Todesküste
unsere Uschi.«
Alle Augen wanderten zu der jungen Schreibkraft mit
der stufig geschnittenen blonden Kurzhaarfrisur. Frauke bemerkte mit einem
Seitenblick, dass Putensenf der hochgewachsenen Frau ungeniert auf den üppigen
Busen starrte.
»Frau Westerwelle-Schönbuch«, stellte Ehlers vor. »Wir
haben uns angewöhnt, die Kollegin nur mit dem ersten Namensteil zu rufen. Nicht
wahr?« Er lächelte in Richtung der Schreibkraft, die mit ernster Miene nickte.
Dann lehnte sich der Kriminaloberrat entspannt zurück. »Bleiben noch zwei
Kollegen, die ich Ihnen vorstellen darf. Lars von Wedell ist der Jüngste im
Team. Er ist seit einem Monat Kommissar.«
Der junge Mann mit dem offenen frischen Gesicht
lächelte Frauke an. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit«, sagte er. »Im Übrigen
nennen mich alle Lars.«
»Bleibt noch Nathan Madsack«. Ehlers zeigte mit der
offenen Handfläche auf einen schwergewichtigen Mann mit Doppelkinn und
Pausbacken im runden Gesicht. Neben der fleischigen Nase beeindruckten die
dichten Augenbrauen. Der Mann trug einen sandfarbenen Anzug mit korrekt
gebundener Krawatte. Ein sauber gezogener Scheitel im dunkelblonden Haar
unterstrich das biedere Aussehen.
»Madsack – aber nicht verwandt und nicht
verschwägert«, sagte der Korpulente. Es hatte den Anschein, als würde er allein
beim Sprechen vor Anstrengung kurzatmig werden.
»Herr Madsack ist auch Hauptkommissar.«
»Danke für die Vorstellung, Herr Ehlers«, ergriff
Frauke das Wort und ließ den Blick von einem zum anderen wandern, als wollte
sie sich die Gesichter einprägen. »Dann freue ich mich auf die Zusammenarbeit.
Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich eine Frau bin.« Dabei warf sie einen
giftigen Blick auf Jakob Putensenf.
»Ach was. Es wird sich schon irgendeine Arbeit am
Schreibtisch für Sie finden«, erwiderte der.
»Ich denke, dass ich unseren Kunden im Zweifelsfall
schneller hinterherlaufen kann als Sie.«
»Das ist ja eine lebhafte Vorstellungsrunde«, mischte
sich der Kriminaloberrat ein. »Sie sehen, liebe Frau Dobermann, dass wir hier
eine ausgesprochen dynamische Mannschaft haben.«
Unwillkürlich sah er dabei den schwergewichtigen
Madsack an.
»Zumindest scheint hier sehr viel Erfahrung
zusammenzukommen, wenn mit Ausnahme des jungen Kollegen nur Hauptkommissare in
diesem Kommissariat tätig sind«, versuchte Frauke einen versöhnlichen
Abschluss.
Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen, bis
Ehlers sich räusperte. »Herr Putensenf ist ein altgedienter und verdienter
Mitarbeiter. Sozusagen eine Recke von echtem Schrot und Korn.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte Frauke.
»Nun ja. Damals gab es noch eine andere Struktur bei
der Polizei«, wich der Kriminaloberrat aus. »Also – Herr Putensenf ist
Kriminalhauptmeister.«
»Stört Sie das?«, fragte Putensenf in Fraukes
Richtung.
»Lass gut sein, Jakob«, mischte sich Madsack ein.
Sie wurden durch das laute Klingeln eines Handys
unterbrochen. Bernd Richter tauchte in die Tiefen seiner Jeans ein und angelte
nach dem Mobiltelefon. »Richter.« Dann lauschte er in den Hörer. »Wo?«, fragte
er kurz, nickte beiläufig und sagte: »Die Straße kenne ich. Gut. Wir sind schon
unterwegs.«
Er steckte sein Handy wieder ein, stand auf und machte
eine winkende Handbewegung. »Das war der Kriminaldauerdienst. Es gibt Arbeit,
Leute. Man hat in der Sallstraße eine Leiche gefunden.«
»Das ist doch eine Sache für die Mordkommission«, warf
Nathan Madsack ein.
»Man hat uns benachrichtigt, weil es sich um einen
alten Bekannten handelt. Marcello Manfredi.« Hauptkommissar Richter stand auf.
Putensenf, Madsack und von Wedell folgten ihm. Und mit einer
Selbstverständlichkeit, als würde sie schon immer dazugehören, lief Frauke den
Männern hinterher.
Die Beamten der Sonderkommission besetzten zwei
Fahrzeuge, mit denen sie zum Tatort fuhren.
»Kommen Sie mit mir?«, hatte Madsack gefragt und einen
Mercedes der A-Klasse angesteuert, während sich die drei anderen zu einem Ford
Focus begaben.
Sie fuhren vom Landeskriminalamt in der Schützenstraße
am Welfenplatz vorbei, der allerdings durch eine Schule verdeckt wurde. An der
großen ARAL -Tankstelle mit dem
futuristischen Design bog Madsack in die lebhafte Celler Straße ein, um kurz
darauf an der Kreuzung Hamburger Allee in die vielspurige Straße abzuzweigen.
Frauke hatte den Eindruck, dass hier Anarchie herrschte. Sie hätte den
Hannoveranern kein südländisches Temperament zugesprochen,
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