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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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auszuspielen. Dann könnte er, von der Gunst der Umstände getragen, die Wahl mit sauberen Mitteln und entsprechend den Spielregeln für sich entscheiden.
    »Lassen Sie mich darauf hinweisen, dass der Ausdruck ›Todesmarschierer‹ äußerst problematisch ist, ruft er in uns doch überaus grausame Erinnerungen wach. Zwischen 1944 und 1945 haben die Nazis Zigtausende KZ -Häftlinge zu endlosen Märschen gezwungen und dabei billigend in Kauf genommen, dass sie vor Erschöpfung umkamen. Auch das japanische Militär hat sich so ungezählter australischer und britischer Kriegsgefangener entledigt. Außerdem kann man gar nicht nachdrücklich genug darauf hinweisen, dass unsere gegenwärtigen Feinde dieses barbarische und widerliche Vorgehen noch einen Schritt weiter getrieben haben. In heimtückischer Weise haben sie unsere Ehegatten, Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern sowie unsere Freunde und Nachbarn mit einer Sprengladung versehen und zwingen sie jetzt, gegen uns zu marschieren. Wer auch immer die Feiglinge sind, die unsere Mitbürger auf diese Weise zu ihren Marionetten gemacht haben und sie in Todesangst versetzen, sie sind nicht besser als die Nazis!«
    »Sie haben gestern über unseren Sender zur Toleranz gegenüber der muslimischen Gemeinschaft in unserem Land aufgerufen. Was sagen Sie dazu, dass, wie wir heute Vormittag erfahren haben, sämtliche Chirurgen, die den ›Marschierern‹ Schrittmacher eingesetzt haben, eben dieser Gemeinschaft angehören?«
    »Bislang handelt es sich dabei lediglich um Gerüchte, die weder der Heimatschutz noch das FBI offiziell bestätigt haben. Ich denke, wir sollten mit Verdächtigungen dieser Art äußerst zurückhaltend sein und vor allem darauf achten, dass kein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen aufgewiegelt wird. Ich ändere meine Überzeugungen nicht von einem Tag auf den anderen, je nachdem, wie es mir günstig erscheint, und bin mir nach wie vor sicher, dass die überwältigende Mehrheit der Muslime in unserem Land in Frieden mit uns leben will.«
    Ihm war bewusst, dass er mit diesen Worten ein erhebliches politisches Risiko auf sich nahm. Sie würden ihn teuer zu stehen kommen, falls sich herausstellen sollte, dass hinter den Ereignissen in der Tat ein islamistisches Komplott großen Maßstabs stand. Aber er klammerte sich an die Hoffnung, dass die Dinge bald wieder ins Lot kämen. Andernfalls würde es in absehbarer Zeit ohnehin weder Wahlen noch einen neuen Präsidenten oder sonst etwas geben. Stattdessen würde das ganze Land im Chaos untergehen, und er mit ihm.
    »Sind Sie nach wie vor überzeugt, dass sich Amerika, und ich darf Sie zitieren, ›nicht im Belagerungszustand befindet‹?«
    Hinter ihrem zivilisierten Auftreten und dem hübschen Gesicht war diese Sarah Duncan eine widerwärtige Kreatur, zu allem bereit, wenn es galt, einen hochrangigen Interviewpartner in Verlegenheit zu bringen.
    Edgar Wendell trat im Rhythmus der bewegten Bilder in seinem Rücken unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Hören Sie, Sie wissen genauso gut wie ich, dass sich die Dinge sehr rasch entwickeln. Nach wie vor hat sich niemand zu der abscheulichen Tat bekannt. Unsere Nachrichtendienste und Polizeikräfte tun alles, was in ihrer Macht steht, doch haben sie bisher nur sehr wenige Hinweise. Billigen Sie mir also zumindest zu, dass ich als Erster von einem Angriff auf unser Land gesprochen habe, zu einer Zeit, als man im Weißen Haus das Ganze lediglich als eine ärgerliche Serie von Unfällen angesehen hat.«
    »Bedauern Sie es nicht, dass Sie die für heute Nachmittag vorgesehene große Parade abgesagt haben?«
    »In keiner Weise.«
    Die Nachrichtensendung war im Wesentlichen den Ereignissen gewidmet, die die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten und die Straßen veröden ließen. Dann wurden Amateurvideos aus allen Landesteilen gezeigt, die belegen sollten, wie katastrophal die Lage inzwischen war. Auch nach dem Wüten eines Orkans hätten die Folgen nicht schwerwiegender sein können. Eine Wetterkatastrophe, und sei sie so gewaltig wie der Wirbelsturm Katrina, tobte nie länger als einige Stunden am selben Ort. Doch was jetzt geschah, war das genaue Gegenteil einer solchen Naturgewalt: Es war allüberall, von Dauer und nahm immer größere Ausmaße an.
    Verglichen damit wirkten die übrigen überregionalen Nachrichten, einschließlich der Berichte über den Präsidentschaftswahlkampf, belanglos. Von Wendells Wahlversammlung – wieder er – zeigte

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