Todesläufer: Thriller (German Edition)
ihr?«
»Am AT&T -Gebäude im unteren Teil der Sechsten. Kannst du deinen Kumpels von der SWAT oder wer auch immer das ist, sagen, dass sie mit dem Geballer aufhören sollen?«
»Warte, ich überprüfe das mal …«
Die Schüsse hatten aufgehört. Sam klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Wange und versuchte die Türen mit kräftigen Fußtritten zu öffnen. Doch unter dem Anprall seines Stiefels zitterte das Panzerglas nicht einmal. So würde er sich auf keinen Fall Zutritt verschaffen können.
Über die Schulter rief er seinem jungen Kollegen zu: »Das geht nicht! Das ist BR 7 oder so was in der Art.«
Eine Kugel, die sich in das Verbundglas bohrte, bewies, dass er mit seiner Vermutung richtiglag. Im Glas entstand lediglich ein Netzmuster aus feinen Sprüngen, doch es gab nicht nach. Sogleich gab der junge Kollege Sam erneut durch ungezieltes Gegenfeuer Deckung.
Liz’ Stimme drang zu ihm durch.
»Ja?«, brüllte er und duckte sich hinter den Wagen.
»Die Schützen sind weder vom FBI noch von uns, und deine Kollegen vom NYPD sind es auch nicht.«
»Bist du sicher?«
»In der ganzen Gegend ist keine Streife unterwegs. Du hast es mit einem Heckenschützen zu tun, der euch als Zielscheibe benutzt.«
»Meinst du etwa einen Profi?«
»Ich glaube nicht. Seit die Sache mit den Chirurgen bekannt geworden ist, glauben offenbar alle Faschisten und Verrückten, die eine Waffe besitzen, sie dürften fröhlich drauflosballern. Inzwischen fragt man sich schon, ob es sinnvoll ist, Leuchtwesten zu verteilen … Damit wären die Läufer kilometerweit als Freiwild zu erkennen.«
Wie um ihre Worte zu bestätigen, durchschlug eine Kugel ein Seitenfenster des Polizeiautos. Der Rückspiegel zersplitterte. Der Schütze musste sich in einem der umliegenden Gebäude versteckt haben.
»Verdammter Saukerl …«, fluchte Sam vor sich hin. »Kannst du veranlassen, dass Rob mir zwei Fahrzeuge schickt?«
»Wird gemacht, aber …«
»Was?«
»Sei vorsichtig.«
Sam ließ diese mitfühlenden Worte unbeantwortet. Stattdessen forderte er den jungen Beamten auf, ihm den Platz am Steuer zu überlassen.
»Hiermit rufe ich den nationalen Notstand aus, der mit einer zeitlich unbegrenzten Ausgangssperre einhergeht. Mit Ausnahme der Ordnungskräfte und Angehörigen von Rettungs- und Notdiensten werden alle Bürger aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Es ist zu Ihrem Besten und dient Ihrer eigenen Sicherheit.«
»Was haben Sie vor?«
»Außer mit Sprengstoff gibt es nur eine zuverlässige Methode, BR 7-Panzerglas mit Durchschusshemmung zu knacken …«
Noch während Sam sprach, setzte er den Toyota scharf zurück und drehte die Servolenkung so, dass das Heck des Wagens auf die Doppeltür gerichtet war.
Der junge Mann stand wie versteinert. Er konnte nicht glauben, dass Sam das vorhatte, was er vermutete.
Er nahm das Auto als Rammbock!
Ein Geschoss streifte die Windschutzscheibe, ohne sie zu durchschlagen. Nach einem kräftigen Tritt auf das Gaspedal raste der Wagen mit hoher Geschwindigkeit im Rückwärtsgang auf die vergoldeten Säulen der Vorhalle des rötlichen Gebäudes zu. Beim Aufprall sprangen die verstärkten Türflügel auf. Der Streifenwagen blieb mitten im Eingang stehen, nur die Motorhaube ragte noch nach draußen.
Aus den Lautsprechern kamen Coopers abschließende Worte:
»Ich wünsche jedem von Ihnen Mut und Gefasstheit. Sie sollen wissen, dass ich Sie in der Stunde dieser Heimsuchung nicht alleinlassen werde. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Gott schütze Amerika.«
Sams Manöver schien den mordlüsternen Schützen beeindruckt zu haben, denn er stellte das Feuer erneut ein.
Es war gar nicht einfach, den Wagen zu verlassen, dessen Türen sich gegen den Druck von Schutt und Metallträgern nur schwer öffnen ließen. Als Sam es endlich geschafft hatte, holte er Grace, die auf der Straße unruhig auf und ab ging.
»Haben die dir gesagt, was du tun musst, wenn du drin bist?«
»Ich soll eine Art Werkzeug suchen …«
»Was für ein Werkzeug?«
Während sie ihm in die von Trümmern übersäte Vorhalle folgte, rief sie sich die Anweisungen ins Gedächtnis.
»Irgendwas, um das Ding in meiner Brust zu … entschärfen.«
Sam fiel das sonderbare Verhalten der Läufer im Madison Square Garden ein, die unter sämtliche Sitze geschaut hatten. Auch ihnen hatte man wohl versprochen, dass sie etwas finden würden, womit sie den Albtraum beenden konnten, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. Ganz
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