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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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bewachen sollten, lagen tot im Haus – irgendwer hat sie erschossen. Wir sind also noch nicht durch mit Little Mogadishu.»
    Gino grunzte. «Das wird ja immer besser. Zwei Menschenhändler weniger in der Petrischale. Und wenn wir den finden, der diesen Dienst an der Allgemeinheit so schön erledigt hat, grillen wir ihn gleich mit, weil er aus dem gleichen schädlichen Protoplasma besteht.»
    Magozzi ließ die Reifen des Caddies rauchen, als er vom Industriegelände wegfuhr und die Riverside in östlicher Richtung entlang auf die Camden Street zuhielt. Es war ein seltsamer Tatort. Rund um Haus und Garten war gelbes Absperrband gespannt, doch bis auf den einzelnen Streifenwagen vor dem Haus war kein Mensch zu sehen. Keine Nachbarn, die sich den Hals verrenkten, keine Reporter, keine Verstärkung, die mit Martinshorn und Blaulicht anrückte.
    Sie hielten hinter dem Streifenwagen. Officer Bad Heart Bull saß seitlich, mit offener Tür, auf dem Beifahrersitz, schwitzte sichtlich in seiner Uniform und wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch das Gesicht. Als er sie sah, stützte er sich mit einer Hand am Wagendach ab, rappelte sich mühsam hoch und reichte Magozzi ein leeres Meldeformular.
    Gino musterte ihn mit hochgezogenen Brauen. «Alles klar, Officer?»
    Bully nickte. «Ja. Das ist nur die Hitze. Ich hatte mich gerade an den Oktober gewöhnt, und jetzt ist plötzlich wieder Juli.»
    Gino nickte verständnisvoll. «Geht mir genauso. Außerdem war es bisher ja auch ein ziemlich harter Tag.»
    Bully sah seufzend zu Boden. «Allerdings. Ich muss sagen, das mit den Mädchen geht mir wirklich an die Nieren. Herrgott, das sind doch noch kleine Kinder. War die Welt immer schon so furchtbar, oder geht mir einfach die Kraft aus?»
    «Kinder sind immer am schlimmsten.» Magozzi fielen etliche frühere Ermittlungen ein, die ihn ernsthaft an seiner Berufswahl hatten zweifeln lassen. Er schrieb seinen Namen in die oberste Zeile des Formulars und wechselte das Thema. «Sind wir die Ersten?»
    «Ja, Sir. Ich habe aber schon Verstärkung angefordert und die Spurensicherung. Die müssten bald hier sein, dann knöpfen wir uns noch mal die umliegenden Häuser vor. Aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen. Hier in der Gegend sitzt man nicht den ganzen Tag im Liegestuhl und schaut seinen Nachbarn zu; die meisten igeln sich ständig in ihrer eigenen Höhle ein. Nichts hören und nichts sehen ist die Devise. Für den Moment lasse ich den Jungen, der die Haustürbefragungen mit mir gemacht hat, den Garten durchsuchen.» Er wischte sich noch einmal die Stirn und deutete in Richtung Haus. «Kommen Sie, ich führe Sie rum, bevor es hier so richtig voll wird.»
    Von außen sah das Haus heruntergekommen aus – nicht ungewöhnlich für diese Gegend. Von den verwitterten Außenwänden blätterten die jahrzehntealten Farbschichten diverser früherer Bewohner ab und gaben einen wahren Regenbogen frei, von Weiß über Braun und Gelb bis hin zu Dixieklo-Blau. Doch die Verfallserscheinungen wirkten ganz natürlich. Von den üblichen Beschädigungen durch Banden-Schießereien, mit denen man in so einem Viertel fast schon rechnete, war nichts zu sehen. Keine Serien von Einschusslöchern in der Fassade, keine zersplitterten Fensterscheiben.
    Gino betrachtete den Ventilator, der nach wie vor im Fenster rasselte. «Das Ding hört sich an wie ein Düsenjet. Laut genug, um Schüsse zu übertönen, falls wir es mit einem Kleinkaliber zu tun haben.»
    «Haben wir, glaube ich», warf Bully ein. «Ich bin zwar kein Fachmann, aber ich würde sagen, die zwei dadrinnen wurden mit einer .22er oder einer .24er kaltgemacht. Und bei der Zentrale ist kein Schusswechsel gemeldet worden – das habe ich schon überprüft.»
    Magozzi und Gino gingen zur offenen Tür und schauten ins Haus – nacheinander, weil sie nicht zusammen in den schmalen Durchgang passten und den splittrigen Türrahmen nicht berühren wollten. Der konnte schließlich massenweise Spuren in sich bergen. Magozzi drehte sich zu Bully um. «War die Tür schon offen, als Sie kamen?»
    Bully nickte. «Genauso wie jetzt. Kein Hinweis auf gewaltsames Eindringen. Die Mädchen waren in dem Hinterzimmer mit der kaputten Tür eingesperrt – ich war leider gezwungen, sie aufzubrechen. Sonst haben wir aber nichts angefasst.»
    «Danke, Bully.»
    «Immer gerne. Wenn Sie noch was brauchen, rufen Sie einfach.»
    Magozzi und Gino betraten das Haus und widmeten sich als Erstes den Leichen vor dem

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