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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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Zimmer auf der Suche nach weiteren Hinweisen. Den jungen Mann, der das Büro so gut wie nie verließ, erregte dieser Ausflug in die wirkliche Welt sichtlich.
    An der Tür zum Badezimmer erstarrte er.
    »He … seht euch das mal an.«
    In seinem Ausruf lag ein düsterer Unterton. Seine Stimme war ebenso leblos wie der nackte Körper des Anwalts, der in einem von Blut rot gefärbten Schaumbad lag. Man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.

20 UHR 00 – NEW YORK – MAHNMAL FÜR DIE TOTEN DES WORLD TRADE CENTER
    Das Aufgebot an Ordnungskräften war beachtlich. Zusätzlich zu den Motorradeskorten des NYPD und den Personenschützern des Secret Service in ihren auf Hochglanz polierten Allradfahrzeugen begleiteten zwei Abteilungen der Nationalgarde den Tross.
    Die Familie des Präsidenten saß in einem Radschützenpanzer vom Typ LAV III . Samantha und Kelly waren entzückt über die Fahrt in diesem exotischen Taxi.
    »Ein richtiger Panzer wäre noch besser«, kicherte die Jüngere in der Enge des Wagens. »Das fände ich supercool!«
    »Panzer dürfen nur im Ernstfall in die Stadt, Schätzchen. Ihre Ketten würden den Straßenbelag zerstören.«
    Ihr Vater wirkte entspannt und gut gelaunt, doch er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Das sah Annette Cooper sehr wohl. Er klebte mit den Augen förmlich am Display seines Telefons. Sein Verhalten wirkte noch zwanghafter als sonst. Zu seinem Bedauern hielt der dicke Stahl die Funkwellen stellenweise ab, so dass nicht alle Anrufe durchkamen.
    Sie wusste nicht, worum es in dem Gespräch zwischen ihm und Salz gegangen war, doch es war ganz offensichtlich nichts Gutes gewesen. Sie kannte den Ausdruck ohnmächtiger Wut, der in kritischen Augenblicken auf das Gesicht ihres Gatten trat. Um es so weit kommen zu lassen, musste schon viel geschehen. Bisher hatte er in solchen Fällen immer in letzter Minute eine Lösung gefunden. Schon oft hatte sie erlebt, wie er jubelnd mit dem genialen Geistesblitz aus seiner Versunkenheit wieder auftauchte. Diesmal aber kam nichts. Er war ausgebrannt. Er stand allein am Rande des Abgrunds, der da Macht heißt. Denn es war ein Abgrund, der nichts, aber auch gar nichts mit dem berauschenden Gipfel zu tun hatte, den sich andere darunter vorstellen mochten.
    Ihr sonderbares Fahrzeug setzte sie am südlichen Ende des West Broadway unmittelbar vor Jeff Koons leuchtend roter Balloon Flower ab, praktisch am Fuß des 1 WTC -Turms, den der Präsident am nächsten Vormittag einweihen sollte. Regentropfen liefen von der berühmten Skulptur herab, die von Spöttern respektlos »Kothaufen« genannt wurde. Nachdem sie die riesigen Betonklötze passiert hatten, die Fahrzeuge vom Gelände fernhalten sollten, brauchten sie nur noch zwei- oder dreihundert Meter bis zum Mahnmal für die Toten des World Trade Center zu gehen. Der Weg war ebenso kurz wie ergreifend, denn er führte an den beiden riesigen rechteckigen Vertiefungen im Boden vorüber, die wie gewaltige Narben die Stelle kennzeichneten, an der die Zwillingstürme gestanden hatten. Im direkten Vergleich beeindruckte die Architektur des Mahnmals durch die spinnwebartige Leichtigkeit seiner Metallkonstruktion.
    Vor den jungen Eichen, die von der Stadtverwaltung in aller Eile auf dem Vorplatz gepflanzt worden waren, bauschte die Brise, die vom Battery Park herüberwehte, ein Meer von Sternenbannern.
    »Mr. President.«
    Edgar Wendells Händedruck war genauso kühl wie zuvor am Stützpunkt von McGuire. Immerhin hatte sich seither das Machtverhältnis zwischen den beiden verschoben. Wendell war nicht entgangen, dass Stanley Coopers Schwächeanfall pausenlos auf allen Kanälen gezeigt wurde.
    Addy Salz, dem sein Smoking sichtlich zu groß war, drängte sich durch die Reihen der Personenschützer zum Präsidenten.
    »Stan! Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    »Nicht jetzt, Addy«, zischte Cooper leise durch die Zähne, darum bemüht, so natürlich wie möglich zu wirken.
    Im Eilschritt besichtigten sie das Museum zum Gedenken an die knapp dreitausend Opfer des 11. September. Es enthielt einen Teil der Überreste, die zuvor im kleinen World Trade Center an der Liberty Street aufbewahrt worden waren, das seit einem guten Jahrzehnt Ziel der Wallfahrt von Politikern aller Couleur gewesen war.
    Jeder konnte sehen, dass der Präsident vor der bleichen Marmortafel mit den Namen all derer, die damals den Tod gefunden hatten, nur sehr kurz stehen geblieben war – zu kurz für den feierlichen Ernst, den Ort und

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