Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnähe

Todesnähe

Titel: Todesnähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
Minneapolis. Sie sind hier. Ihr müsst verschwinden, Grace. Alle. Sofort. Wir treffen uns bei Eingelocht. Hast du verstanden?»
    «Ja.»
    «Nehmt kein Gepäck mit, denkt gar nicht weiter nach, verschwindet einfach.»
    Grace drückte den Knopf der Gegensprechanlage, um Annie im Büro zu erreichen. Ihre Ansage war rasch und knapp: «Kommt sofort runter. Bringt Charlie mit. Wir müssen weg.»
     
    Die ersten fünf Minuten fuhr Grace wie der Teufel, raste mit quietschenden Reifen um die Kurven, ignorierte sämtliche Stoppschilder und legte einen gekonnten Zickzack-Kurs durch die vertraute Gegend hin, während Annie, Harley und Roadrunner nach Verfolgern Ausschau hielten. Erst als sie ihr Entwarnung gaben, ging sie vom Gas.
    Fluchtfahren, meine Damen und Herren. Man lernt es auf der Polizeischule, aber es ist beileibe keine Hexerei. Fahren Sie nie direkt geradeaus. Halten Sie sich von Haupttrassen fern und nehmen Sie immer die Nebenstraßen. Wann immer möglich, fahren Sie ein Stück zurück und biegen unvermittelt ab. Dann halten Sie an, schalten die Scheinwerfer aus und halten Ausschau nach möglichen Verfolgern. Aber vor allem: Verschwinden Sie im Verkehr. Ein Wagen, der zu schnell fährt, zieht Aufmerksamkeit auf sich, deshalb halten Sie unbedingt an jeder roten Ampel und beachten Sie alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, dann unterscheiden Sie sich nicht von anderen Autos auf der Straße. Sie fallen nicht auf. Sie sind unsichtbar.
    Diese Lektion hatte Grace sich gut gemerkt und befolgte sie jetzt akribisch, während sie sich auf Umwegen durch die Stadt schlängelte.

[zur Inhaltsübersicht]
KAPITEL 35
    M agozzi erwachte vom Heulen und Brummen der Motoren. Er musste wohl kurz eingeschlafen sein, nachdem er den Gurt angelegt hatte. Gino saß sicher angeschnallt auf dem Sitz gegenüber.
    «Du schnarchst», informierte er ihn, ohne auch nur einen Blick von Fuhrman zu wenden, der bereits im Cockpit saß und die Abflugdurchsagen machte, so als hätte er nicht nur zwei Passagiere, sondern eine ganze Flugzeugladung voll.
    «Sind wir schon da?», fragte Magozzi.
    «Nein. Wir starten gleich. Die Hamster scheinen sich langsam warm gelaufen zu haben.»
    Fuhrman kam den Mittelgang entlang und blieb neben Gino stehen. «Detective, ich muss Sie leider bitten, sich auf die andere Seite des Flugzeugs zu setzen.»
    «Machen Sie Witze?»
    «Nein. Sie und Ihr Partner können nicht so nah beieinandersitzen. Sie wissen doch sicher noch, was ich vorhin über die Loopings gesagt habe?»
    Ginos Gesicht war kalkweiß, als er aufstand. «Sie sind mir vielleicht ein Spaßvogel.»
    Fuhrman war klug genug, sich das Grinsen zu verkneifen. «Gut, dann wären wir startklar. Legen Sie die Sicherheitsgurte an, ich wünsche einen angenehmen Flug.» Damit verschwand er im Cockpit und zog den Duschvorhang hinter sich zu.
    Gino setzte sich hin, schnallte sich an und stützte die Hände gegen die Rückenlehne des Vordersitzes. Er versuchte es mit tiefen Atemzügen, weil ihm einmal jemand erzählt hatte, das wäre beruhigend. Aber anscheinend hatte dieser Jemand keine Ahnung, denn wie sich schnell herausstellte, kam man davon nur ins Hyperventilieren. «Der Motor klingt seltsam», keuchte Gino, ohne zu Magozzi hinzusehen. Vielleicht half Reden ja, etwas von der überschüssigen Atemluft wieder loszuwerden.
    «Ganz ruhig, Gino. Es wird alles gutgehen. Brauchst du eine Kotztüte?»
    «Nein. Auf keinen Fall. Ich hasse Kotzen. Ich weigere mich zu kotzen …»
    In dem Moment setzte sich das Flugzeug abrupt in Bewegung und raste gleich darauf die Startbahn entlang. Gino hielt die Armlehnen umklammert und kniff fest die Augen zu. «O mein Gott!» Und dann waren sie plötzlich in der Luft, stiegen höher und immer höher. Wenig später polterte es, weil das Fahrgestell entweder eingezogen worden oder abgefallen war. Gino hätte nicht sagen können, was von beidem, aber das würde er ja bald genug merken.
    «Siehst du?», rief Magozzi von der anderen Seite des schmalen Mittelgangs herüber. «Das war doch gar nicht so schlimm, oder?»
    Langsam öffnete Gino die Augen und gab sich Mühe, nicht darauf zu achten, dass der feste Boden hinter dem blöden kleinen Fenster immer weiter unter ihnen zurückblieb. «Noch ist es nicht vorbei, Kumpel.»
    Wie auf Kommando knisterte der Lautsprecher, und Fuhrman meldete sich: «Wir haben jetzt unsere Reiseflughöhe erreicht, meine Herren, aber an Ihrer Stelle würde ich lieber sitzen bleiben. Wir werden demnächst ein paar

Weitere Kostenlose Bücher