlich strich Keefauver über das Armaturenbrett und sagte: „Du bist ein braves, altes Mädchen! Hoffentlich müssen wir dich nicht überanstrengen!“
* *
*
„Raumschiff Solar , Kommandant Keefauver. Bordzeit: 01-11-2097, 19.20 Uhr. Nach Ende der vierten Beschleunigungsperiode liegt die Geschwindigkeit des Schiffes exakt bei 1000 km/sec. Erdabstand: 160 Millionen km. An Triebwerk und Meiler bisher noch keine Unregelmäßigkeiten.“
Keefauver sprach diese Eintragung mit einer Spur von Triumph in der Stimme. Er hatte damit gerechnet, daß die Solar ihn und seine Besatzung spätestens bei doppelter Marsbahnweite im Stich lassen werde. Bis jetzt war jedoch nichts geschehen, obwohl das Schiff die fingierte Grenze
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