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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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der Sender lediglich das Bild eines so gut wie leeren Saales. Zu einer Zeit, da sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel den Betrieb eingestellt hatten und sich außer menschlichen Bomben und Plünderern niemand auf den Straßen befand, wagte sich kaum jemand aus dem Haus.
    Bemerkenswert in dieser Phase des Wahlkampfs war einzig und allein, dass der New Yorker Bürgermeister das – selbstverständlich vorbildliche – Ergebnis seiner ärztlichen Untersuchung auf der Website seiner Partei veröffentlichte und seinen Konkurrenten aufforderte, es ihm gleichzutun.
    Auch im Gershwin-Hotel, wo Aaron Bernstein und das im Laufe der Nacht freigelassene Ehepaar Zerdaoui darauf bestanden hatten, ihren Kongress allen Widrigkeiten zum Trotz abzuhalten, war das Publikum eher spärlich. Nur gut, dass sich ein Teil der Aktivisten ebenfalls dort einquartiert hatte. Die wenigen ausgestrahlten Bilder zeigten den französischen Historiker am Rednerpult. Hinter ihm legte Bernstein der sichtlich mitgenommenen Zahra Zerdaoui freundschaftlich einen Arm um die Schultern.
    Die einzigen Orte, an denen sich noch Menschen in größerer Zahl versammelten, waren Moscheen und andere muslimische Einrichtungen, etwa am Park Place 45, wo äußerst feindselig auftretende Demonstranten einander unaufhörlich ablösten. Ebenso verhielt es sich in der Nähe der beiden Moscheen, die kaum weiter von Ground Zero entfernt lagen.
    »Liebe Mitbürger.«
    Mit einem Mal wurde die Sendung unterbrochen, und das Emblem des Weißen Hauses tauchte auf dem Bildschirm auf. Ihm folgte das große Staatswappen mit dem Siegel des Präsidenten: einem Adler, der links ein Pfeilbündel und rechts einen Ölzweig in den Krallen hält, umringt von den fünfzig Sternen, die für die Einzelstaaten der Union stehen.
    Stanley Cooper blickte die Fernsehzuschauer offen an. Trotz aller Mühe, die sich die Visagistin gegeben hatte, wirkte er übermüdet.
    »Ich habe mich entschlossen, mich über alle Medien, die mir mein Amt zur Verfügung stellt, an Sie zu wenden …«
    Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes war das Notstands-Alarmsystem EAS ausgelöst worden. Ganz unabhängig davon, was der Präsident zu sagen hatte, würde dieser Tag allein schon deshalb ins kollektive Gedächtnis eingehen.

ZUR SELBEN ZEIT – NEW YORK – SIXTH AVENUE – AT&T-GEBÄUDE
    »… außergewöhnliche Mittel, so dass jeder von Ihnen erfährt, was ich Ihnen heute zu sagen habe.«
    Die Stimme des Präsidenten, die an den größeren Straßenkreuzungen aus Lautsprechern drang, durchbrach die lastende Stille, die sich über das ganze Land gelegt hatte. Noch nie war der Ausdruck »Stimme Amerikas« so passend gewesen.
    »Es wäre mir lieber, ich könnte Ihnen beruhigende Neuigkeiten überbringen, doch meine Pflicht gebietet es, dass ich Ihnen den Stand der Dinge ungeschminkt schildere. Gewiss ist Ihnen mittlerweile bekannt, dass unser Land Ziel eines Terrorangriffs von einer bisher unbekannten Art und Tragweite geworden ist.«
    Diese Botschaft wurde über alle Rundfunk- und Fernsehsender sowie sämtliche verfügbaren Internetkanäle verbreitet. Das EAS sah vor, das gesamte Spektrum der audiovisuellen Medien für die Übermittlung der Ansprache des Präsidenten zu nutzen.
    »Bisher hat sich niemand zu diesem Angriff bekannt, der umso infamer ist, als seine Hintermänner unsere eigenen Mitbürger in heimtückischer Weise gegen uns einsetzen. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass die Menschen, die mancher von Ihnen möglicherweise als Todesläufer bezeichnet, ebenso schuldlos sind wie Sie und ich.«
    Vom Washington Square aus hatte Grace einen möglichst verschlungenen Weg eingeschlagen, um TJ nicht noch einmal zu begegnen. Statt wie im Normalfall über den West Broadway zur Sixth Avenue zu gehen, hatte sie Soho und Little Italy durchquert, bevor sie sich über die Walker Street wieder westwärts gewandt hatte. Ihrer Einschätzung nach müsste sie damit ziemlich genau an der richtigen Stelle auf die Avenue of the Americas stoßen.
    In ihrem Schockzustand war ihr die Miniaturdrohne, die etwa zwanzig Meter über ihr schwebte, nicht gleich aufgefallen. Sie hätte nicht zu sagen vermocht, ob sie sie als beruhigend oder beängstigend empfand.
    »Wir dürfen sie unter keinen Umständen als unsere Feinde ansehen, sondern sollten in ihnen unsere Schwestern und Brüder in Bedrängnis erkennen, die unsere Hilfe und unser Mitgefühl brauchen.«
    »Grace! Grace, hier!«
    Die feierliche Ansprache und das Rauschen aus

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