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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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keinen festen Griff mehr in dem Bereich des Seils, der durch das Fett sehr glitschig geworden war. Er glitt ab und rutschte bis zum Ende von Sharons Reichweite, und wieder erstaunte sie seine Geschicklichkeit. Jeder andere an seiner Stelle wäre spätestens jetzt im freien Fall auf dem Weg nach unten gewesen!
    Sein Kopf befand sich nun auf einer Höhe mit dem Vorsprung – und mit ihren Füßen…
    »Sharon!« rief er vorwurfsvoll.
    Sie trat ihn mit aller Kraft ins Gesicht. »Bastard!«
    Der Schwung ihres Tritts ließ ihn am Seil von der Wand weg pendeln, und er schrie laut auf – aber unglücklicherweise blieb der Griff seiner Hand fest. Als er wieder zurückschwang, versuchte er, sie am Schienbein zu packen, aber sie war schneller als er. Sie bewegte sich leicht zur Seite und trat ihn wieder und wieder, in Mund, Augen und Nase…
    Innerhalb von Sekunden war sein Gesicht voller Blut aber er ließ nicht los.
    »Hör auf!« schrie er. »Laß das sofort sein, du tust mir weh!«
    Sharon begann daran zu zweifeln, daß sie ihn jemals dazu bringen konnte, loszulassen. Mit jedem Tritt riskierte sie, die Balance zu verlieren, und schon ein fehlgeschlagener Versuch reichte vollkommen, um sie selbst in den Tod zu schicken. Die Dose mit dem Insektenspray fest in der Rechten, riskierte sie es schließlich, sich ein Stück vorzubeugen und noch einmal auf seine Augen zu zielen.
    Doch das war ein Fehler: Chad erwischte ihre Hand und hielt sie fest.
    »Warum tust du das?« fragte er, und sie sah in sein blutiges, zerschmettertes Gesicht.
    »Weil du im Küssen eine absolute Null bist«, gab sie zurück.
    »Sag so was nie wieder!«
    »Laß mich los!«
    »Hör auf, mich zu treten!«
    Sharon schlug ihm die Nägel ihrer linken Hand ins Gesicht – und es waren lange Nägel! Ihr Klavierlehrer versuchte immer, sie dazu zu bringen, daß sie sie kürzte. Wieder traf sie genau ins Schwarze: Das Gewebe zerriß mit einem schmatzenden Geräusch, und Chad schrie gellend auf und ließ das Seil los… Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Er fing sich – mindestens zum zwanzigsten Mal, wie es Sharon schien – am Ende des Seils, ungefähr fünfzehn Meter unterhalb des Vorsprungs, auf dem sie stand. War dieser Mensch unbesiegbar? Er hob den Kopf mit dem geschwollenen Gesicht und versuchte, sie anzusehen.
    »Du hast meine Augen verletzt!«
    »Oh, pardon, das tut mir aber leid!«
    »Ann hat mich auch an den Augen erwischt.«
    »Wie schön für sie!«
    »Ich kriege dich schon, warte nur!«
    O Gott, er kam wieder hoch! Sharon stieß sich mit den Füßen ab und sprang, so hoch sie konnte. Zum Glück bekam sie das Seil oberhalb des fettigen Stücks zu fassen und zog sich daran weiter. Zwar hatte sie nur die Hälfte der Strecke vor sich, die Chad bis oben zurücklegen mußte, aber sie dachte sorgenvoll daran, daß sie auch höchstens halb so stark war wie er.
    Doch als sie dann ihre Füße gegen die Felswand stemmte, sich zurücklehnte und Stück für Stück nach oben kämpfte, machte sie zwei überraschende Entdeckungen: Ihre Angst verschaffte ihr unglaubliche Kräfte, so daß ihr Griff bedeutend fester und sicherer war, als sie gehofft hätte; und außerdem war die Felswand, obwohl sie ziemlich glatt aussah, mit unzähligen kleinen Löchern und Einbuchtungen übersät, die sie mit den Füßen rasch ertastete. Sharon hastete mit der Leichtigkeit einer Spinne der Kante des Felsplateaus entgegen. Oben angekommen, wandte sie sich um und schaute hinunter.
    Chad war schon über den Vorsprung hinaus!
    »Du bist die absolute Null im Küssen«, fluchte er, während er in großen Sätzen näher kam.
    Das Messer!
    Sharon stürzte zu ihrem Rucksack und ließ ihre Hand in die Öffnung gleiten. Das, was sich beim letztenmal wie ein ledernes Messerfutteral angefühlt hatte, war tatsächlich ein Messerfutteral.
    Während sie zur Kante zurücklief, zog sie das Messer heraus. Das Seil spannte sich zwischen dem Felsen, um den Chad es geknotet hatte, und dem Abgrund, und Sharon machte sich nicht erst die Mühe, noch einmal nach Chad zu sehen – es schien unwichtig, wie weit er gekommen war.
    Sie ging in die Knie und begann, auf das Seil einzuhacken, aber die Klinge war ziemlich stumpf – sie hätte auf Chad hören sollen, der ihr geraten hatte, sie zu schärfen, als er ihr das Messer gegeben hatte. Die einzelnen Schnüre ließen sich nur mit nervtötender Langsamkeit zerschneiden, aber auf der anderen Seite war das Seil recht dünn, und Sharon brauchte nicht

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