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Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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auch erst nach persönlicher Einladung. Nach so vielen Monaten auf See und all den Erlebnissen, die sie geteilt hatten, stand ihr der Tag, als John zum ersten Mal mit ihr zusammen in dieser Küche hier gekocht hatte, noch immer besonders lebhaft vor Augen: Er war ein stiller, heiterer, bereitwilliger Gefährte gewesen, dem das Zubereiten von Essen dieselbe selige Zufriedenheit verschaffte wie ihr.
    Grace sah zu dem Schneidebrett hinüber, wo ihre Sig Sauer lag, geladen und griffbereit. Wie merkwürdig, mit einer Waffe neben sich etwas aus harmlosem Gemüse zu zaubern. Annie, Roadrunner und Harley freuten sich aufs Essen, waren aber oben geblieben, weil sie Grace’ Privatsphäre respektierten. Normalerweise war ihr das mehr als recht, doch heute Abend fühlte sie sich fast ein wenig einsam in der Küche.
    Und so lächelte sie tatsächlich, als Roadrunner vorsichtig zur Tür hereinlugte. Er trug heute ein schwarzes Trikot, was Grace aus irgendeinem Grund beunruhigte. Seine entstellten, grobknochigen Hände ragten hilflos und unnütz aus den enganliegenden Ärmeln hervor.
    «Hallo, Roadrunner. In einer halben Stunde gibt es Essen.»
    Er lächelte zaghaft. «Riecht toll.»
    «Das ist der Speck.» Grace schüttelte die Pfanne, und die Gemüsestückchen flogen kurz in die Höhe, um dann vorbildlich wieder dort zu landen, wo sie hingehörten. «Wenn du sie in so was sautierst, würden selbst deine Socken gut riechen.»
    «Grace?»
    «Ja?»
    «Wir haben bisher drei weitere Mails an Polizeidienststellen gefunden und Suchanfragen zu den entsprechenden Adressen laufen lassen. In allen Fällen sind die Bewohner tot. Eine Anschrift gehörte zu dem Haus hier in Minneapolis, mit dem Magozzi und Gino zu tun haben. Das mit dem vielen Sprengstoff. Und den drei Toten im Vorgarten. Ich habe versucht, Magozzi auf dem Handy zu erreichen, aber er geht nicht ran. Detective McLaren meint, sie sind im Flugzeug, auf dem Weg nach Norden, wegen einem anderen Fall. Es wird also noch ein paar Stunden dauern, bis man sie wieder erreichen kann.»
    Grace stand reglos da. Von ihrem hölzernen Kochlöffel tropfte Öl auf den Herd. «Dann sterben wegen Johns Mails also Terroristen?», fragte sie leise.
    «Sieht ganz so aus. Wir haben noch nicht den ganzen Stapel durch, aber es sieht wirklich so aus. Was dann auch die Fatwa erklären dürfte.»
    «Mein Gott!»
    «Und noch was, Grace. Ich habe gerade einen seltsamen Anruf bekommen. Irgendein FBI -Agent, der Johns Notizen zu dem Fall wollte, an dem wir mit ihm gearbeitet haben.»
    Grace warf einen Blick in die Pfanne und nahm sie dann von der heißen Herdplatte. «Aber der Fall ist doch gelöst. Was will das FBI noch mit Johns Notizen?»
    «Keine Ahnung.»
    «Hast du den Mann überprüft?»
    «Klar. Ich hab gleich aufgelegt und im Hauptsitz in Washington angerufen. Dienstnummer und Name stimmen. Sie meinten, er wäre nicht fest im Büro, sondern würde von zu Hause aus arbeiten, so wie viele Agenten. Macht alles einen korrekten Eindruck.»
    Grace wischte sich die Hände an der Schürze ab und sah Roadrunner an. Er hatte eisblaue Augen, die die meisten Menschen nervös machten, weil die Farbe so kalt wirkte. Doch Grace hatte immer schon das große Herz hinter diesen kühlen Augen gesehen. «Dann macht es also einen korrekten Eindruck, aber du glaubst es trotzdem nicht.»
    Roadrunner zuckte mit den knochigen Schultern. «Wahrscheinlich sehe ich nur Gespenster. Es wirkt alles koscher, aber es fühlt sich einfach nicht so an.»
    «Was hast du ihm gesagt?»
    «Ich habe ihm erzählt, die Leute, die mit Smith gearbeitet hätten, wären inzwischen nicht mehr bei uns.»
    Grace betrachtete das Gemüse, liebevoll zubereitet und perfekt, und spürte, dass es seinen Weg in das Gericht, das sie geplant hatte, nie finden würde. «Steht der Range Rover noch in der Garage?»
    «Ja.»
    «Dann pack die Waffen in den Kofferraum.»
    Roadrunners Extremitäten zuckten in alle Richtungen. «Alle?»
    Grace sah ihn eindringlich an. «Ja.»
    Roadrunner hatte sich kaum umgedreht, da klingelte ihr Handy. «Grace?», sagte die Stimme am anderen Ende.
    Einen Augenblick blieb ihr die Luft weg, dann flüsterte sie: «John. Du stehst überall im Netz. Gegen dich wurde eine Fatwa verhängt.»
    «Ich weiß.»
    «Und gerade hat jemand bei uns angerufen. Jemand, der dich sucht. Er behauptet, er wäre Agent in Washington.»
    «Ja, das weiß ich auch. Ich höre euer Telefon ab, und dieser Anruf kam nicht aus Washington, sondern aus

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