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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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war offen. Das, was früher vermutlich einmal die Dienstbotenkammer gewesen war, wirkte luxuriöser als gedacht. Es war eher eine Art Mansardenloft, ein großer Raum, in dessen Mitte ein Laufband stand. Darauf rannte in gleichmäßigem Tempo ein blonder junger Mann in schwarzen Shorts und schwarzem T-Shirt mit geschlossenen Augen und Kopfhörern auf den Ohren. Kein Wunder, dass er das Klingeln und laustarke Hämmern der Beamten gegen die Tür nicht gehört hatte.
    Rob hatte keine Wahl. Um den jungen Mann auf sich aufmerksam zu machen, trat er vor ihn hin und wedelte mit den Händen. Mike musste die Anwesenheit der Männer gespürt haben, denn er öffnete die Augen und schlug reflexhaft mit der flachen Hand auf den Not-Aus-Schalter. Sofort blieb das Laufband stehen, und er mit ihm.
    »Volle Deckung!«
    Rob warf sich so weit wie möglich von ihm entfernt zu Boden. Die beiden anderen Beamten taten es ihm nach. Mike wusste nicht, was er von diesem sonderbaren Verhalten halten sollte. In seiner Stimme mischten sich Angst und Belustigung, als er fragte: »Wer sind Sie eigentlich?«
    Die drei Männer drückten sich unbeirrt mit dem Gesicht nach unten reglos an den Boden.
    Was sind das denn für Vögel?
    »He, ich rede mit Ihnen, was wollen Sie hier? Wie sind Sie hier reingekommen?«
    Inzwischen hatte er nach einem unechten Karatestock gegriffen, der sich eher zu Bruce-Lee-Imitationen vor dem Fernseher eignete als zur Selbstverteidigung. Er handhabte die Waffe so ungeschickt, dass es alles andere als einschüchternd wirkte.
    Neun … zehn … elf …
    Der Blondschopf hatte sich nicht von der Stelle bewegt, und nichts war geschehen. Es hatte keine Explosion gegeben. Rob erhob sich als Erster, griff an den Aufschlag seines Jacketts, um seine Würde wiederzuerlangen, und zeigte dem jungen Mann sein Dienstabzeichen.
    »Was ist passiert?«, fragte dieser verschüchtert.
    »Ehrlich gesagt«, erwiderte Kovic und rieb sich die Schläfen, »interessiert mich im Augenblick mehr, was nicht passiert ist …«
    »Was?«
    »Haben Sie an diesem Wochenende oder heute Morgen einen braunen Umschlag mit Anweisungen bekommen?«
    »Sie meinen die Sache mit den menschlichen Bomben?«
    Mike schien sich von dem nationalen Drama nicht sonderlich betroffen zu fühlen.
    »Ihnen ist doch vor eineinhalb Jahren ein Herzschrittmacher eingesetzt worden, nicht wahr? Im Roosevelt?«
    »Äh … ja, ja … schon«, stotterte er.
    Mit drohender Miene trat Rob auf ihn zu.
    »Hör mal, Kleiner … wir sind nicht zu Späßen aufgelegt. Hast du so einen Schrittmacher, ja oder nein?«
    »Hat Sam Pollack Sie geschickt?«
    »Das ist erst mal unwichtig. Beantworte die Frage: ja oder nein?«
    Seufzend schlug Mike seine blauen Augen zum Dachfenster auf.
    »Nein«, bekannte er halblaut.
    Er berichtete in ziemlich jämmerlichem Ton, wie er sich eines Februartages in der Notaufnahme des Roosevelt-Krankenhauses eingefunden hatte, weil er fürchtete, an einer akuten Blinddarmentzündung zu leiden, was aber nicht der Fall war. Auf dem Gang hatte er Grace kennengelernt, die zu der eine Woche vor dem geplanten Eingriff angesetzten Voruntersuchung gekommen war. Ihr Vater hatte Dienst, und sie war allein.
    »Sie war total durchgedreht …«
    Da war ihm der Gedanke gekommen, dem Mädchen, das jünger war als er, aber nicht so gesund, vorzuspielen, auch er habe schon in jungen Jahren einen Schrittmacher bekommen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass das eine ziemlich üble Anmache war. Trotzdem hatten sie unter den grellen Leuchtstoffröhren inmitten des Geruchs nach Desinfektionsmitteln einen zauberhaften Abend verbracht. Später war aus ihrem Krankenhausgetändel eine ernsthafte Beziehung geworden, und er hatte den Augenblick, ihr die Wahrheit zu gestehen, immer wieder hinausgeschoben.
    »Hast du dir gestern ihretwegen keine Sorgen gemacht?«
    Der junge Mann bekam es mit der Angst zu tun.
    »Doch, natürlich … Ich hab x-mal versucht, sie anzurufen, und bin gestern Abend hingegangen. Aber …«
    »Ja?«
    »… wir haben uns vor zwei Tagen gestritten. Ich hab gedacht, sie wäre immer noch eingeschnappt. Sie ist nicht immer einfach, müssen Sie wissen.«
    Rob behielt für sich, was er dachte: Wie die Dinge lagen, musste man damit rechnen, dass sie bald auch nicht mehr lebendig sein würde.

11 UHR 45 – NEW YORK – HAUPTPOST
    WEDER SCHNEE NOCH REGEN, WEDER HITZE NOCH DAS DUNKEL DER NACHT HALTEN DIESE BOTEN DAVON AB, DIE IHNEN ANVERTRAUTEN STRECKEN ZÜGIG UND PFLICHTBEWUSST

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