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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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den Lautsprechern übertönten den Ruf.
    Die Stimme …
    Endlich sah sie ihn. Er stand an der Ecke Sixth Avenue und Walker Street, neben ihm ein großes, weißes Auto mit blauem Schrägstreifen an der Seite.
    »Daddy!«
    Sie lief ihm entgegen, um sich in seine Arme zu flüchten, um wieder das sein zu dürfen, was sie schon lange nicht mehr war: ein kleines Mädchen. Inzwischen wusste sie, was Entsetzen ist, wusste, was es hieß, vor einer Bedrohung zu fliehen, andere Menschen und die eigenen Grundsätze im Stich zu lassen, um die nackte Haut zu retten. Und ihm hatte sie Feigheit vorgeworfen, eine Feigheit, derer sie sich selbst schuldig gemacht hatte.
    Sie fiel Sam überschwänglich um den Hals, doch er schob sie rücksichtslos, wie ihr schien, von sich.
    »Grace, du darfst nicht …«
    Es fiel ihm schwer, die Dinge beim Namen zu nennen. Eine unsagbare Angst weitete seine Pupillen.
    Die Bilder der Explosion am Police Plaza stiegen in ihm hoch und überlagerten sich in einer sonderbaren und angsteinflößenden Collage. Ziegel verschmolzen mit Pflastersteinen, Bäume mit Laternen.
    »Ich hab zehn Sekunden … Wenn ich stehen bleibe, kann ich mir eine Atempause von zehn Sekunden gönnen«, schilderte sie ihm ihre Beobachtung und setzte sich gleich wieder in Bewegung. »Vielleicht sogar elf oder zwölf. Ich hab nicht versucht herauszufinden, was danach passiert …«
    Am Vorabend hatten sich die Ereignisse so sehr überschlagen, dass sie gar nicht dazu gekommen war, dieses Detail zu erwähnen. Ein bedeutungsvolles Detail.
    »Daher habe ich angeordnet, dass die Polizei jeden, mit dem eine Kontaktaufnahme möglich ist, mit einer Leuchtweste ausstattet – gelb für die Kräftigsten und orange für die Schwächeren.«
    Sie erreichten den dreieckigen Platz, der dem pfeifenden Wind ungeschützt ausgeliefert war. Am Fuß des AT&T -Gebäudes hörten sie nur wenige Zentimeter neben sich einen plötzlichen Knall, auf den lautes Rattern folgte.
    Da schießt einer auf uns!
    Wortlos zog Sam seine Tochter zum Auto. Von dieser Seite gab es nur einen Zugang zum Gebäude, mittels einer Drehtür und zwei schmalen Schwingtüren, die jedoch alle verriegelt waren. Da die erste Fensterreihe etliche Meter über dem Boden, in Höhe der dritten Etage lag, war der rosafarbene Bau auf der Straßenseite so hermetisch verschlossen wie eine Konservendose. Auch der davor liegende U-Bahn-Zugang war versperrt.
    »Daher appelliere ich an Ihr Verantwortungsgefühl, Ihre Mitmenschlichkeit und Ihre Ehre, damit Übergriffe gegen diese Menschen und ihre Angehörigen gleichermaßen unterbleiben wie solche gegen die muslimische Bevölkerung unseres Landes. Unzulässige Übergriffe würden nur die Feinde Amerikas ins Recht setzen.«
    Ein uniformierter Polizeibeamter hinter dem Lenkrad bedeutete ihnen mit einem Handzeichen, im Wagen Schutz zu suchen.
    Doch Grace durfte nicht anhalten. Sie musste in Bewegung bleiben und bot damit weiterhin ein Ziel. Während Sam in Gedanken herunterzählte, drückte er seine Tochter auf der von dem Schützen abgewandten Seite dicht an die Karosserie.
    Auch wenn dieser zum Glück nicht sonderlich zielsicher zu sein schien, durchschlug eine Kugel das Rückfenster. Splitter aus dem Scherbenhagel, der über den beiden niederging, blieben in ihren Haaren und Kleidern hängen.
    8 Sekunden.
    Grace wurde unruhig.
    »Ich muss weiter …«
    Ohne seine Glock fühlte sich Sam hilflos.
    »Gib uns Deckung«, rief er dem Fahrer zu, der kaum älter war als Grace.
    Der machte sich daran, sein Magazin in Richtung auf die umliegenden Gebäude abzufeuern. Es waren ungezielte Schüsse, eher dazu angetan, den unsichtbaren Gegner abzuschrecken als ihn auszuschalten.
    Im Feuerschutz des jungen Beamten erreichten Vater und Tochter die nächste Straßenecke an der Einmündung der Lispenard Street in die Sixth Avenue, wo sie hinter einem Mauervorsprung in Deckung gingen.
    »Bleib hier! Ich meine, in diesem Abschnitt«, verbesserte er sich.
    »Nein, Daddy …«
    »Wir dürfen dich nicht länger der Gefahr aussetzen.«
    »Unsere Feinde versuchen einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben. Daher ist es heute wichtiger denn je, dass wir ihnen als geeinte und entschlossene Front gegenübertreten.«
    Ohne auf die Bitte seiner Tochter oder die Worte des Präsidenten zu hören, nahm Sam sein Telefon heraus, dessen Akku mittlerweile nahezu leer war, und drückte die Taste für Liz’ Kurzwahl.
    »Verdammt, Liz, wir werden beschossen wie Kaninchen!«
    »Wo seid

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