Todeslauf: Thriller (German Edition)
hierzubleiben.« Sie tat ihm den Gefallen.
Wenn sie nach ihr suchten, hätten sie dann nicht direkt zu ihr hinaufstürmen müssen? Nun, vielleicht wussten sie nur, dass sie hier war, aber nicht, wer sie war. Sie stand da und wartete, jeder Muskel angespannt. Howell hatte seine Waffe nicht gezogen. Sie überlegte sich die Reihenfolge, in der sie sie töten würde. Zuerst der große Blonde, dann der Dunkelhaarige, dann Howell. Der Gedanke beruhigte sie ein wenig, und sie sah zu, was Howell machte, so wie die anderen es taten.
Der Barkeeper beschwerte sich bei den bewaffneten Männern auf Niederländisch mit polnischem Akzent, dass sie nicht einfach so hereinplatzen und die Gäste bedrohen könnten, doch die drei ignorierten ihn. Howell ging von einem verängstigten Mädchen weiter zu einem Tisch ganz hinten, an dem ein junger chinesischer Student saß. Die Hände des Jungen zitterten über der Tastatur, und Mila dachte: Er sieht ziemlich ertappt aus.
Sie sah, wie Howell den Laptop von dem Chinesen wegdrehte und ein paar Tasten drückte. Ein neues Fenster erschien auf dem Bildschirm, weiße Buchstaben auf schwarzem Hintergrund.
Howell klappte den Laptop zu und gab den beiden Bewaffneten ein Zeichen. Der große Blonde eilte zu ihm, durchsuchte den Jungen grob und signalisierte mit einem Kopfnicken, dass er unbewaffnet war.
»Raus«, sagte Howell auf Englisch.
»Ihr seid keine Bullen!«, rief der Barkeeper. Der viele Kafee macht ihn erstaunlich couragiert, dachte Mila.
Howell warf einen kurzen Blick auf Mila, als er an ihr vorbeiging; sie wusste, dass sie besser den Blick senken sollte, so wie es die anderen getan hatten, eingeschüchtert von den Pistolen. Doch sie konnte nicht. Sie sah ihn ganz ruhig an.
Einen Moment lang erwiderte er ihren Blick; wenn sie gewusst hätte, dass er sie auf den Aufnahmen der Sicherheitskameras am Hafen gesehen hatte – mit einer großen Sonnenbrille und in Leder gekleidet –, dann hätte sie alle drei sofort getötet. Aber Howell hatte gefunden, was er suchte, und wandte sich gleich wieder von ihr ab. Er folgte dem Blonden und dem Chinesen hinaus, ohne noch einmal zurückzublicken.
Der andere Mann – der mit dem Stiernacken und den dunklen Haaren – ließ seine Pistole sinken und sagte in perfektem Niederländisch: »Verzeihen Sie die Störung. Machen Sie jetzt weiter. Der Mann hat von diesem Café aus schwere Internetverbrechen begangen. Es tut uns leid, dass wir Ihnen Angst bereitet haben, aber wir wollten verhindern, dass er seine Daten noch löschen konnte, bevor wir ihn erwischen.«
Der Barkeeper begann von Neuem, sich zu beschweren. »Das haben wir ja nicht gewusst. Sie können trotzdem nicht einfach so hier reinplatzen und mit Pistolen herumfuchteln. Sie hätten uns erschießen können.«
Der stiernackige Mann lächelte unerschütterlich. »Ich möchte mich nochmals entschuldigen«, sagte er, dann drehte er sich um und eilte hinaus. Im Café erhoben sich aufgeregte Stimmen, und der Barkeeper rief dem Mann nach, dass er die Polizei rufen würde.
Mila trat auf die Straße hinaus und sah den Dunkelhaarigen lossprinten, um Howell und den großen Blonden einzuholen. Howell trug den Laptop des Jungen unter dem Arm.
Mila blickte auf die andere Seite des Kanals hinüber, zu dem Café, in dem Sam mit Nic gesessen hatte.
Weg. Beide Männer waren weg. Sie überlegte, ob sie den Schlägern von der Company folgen oder Sam suchen sollte. Der chinesische Junge war vielleicht ein Bindeglied zu der Gruppe rund um den Mann mit der Narbe, außerdem wollte sie wissen, was die CIA-Leute taten. Sie folgte Howell und den anderen in einigem Abstand.
Sie holte ihr Earpiece aus der Handtasche, steckte es ins Ohr und eilte zu ihrem Wagen.
44
Nic ließ mich hinten in einen Van einsteigen. Er hielt mir eine Augenbinde hin.
»He, du wolltest, dass ich dir vertraue«, sagte ich. »Das gilt für beide.«
»Stimmt. Trotzdem darfst du nicht sehen, wo wir hinfahren. Du brauchst es nicht zu wissen. In unserer Gruppe weiß jeder nur so viel, wie unbedingt nötig ist. Wenn du drin bist, erfährst du mehr.«
Es war kein Nachteil, dass er glaubte, die Situation voll unter Kontrolle zu haben, also ließ ich mir die Augen verbinden.
»Ich muss dich filzen«, sagte er und tat es auch, und zwar gründlich. Von Kopf bis Fuß. Dennoch entging ihm der Sender unter meinem Kragen. Ich hatte beschlossen, ihn eingeschaltet zu lassen, obwohl mir klar war, dass er mich auf der Stelle töten würde, wenn er ihn
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