Todeslauf: Thriller (German Edition)
vielleicht ein paar Leute verraten hast, die dich bescheißen wollten, zwei Brüder.«
»Die Vrana-Brüder haben die Leute beschissen, die mir den Deal verschafft haben. Interne Angelegenheiten in einer Gruppe gehen mich nichts an. Mir geht’s nur ums Geld. Tut mir leid, wenn das nicht sehr sympathisch klingt, aber so ist es nun mal.«
»Ich müsste mich auf deine Loyalität verlassen können.«
»Bist du derjenige, von dem ich mein Geld kriege? Dann ja, dann kannst du dich auf meine Loyalität verlassen.«
Er musterte mich eine Weile, ehe er zu einer Entscheidung kam. »Dann hätte ich vielleicht einen Job für dich. Aber du musst mir einen Gefallen tun, wenn du den Job willst.«
»Einen Gefallen? So was mach ich eigentlich nicht.«
»Dann betrachte es als Investition. Mein Boss, Piet, ist nicht der richtige Partner für dieses Ding. Ich glaube, wir sollten das ohne ihn durchziehen.« Das war deutlich. Nic wollte also Piet loswerden. Wahrscheinlich um selbst seinen Platz einzunehmen. Und seine Macht zu übernehmen. »Wenn du uns eine Route nach Amerika organisieren kannst, dann brauchen wir Piet nicht. Das vergrößert unseren Gewinn.«
»Und wenn ich mich nicht auf eure schmutzigen internen Angelegenheiten einlassen will?«
»Dann sind wir zwei fertig.«
Er benutzte mich. Diese Leute schreckten vor keiner Gemeinheit zurück. Piet hatte den Fehler begangen, dem Türken zu vertrauen, und das nutzte Nic jetzt, um in der Nahrungskette aufzusteigen.
Aber das konnte ich auch.
»Was passt dir denn nicht an deinem Boss?«
»Mit Köpfchen macht man mehr Geld als mit roher Gewalt.« Der Hacker mochte keine Schlägertypen.
»Du bist vermutlich schlauer als dein Boss.«
»Allerdings. Piet ist ein schwachsinniger Hurensohn. Er fuchtelt gern mit einem Schwert herum, ob du’s glaubst oder nicht. Ein Schwert. Kannst du dir vorstellen, wie unprofessionell das aussieht?« Da war wieder dieser herablassende Ton, den ich schon gestern Nacht von ihm gehört hatte.
»Was wollt ihr verschieben?«
»Es sind keine großen Pakete, aber sie müssen gut versteckt sein. Extrem wertvoll. Schwer zu ersetzen.«
»Das ist keine Antwort. Was ist drin?«
»Das musst du nicht wissen. Es ist nicht giftig oder gefährlich.«
Ich glaubte ihm nicht. Doch für den Moment ließ ich es dabei bewenden. Ich hatte einen neuen Trumpf in der Hand. Nic wollte offensichtlich, dass ich Piet irgendwie anschwärzte und schlecht aussehen ließ – in der Hoffnung, der Kerl mit der Narbe würde Piet abservieren. Auch in solchen losen Netzwerken gab es jede Menge Egokämpfe und Ambitionen. Das war vielleicht der schnellste Weg zu dem Mann mit der Narbe.
»Wenn du den Job willst, dann musst du mir helfen«, drängte Nic.
»Ich soll dir also eine perfekte Route für dein Zeug organisieren, mit Dokumenten und einem gut geschmierten Kapitän und noch mehr Schmiergeld an den richtigen Stellen – und du reißt dir dann meine Route unter den Nagel und machst es vielleicht ohne mich. Nein.«
»Wir müssen einander schon ein bisschen vertrauen, Sam. Ich schlage dir vor, dass wir zwei zusammenarbeiten — bei diesem Job und bei allen anderen, die noch kommen. Ich brauche einen Partner, der kein Idiot ist und auf den ich mich verlassen kann. Und ich will keinen Boss, der sich für einen Ninja hält.«
»Hör zu«, sagte ich und bemühte mich, nervös zu klingen. »Ich gehe hier ein ganz schönes Risiko ein. Ich kenne euch überhaupt nicht. Ich habe die Mittel und Wege, um alles zu schmuggeln, was geschmuggelt werden soll, aber ich brauche gewisse Garantien.« Ich klang wie ein Mann, der zu viel redete, und genau das sollte Nic auch denken. Ich wollte den Eindruck vermitteln, dass ich mich in der Zwickmühle fühlte, dass ich den Deal zwar unbedingt wollte, dass ich ihn jedoch nur mit jemandem schließen wollte, der die Zügel fest in der Hand hielt und dessen Wort Gewicht hatte. »Wenn du mir die nicht geben kannst, dann muss ich mit jemandem reden, der das kann.«
»Ich kann dich nicht zu Piets Boss bringen. So läuft das nicht.«
Ich wusste, wie diese Netzwerke organisiert waren. Man kam immer nur mit einzelnen Gliedern der Kette in Kontakt; die Organisation ging kein unnötiges Risiko ein. Wirklich schlau. »Dann sind wir fertig.« Zeit für einen kleinen Bluff. Ich stand auf.
Er brauchte mich. Das wusste ich. Ich war seine Chance, nach der Macht zu greifen.
»Es geht hier um sehr viel«, sagte Nic.
»Das Einzige, was mich interessiert, ist sehr
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