Todesläufer: Thriller (German Edition)
Schicksal wussten. Die Hinweise waren so detailliert, dass schließlich die CIA aufmerksam geworden ist.«
Sam überlief ein Schauer. Er musste an Nadir Zerdaouis Worte über die Federbettstrategie und die »menschlichen Bomben« denken. War es möglich, dass seine Kenntnisse auf diesem Gebiet über die Theorie hinausgingen? Warum aber hatte er sich dann erneut in die Höhle des Löwen gewagt? Wollte er die Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit das Treiben seiner Frau unbemerkt blieb? Möglich … wenn man außer Acht ließ, dass der auf dem neuesten Stand der Technik befindliche Lügendetektor des FBI bei seinem ersten Verhör nichts Auffälliges entdeckt hatte.
Bentons überraschender Enthüllung zum Trotz übernahm Sam die Rolle des Advocatus Diaboli . »Inwiefern macht ihn das verdächtig? Schließlich ist das sein Spezialgebiet, nicht wahr?«
»Den Analysten in Langley zufolge ist die Veröffentlichung derart detaillierter Angaben ein geradezu klassisches Verfahren für die Rekrutierung potenzieller Märtyrer.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Artikel dieser Art landen letzten Endes immer in den Händen möglicher Selbstmordattentäter, armer Kerle, die niemanden auf der Welt haben und versuchen, mit dem Verfasser Kontakt aufzunehmen.«
»Also gewissermaßen eine Einladungskarte an Terror-Azubis ohne Angehörige …«
»Ja, so kann man das sehen. Das Ganze ist umso wirkungsvoller, als es meist völlig unbemerkt vor sich geht. Was der CIA in erster Linie Sorge gemacht hat, war die große Zahl von Zerdaouis Aufsätzen.«
Am unteren Ende der Sixth Avenue sah Sam das verrußte Wrack seines treuen alten Dodge, den er am Vorabend stehen lassen hatte.
Doch der Anblick eines weiteren ausgebrannten Fahrzeugs ein Stück weiter machte ihm das Herz noch schwerer: Es war der Wagen, den der verfluchte TJ am AT&T -Gebäude in die Luft gejagt hatte und der nach wie vor den Haupteingang versperrte.
Grace … Er hatte kaum Zeit an sie zu denken, da waren sie auf ihrem Weg zum Federal Plaza schon an der Stelle vorbei. Einen flüchtigen Moment lang trat ihm das Bild vor Augen, wie seine Tochter in ihren rosa Ballerinas durch die Stadt zog. Es war längst überholt …
Auch wenn die jüngsten Erkenntnisse in keiner Weise rechtfertigten, mit welcher Hartnäckigkeit Benton den französischen Historiker verdächtigte, lieferten sie doch eine Erklärung dafür, warum er das Ehepaar Zerdaoui mit so großem Widerwillen hatte gehen lassen.
»Und was hat das FBI damit zu tun?«
»Angesichts der Beziehungen zwischen Frankreich und uns konnte es sich die CIA nicht erlauben, sich den Mann in seiner Heimat vorzuknöpfen. Daher sah der Plan vor, die beiden auf amerikanischen Boden zu locken …«
»… wo Sie ihnen ganz legal auf die Pelle rücken konnten«, vollendete Sam den Satz.
»So ist es. Und vor allem, ohne diplomatische Verwicklungen heraufzubeschwören. Jedenfalls galt das bis vorgestern. Dann ist das ganze Theater losgebrochen, und mit einem Mal hat nichts mehr gestimmt. Nadir Zerdaoui war kein kleiner Fisch mehr, der Selbstmordattentäter rekrutierte, sondern Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit der ungeheuerlichsten terroristischen Operation, die unser Land je erlebt hat.«
»Hat Ihnen Bernsteins Einsatz Beweise dafür geliefert?«
»Nichts Greifbares«, klagte Benton. Es klang aufrichtig. »Aber das wäre bestimmt noch gekommen, wenn er etwas mehr Zeit gehabt hätte.«
Über den Ehemann hätte der Anwalt wahrscheinlich nichts weiter in Erfahrung gebracht, wohl aber über die Frau , ging es Sam durch den Kopf.
»Und jetzt werde ich einen Haftbefehl für das Ehepaar Zerdaoui beantragen, falls Sie nichts dagegen haben«, fuhr Benton fort. »Während wir weiter ermitteln, können wir ihnen zumindest schon einmal den Mord an einem Bundesagenten zur Last legen.«
Sam hielt ihn zurück.
»Francis!«
»Was?«
»Ich kann nicht dafür garantieren, dass Nadir Zerdaoui nicht in das Komplott verwickelt ist, aber ich bin hundertprozentig sicher, dass er nicht das Geringste mit der Ermordung Ihres Agenten zu tun hatte.«
»Und wieso?«
»Weil er …«
»Weil er was ?«
»Weil er sich die ganze Zeit über in der Heimatschutzbehörde aufgehalten hat.«
»Was hatte er da zu suchen?«
»Er ist von sich aus zu Liz gekommen, bevor sie mit mir nach Staten Island gefahren ist. Als Experte …«
Hätte jemand Benton eröffnet, der Präsident sei eine Tunte mit sadomasochistischen Neigungen, hätte seine Verblüffung nicht
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