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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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ist gelöst – die drei Opfer haben sich gegenseitig umgebracht. Die Somalier wurden beide mit Joe Hardys Waffe erschossen, und Hardy hat Kugeln aus deren Waffen im Leib. Bilderbuchmäßige Entsprechungen in allen Fällen.»
    «Halleluja!», rief Gino. «Genau so haben wir uns das gedacht.»
    «Aber ihr habt euch sicher nicht gedacht, dass Joe Hardy, oder zumindest seine Knarre, auch sonst nicht untätig war.»
    Magozzi und Gino wechselten einen Blick. «Wie meinst du das?»
    «Als ich die Waffen und die Projektile am Ende noch in die ballistische Datenbank eingegeben habe, kam ein NIBIN -Treffer zurück.»
    « NIBIN » stand für National Integrated Ballistics Identification Network – eine nachgerade geniale Einrichtung, die die ballistischen Daten aus sämtlichen Verbrechen landesweit zu Vergleichszwecken bereitstellte. Die Software, auf der das Ganze fußte, stammte zwar nicht von Monkeewrench, doch Magozzi wusste, dass die vier regelmäßig mit Updates oder sonstigen Verbesserungen aushalfen.
    «Für Hardys Waffe?» Gino war fassungslos.
    «Genau. Die Kidnapper aus dem Haus, in dem die Mädchen gefunden wurden, wurden mit derselben Waffe erschossen.»
    Jetzt sah auch McLaren interessiert von seiner Lektüre auf.
    «Wie bitte?»
    «Ich sagte doch, ich habe hier einen Sack voll Seltsamkeiten.»
    Gino schüttelte ungläubig den Kopf. «Unmöglich. Das muss ein Irrtum sein.»
    «Ich wollte es ja auch erst nicht glauben. Schließlich lese ich auch Zeitung und schaue Nachrichten, so wie jeder, ich kenne also Joe Hardy und seine Geschichte. Der Typ war ein waschechter Held.» Dave hielt kurz inne und seufzte. «Tut mir leid, dass ich jetzt mit schlechten Nachrichten komme.»
    «Mann, das ist hart», brummte Gino, nachdem sie wieder aufgelegt hatten. «Und ich sage euch, Ballistik hin oder her, an dem Szenario ist ganz massiv was faul. Joe Hardy war Soldat, aber doch kein kaltblütiger Killer. Klar, man musste in dem ganzen Kriegstheater auch mal unangenehme Aufgaben erledigen, aber er war doch längst wieder zu Hause. Außer Dienst. Er hatte Krebs im Endstadium! Und hat sich trotzdem noch um alle Welt gekümmert. Da steckt mehr dahinter, anders kann es gar nicht sein.»
    Magozzi lehnte sich in seinem Stuhl zurück und suchte eine Spinnwebe an der Decke, in die er sich vertiefen konnte. «Wenn wir ganz ehrlich sind, wissen wir doch eigentlich gar nicht, was Joe Hardy für ein Mensch war.»
    McLaren drehte sich samt Stuhl zu ihnen um, einen aufgeschlagenen Aktenordner auf den Knien. Sein grün-gelb kariertes Sakko sah aus, als wäre ein Clown darauf explodiert. «Immerhin wissen wir, dass er ein erstklassiger Scharfschütze im Sondereinsatz war und dass ein Großteil seiner Einsatzberichte zensiert ist. So viel Schwarz auf einer Seite habe ich zum letzten Mal gesehen, als Billy Douglas damals in der dritten Klasse sein Tintenfass über mein Bild für den Weihnachtsmann gekippt hat. So was macht das Militär nicht, wenn der betreffende Soldat nur Däumchen gedreht hat. Ich würde mal tippen, unser Joe Hardy war ein ganz schlimmer Finger.»
    Gino zog einen Flunsch. «Joe Hardy war ein Held.»
    «So ist das mit Helden in Kriegszeiten, alter Junge. Die sind immer schlimme Finger.»

[zur Inhaltsübersicht]
KAPITEL 29
    G ino brauchte fast eine geschlagene Minute, um sein Hirn nach etwas zu durchforsten, womit er McLarens Darstellung von Joe Hardy als schlimmem Finger widerlegen konnte. Er nutzte die Zeit sinnvoll, riss die Verpackung des verstümmelten Snickers-Riegels auf und biss herzhaft hinein, um seinen Seelenqualen durch energisches Kauen entgegenzuwirken.
    «Okay», sagte er schließlich und ließ dabei halbzerkaute Schokoladenstückchen auf seinen Schreibtisch niederregnen. «Ich glaube, ich habe jetzt eine neue Theorie. Dass die Waffe und die Kugeln stimmen, so weit gehe ich ja noch mit. Aber wie Dave schon gesagt hat: Joes
Knarre
war nicht untätig. Solange wir keine Zeugen haben, können wir überhaupt nicht beweisen, dass er bei den Kidnappern tatsächlich selbst geschossen hat. Im Ernst, der Mann war doch schon halb tot. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er plötzlich beschließt, sich die viele freie Zeit zwischen den Chemo-Terminen mit einem kleinen Gemetzel zu vertreiben.»
    «Hm», machte Magozzi. «Du meinst, so wie der geheimnisvolle Einarmige aus
Auf der Flucht

    «Genau. Kein Mensch hat an den Einarmigen geglaubt, aber am Ende gab es ihn doch.»
    «Das war aber ein Film, Gino.»
    «Na

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