Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)
Alkoholkonsum gestorben.
Laut Einwohnerverzeichnis hatte er seinen Hauptwohnsitz in Schweden. Ísrún rief bei ihrer Bekannten Elín an, die damals bei einer Tageszeitung gearbeitet und den Fall intensiv recherchiert hatte. Inzwischen hatte sie dort aufgehört und arbeitete als Pressesprecherin bei einer Firma, die früher ein vermögendes Einzelunternehmen gewesen war und sich jetzt im Besitz ihres größten Gläubigers, der Reichsbank, befand. Vielleicht wusste Elín ja etwas über Ríkharður. Diese Seite an dem Fall war nicht uninteressant, und Ísrún wollte die Chance nutzen, um bei Ívar ein paar Punkte zu sammeln, aber trotzdem noch zu einer vernünftigen Zeit in den Norden kommen.
»Hallo, hier ist Ísrún«, sagte sie stockend.
»Lange nichts mehr von dir gehört«, entgegnete Elín mit freundlicher Stimme.
»Ja … ich hatte unheimlich viel zu tun.« Das war keineswegs übertrieben. Ihr Leben war in den letzten zwei Jahren eine einzige Achterbahn gewesen, die fast immer abwärts fuhr. »Wie läuft’s in der PR -Branche? Lieferst du deinen alten Kollegen ab und zu ein paar gute Schlagzeilen?«
»Das kommt vor«, sagte Elín lachend.
»Ich muss dich kurz was fragen.«
»Was denn?«
»Erinnerst du dich noch an Ríkharður Lindgren?«
»Und ob! Dieser verdammte Säufer.« Ihre Stimme klang scharf und entschlossen.
»Hast du den Fall damals noch weiter verfolgt?«
»Ja, ich habe ab und zu über ihn berichtet, besonders, als es um die Schadenersatzansprüche ging«, antwortete Elín.
»Wohnt er noch hier, oder ist er nach Schweden gezogen?«
»Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, wohnte er in Reykjavík, in der Wohnung seiner Schwester im Skuggahverfi, wenn ich mich recht entsinne«, sagte sie mit einem Hauch von Genugtuung in der Stimme. Offenbar freute sie sich, einer alten Bekannten aus Journalistenkreisen helfen zu können. Sie nannte Ísrún den Namen der Schwester, und eine halbe Stunde später stand die im Hausflur eines ziemlich neuen Wohnblocks im Vatnsstígur.
Nach der Ausschlussmethode suchte sie die richtige Klingel. Da der Name der Schwester nirgendwo stand, musste es die einzige unmarkierte Klingel sein. Eine Wohnung im siebten Stock.
Ísrún klingelte, das Gesicht von der Türkamera abgewandt. Keine Antwort. Sie klingelte noch einmal und wartete. Eine heisere Männerstimme sagte barsch: »Hallo?«
»Ríkharður? Ich bin von der Kriminalpolizei …« –
Mist
, sie hätte sagen sollen, sie sei vom Landeskriminalamt – »… und muss kurz mit Ihnen über Ihr Haus in Nordisland reden.«
Er schnaubte und ließ sie dann herein.
Sie nahm den Aufzug in den siebten Stock. Früher wäre sie die Treppe hinaufgerannt, aber jetzt hatte sie keine Energie mehr dafür.
Als sie die richtige Wohnung fand, klingelte sie an der Tür.
Der Mann öffnete, Ísrún schob ihren Fuß in die Tür, lächelte und war schon durch die Öffnung geschlüpft, bevor er verwirrt sagen konnte: »Hören Sie mal, ich kenne Sie doch. Diese … diese Narbe.« Meistens erwähnten die Leute ihre Narbe nicht. »Ich habe Sie schon mal im Fernsehen gesehen.« Dann wurde seine Stimme lauter: »Sie sind keine verdammte Polizistin. Verschwinden Sie!«
»Ich mache Ihnen ein Angebot«, sagte Ísrún seelenruhig. »Ich interessiere mich nicht für Sie und Ihre abartigen Machenschaften, aber ich brauche Infos über Elías Freysson. Wenn Sie mir ein paar Fragen über ihn beantworten, verspreche ich, Ihren Namen nicht in den Nachrichten zu nennen. Und wenn nicht …« Sie zögerte. Früher war sie nicht so kalt und unerbittlich gewesen. Die letzten zwei Jahre hatten sie verändert. »… wenn nicht, können Sie Gift darauf nehmen, dass Ihnen die Presse die Tür einrennt.«
Er zögerte.
»Draußen im Wagen sitzt ein Kameramann«, log sie. »Wenn ich ihm Bescheid gebe, können Sie noch nicht mal das Haus verlassen, ohne gefilmt zu werden.«
»Was wollen Sie über Elías wissen?«, fragte er wütend.
»Woher kannten Sie ihn?«
»Er hat nur für mich gearbeitet. Ich kannte ihn nicht. Er galt als handwerklich geschickt, und ich hatte einen guten Preis mit ihm vereinbart.«
»Wer hat ihn Ihnen denn empfohlen?«
»Ein Bekannter aus Dalvík, er heißt Svavar. Elías und er waren wohl befreundet. Haben lange zusammen gearbeitet.«
»Können Sie mir die Telefonnummer und die Adresse von diesem Svavar geben?«
Er nickte, ging aus dem Flur und kam kurz darauf mit einem Zettel mit einer nahezu unleserlichen
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