Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
Vom Netzwerk:
Zeitpunkt geboten. Hinter seinem Rücken wurde getuschelt. Der eine oder andere der Ehrengäste, die von einer eigens für diesen Anlass gemieteten Flotte gepanzerter Limousinen hergebracht worden waren, zeigte sich sogar leicht indigniert.
    Immerhin stand am Ende jener traurigen Liste ein Name, bei dem Cooper hätte aufmerken und Mitgefühl zeigen müssen: James Wendell, der jüngere Bruder des Bürgermeisters. Andererseits bewegte das Schicksal der Dutzenden von Muslimen, die ebenfalls in den beiden Türmen umgekommen waren, das Gemüt keines der Anwesenden. Hatte je ein Hahn nach ihnen gekräht?
    Das Land mochte sich Schmelztiegel der Völker nennen, doch die Haltung der Öffentlichkeit war wankelmütig, widersprüchlich und, wenn es gerade passte, blind. Einundachtzig Prozent der Amerikaner hielten den 11. September für das einschneidendste Ereignis ihres Lebens. Die meisten von ihnen sahen darin eine Verbindung zum Islam, selbstverständlich zu Unrecht. Dennoch hatte im Jahre 2010 Volkes Stimme Rima Fakih, eine Muslima, zur Miss America gewählt. Die erste arabische Schönheitskönigin der Vereinigten Staaten.
    All diesen unterschiedlichen Strömungen, diesem Wust von verbissenem Hass, Wahnvorstellungen und absurden Ängsten, die mitunter auf durchaus realen Bedrohungen gründeten, musste ein Politiker Rechnung tragen. Manchem, wie Cooper, gelang das mit Offenheit und Toleranz. Andere setzten auf Krawall, wie Peter T. King, ein republikanischer Abgeordneter des Repräsentantenhauses, der durch seine heftigen Ausfälle gegen die »muslimische Überfremdung« von sich hatte reden machen. Wieder andere gingen die schwierige Aufgabe mit einer gewissen Gerissenheit an. Zu ihnen gehörte Edgar Wendell, der jeder noch so kleinen Wählergruppe nach dem Mund redete, welcher Hautfarbe oder Überzeugung sie auch immer sein mochte.
    Die riesige Halle des Museums war in einen Empfangssaal mit zwar elegant, dem Anlass entsprechend aber zurückhaltend dekorierten Tischen umfunktioniert worden. Ihnen gegenüber stand ein Podium für die Ansprache des Präsidenten.
    Im Saal herrschte gedämpftes Stimmengemurmel. Es war ein feierlicher Augenblick. Der Stabschef fing Cooper ab, unmittelbar bevor er auf das Podium trat. »Mr. President, ich muss Ihnen unbedingt zweierlei sagen.«
    Cooper flüsterte, eine Hand auf das Mikrofon gelegt: »Schnell, man sieht zu uns her.«
    »Sam Pollack glaubt zu wissen, wer die Angriffe von unserem Boden aus koordiniert.«
    »Nämlich wer?«
    »Zahra Zerdaoui, die Frau des französischen Aktivisten, den das FBI verdächtigt hatte.«
    »Hat man sie festgenommen?«
    »Noch nicht. Sie ist auf der Flucht, aber es wird alles getan, um sie zu finden.«
    »Und ihr Mann?«
    »Wird in der Heimatschutzbehörde festgehalten.«
    »Gut. Und was noch?«
    »Man hat mir Ihr Ziel genannt.«
    »Sagen Sie schon.«
    Salz gab keine Antwort. Mit zitterndem Zeigefinger wies er auf den Turm des 1 WTC , der durch die großen Fenster deutlich zu sehen war.
    Der Präsident musste sich am Rednerpult abstützen. Schwerfällig schob er sich dem Mikrofon entgegen. Er rang nach Luft. Mehrere Male wischte er sich die Schweißtröpfchen ab, die ihm auf Stirn und Hals traten.
    Salz’ Assistent Roy bedeutete ihm mit einem Zeichen, dass der für die Zuhörer unsichtbare Teleprompter bereit war, so dass er mit seiner Rede beginnen konnte. Den Entwurf dazu waren sie am Vortag im Oval Office gemeinsam durchgegangen, und später hatte ihn Salz noch einmal in entscheidenden Teilen abgeändert. Es kam ihm vor, als sei seither eine Ewigkeit vergangen …
    Wie jemand, der auf einem Sprungbrett steht, von dem er weiß, dass es für ihn zu hoch ist, begann Cooper: »Liebe Mitbürger, liebe Freunde. Ich wende mich hier und heute mit tiefer Ergriffenheit an Sie.«
    Seine leicht zittrige Stimme klang aufrichtig. Er vermittelte den Eindruck, tatsächlich erschüttert zu sein.
    »Hier , ein schlichtes Wort, von dem weder Sie noch ich angenommen hätten, dass es an dieser Stelle noch einmal gesagt werden würde. Hier , ein Wort, das heute Abend mit einem ganz besonderen Sinn erfüllt ist, gedenken wir doch der tragischen Ereignisse des 11. September 2001 sowie der allzu vielen Mitmenschen, die an dieser Stelle ihr Leben verloren haben.«
    Er holte Luft und wischte sich erneut mit dem weißen Taschentuch über das feuchte Gesicht.
    Jemand reichte ihm eine Wasserflasche. Nach einigen kleinen Schlucken gab er sie zurück.
    »Ich könnte Ihnen nun die von

Weitere Kostenlose Bücher